"Die Traurigkeit wird ewig dauern."

Noch etwas zu Vincent van Gogh

Vincent van Gogh im Alter von 19 Jahren / Foto VAN GOGH MUSEUM AMSTERDAM
Vincent van Gogh im Alter von 19 Jahren / Foto VAN GOGH MUSEUM AMSTERDAM

 

Durch den Angriff auf van Goghs "Sonnenblumen" in der Londoner National Gallery am letzten Freitag kam ich gestern wieder einmal dazu, mir Bilder von van Gogh, besser gesagt Fotos davon, anzuschauen.

 

Auch heute noch finde ich immer wieder mal eins, das ich nicht kenne, noch nie gesehen habe. Das ist kein Wunder, denn van Gogh war ungeheuer fleißig. Malte sicher auch teilweise als ein Getriebener, Besessener, mit Schmerz und großer Unruhe in sich. 900 Gemälde sind von ihm bekannt, 1000 Zeichnungen kommen dazu. Dieser Mann begann erst mit Ende zwanzig zu malen und starb im Alter von 37 Jahren an einer Schussverletzung. Ob er die sich selbst beigebracht hatte, ob es Mord, Unfall oder Selbstmord war - das wurde nie eindeutig geklärt. Es gibt viele Theorien; die angebliche Suizidwaffe wurde 2019 auf einem französischen Acker gefunden. Mehr Hintergrund im Zeitungsartikel hinter dem roten Button.

 

Über das tragische Leben des Künstlers, seine zeitweilige bittere Armut, die nervliche Zerrüttung, das abgeschnittene Ohr, die Probleme mit seiner Umwelt, da wurde schon viel gesagt.

 

Van Goghs Bilder, die heute für zweistellige Millionenbeträge in amerikanischen Dollar oder in Euro verkauft werden, waren zu Lebzeiten des Malers nicht viel wert. Man lachte diesen Mann aus, verstand weder den Künstler noch sein Werk. Seine Ideen, seine Malweise waren zu modern für seine Zeit. Er selbst schien sonderbar. Zu anders. Die Umwelt hatte keinen Zugang zum Universum van Goghs.

 

"Die Traurigkeit wird ewig dauern." waren Vincent van Goghs letzte Worte zu seinem Bruder Theo, so ist es überliefert.

 

Sehr viel Schönheit und Freude hat uns der Künstler hinterlassen. Und so tief traurig und verzweifelt war er doch selbst.

 

 

***

 

Noch eine kleine Anekdote zur Aufheiterung: Als ich noch nicht wusste, dass es von van Gogh nicht nur eins, sondern einen ganzen Zyklus seiner Sonnenblumenbilder gibt (die sich teilweise sehr ähneln), da wunderte ich mich. Sah ich heute ein Sonnenblumenbild beim Zahnarzt hängen und erinnerte mich an das im Schulsekretariat, da glaubte ich Unterschiede zu bemerken - obwohl ich ja nicht beide Bilder nebeneinander hatte. Ungläubig guckte ich mir zufällig ab und zu wieder so ein Bild an, wenn es irgendwo hing. Waren das nicht mehr Blumen als beim letzten Mal? Und erschien die Farbe hier nicht viel heller, der Hintergrund etwas matter? Überzeuge Dich hier.

 

Da fühlte ich mich ein wenig unsicher, war ich doch fest überzeugt, dass das Bild immer anders aussah. War ich verrückt?  Irritierend. Da man damals weder Internet noch Handy hatte, keine schnellen Fotos zum Vergleich machen und die fragwürdigen Bilder nicht einfach mitnehmen und nebeneinander legen konnte, erfuhr ich irgendwann aus einem Lexikon mehr über Maler und Werk. Und irgendwann auch darüber, dass es mehrere ähnliche Sonnenblumenbilder gibt bzw. gab. Das beruhigte mich, ich hatte mich also nicht getäuscht.

 

Diese Sonnenblumen-Bilder hatte van Gogh eigentlich für eine Malerkolonie im französischen Arles, genannt "Atelier des Südens", gemalt, die er mit Gaguin und anderen zu gründen gedachte. Gemeinsam wollte man dort arbeiten und leben. Für diese Räumlichkeiten waren die Bilder ursprünglich vorgesehen. Der Traum der Malerkolonie ließ sich nicht verwirklichen. Nur Gaugin kam nach Arles ; und schon dieses Zusammenleben der beiden Kollegen erwies sich als schwierig und letztlich unmöglich.

 

Vincent van Gogh; Selbstbildnis von 1889
Vincent van Gogh; Selbstbildnis von 1889