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Mensch und Maulwurf: ein Dialog (46)

Bin ich unflexibel?

 

Es gibt so Sprichwörter, die zwar stimmen, aber mir wegen ihrer bröseligen Altklugkeit nicht gefallen. Ein solches ist "Erstens kommt es anders als man zweitens denkt." Da geht es noch nicht mal um die Unannehmlichkeiten und Katastrophen, auf die man hier vorbereitet werden soll - sondern der Klang des Satzes ist hölzern. Besser gefällt mir da Brechts Hinweis gleichen Inhalts, aber in viel schönerer Form: "Drum mach' nur einen Plan, sei nur ein großes Licht. Und mach' dann noch 'nen zweiten Plan; geh'n tun sie beide nicht." 

 

Weil ich aber optimistischer Pragmatiker bin (d. h. ich versuche ständig, lieber aus Scheiße Gold zu machen als umgekehrt....), stelle ich mich (meistens) den unvorhergesehenen und mehr oder weniger schwierigen Planänderungen im Leben. Oft sind es dann so die kleinen Nadelstiche, die einem in manchmal anstrengenden Lebensphasen den Rest geben.

 

So ging es mir vor ein paar Tagen, als unversehens mein geplanter Herbsturlaub platzte. Ich habe zwar , so wie es momentan aussieht, ein paar freie Tage, aber ein ausgewählter und lang gebuchter Urlaubsort hat sich gerade von mir verabschiedet. Die Gründe sind nicht so wichtig, was zählt, ist das Ergebnis: ich kann da nicht hin.

 

Grillig nahm ich die neue Lage zur Kenntnis (und ja: ich weiß, es gibt Schlimmeres.). Was sagt der Maulwurf Pawel dazu?

  

***

Flexibler Abenteurermaulwurf
Flexibler Abenteurermaulwurf

 

Maulwurf: "Komm' schon; guck nicht so ... Schließlich geht davon nicht die Welt unter."

Yvonne (giftig): "Nee, nur habe ich mich wochenlang gefreut. Immer auf den Kalender geguckt und mir gesagt: noch drei Wochen, noch zwei, noch eine .... Und jetzt DAS!"

Maulwurf: "Ja, klar. Ich war auch schon ganz gespannt und konnte es kaum erwarten. Und ganz kurz war ich wütend, aber dann ....

Yvonne (sarkastisch): "Was - dann? Krise als Chance oder so - ich kann das nicht mehr hören."

Maulwurf (besänftigend): "Naja, so ähnlich schon. Aber guck mal, also ich, so als Abenteurer-Maulwurf, sehe es doch mehr von der großartigen Seite: das Unbekannte, Ungeplante, Unerforschte wartet da auf mich - auf UNS, wo wir das Geplante verlieren. Und auf diese Weise passieren Dinge, die ich gar nicht geträumt hätte."

Yvonne (knurrt): "Da hätte ich auch gern drauf verzichtet."

Maulwurf (begeistert, hüpft hoch und runter - rennt in die Küche und holt frischen Kaffee.): "Ach was, komm' schon. Ein Schlückchen Kaffee - oder bei Dir lieber einen Eimer - und dann fällt uns was Neues ein; so wie immer. Was sachste?"

Yvonne (schlürft Kaffee, grummelt): "Hhmmm...."

Maulwurf (kaut ein Stück Marmeladenbrot): "Waffff?"

Yvonne: "Naja, das stimmt schon, was Du sagst. Ich wollte es nur nicht hören, weil ich mir selber leid tue."

Maulwurf (nickt): "Weiß ich doch. Aber Selbstmitleid ist die größte aller Todsünden, wusstest Du das schon?"

Yvonne (seufzt): "Ja, klar. Du erinnerst mich ja zum Glück immer dran. Und Du hast recht und es ist mir auch peinlich. Nichts ödet einen doch mehr an als selbstmitleidige Waschlappen. Egal welchen Geschlechts, welcher Hautfarbe oder welchen Alters."

Maulwurf (lächelt zufrieden): "Waschlappen, Waschläpinnen, Waschlappende oder so.... (kichert) Sag ich doch. Also, was ist jetzt?"

Yvonne (grinst): "Was soll sein? Pfeifen wir auf die alten Pläne und - machen uns neue. Jetzt gleich!"

Maulwurf: "Genau; ich hab schon einen Sack voller Ideen."

Yvonne: "Dann lass' uns anfangen. Um uns selbst müssen wir uns auch selbst kümmern und nicht drauf warten, dass uns irgendwer ins Glück trägt."

Maulwurf (entrüstet): "Das würde ich mir auch schwer verbitten. Ich bin eine selbstbestimmte Maulwurfsperson."

Yvonne: "Selbstverständlich. Los jetzt."

 

Und dann diskutieren wir unsere kleinen Reisepläne. Dabei steigt unsere Laune mit jedem neuen Ziel, das wir ins Auge fassen. Du kennst ja unser Motto (ich meine das mit Ute.). "Warum in die Ferne schweifen, sieh, das Gute liegt so nah."

 

Was dabei rausgekommen ist und wo es uns schließlich hinverschlägt, das erfährst Du hier demnächst.

 

***

 

Neue Wege führen irgendwo hin.
Neue Wege führen irgendwo hin.

 

Maulwurf: "Noch ein Klassiker, Mylady?"

Yvonne (fröhlich): "Aber sicher, mein Bester. Wenn ich Dich nicht hätte ..."

Maulwurf (konzentriert): "Pass' auf, heute ein Gedanke von Aristoteles:"

 

"Das Unvorhergesehene ist die wahre Bewährungsprobe."

 

Na bitte.