· 

Der Japanische Staudenknöterich

Schöne Blüten im September und Ärger in der heimischen Natur

Der Japanische Seidenknöterich blüht bei uns im September.
Der Japanische Seidenknöterich blüht bei uns im September.

 

Schon als Kind begeisterte mich diese riesige, exotisch aussehende Pflanze mit den großen, leuchtend hellgrünen Blättern. Zu ungewöhnlicher Zeit, nämlich am Herbstbeginn, blüht sie und wächst wirklich so schnell, dass man dabei zugucken kann. Heute noch ein kleiner Strunk, der wenige Zentimeter aus der Erde ragt, am nächsten Tag schon eine richtige Pflanze und bald schon ein riesiges Gebüsch. Im Winter verschwindet dieses Gebüsch bis auf ein paar braune Reste gänzlich, um dann im Frühjahr zuverlässig wieder meterhoch zu erscheinen - wie immer fast über Nacht.

 

Etwas Besonderes. Ein echter Phönix.

 

Du hast Dich bestimmt auch schon über diese großen Pflanzen gewundert, die plötzlich an Orten wachsen, die vor Tagen noch leer schienen ...

 

Japanischer Staudenknöterich (Illustration aus Curtis’s Botanical Magazine, Tafel 6503, aus dem Jahr 1787)
Japanischer Staudenknöterich (Illustration aus Curtis’s Botanical Magazine, Tafel 6503, aus dem Jahr 1787)

 

Fallopia Japonica, so der schöne lateinische Pflanzenname, ist eine zweigeschlechtliche Pflanze - das heißt, es gibt weibliche und männliche Pflanzen. Die männlichen Pflanzen werden meist höher und haben auch größere Blätter. Vor allem sieht man den Unterschied an den Blüten: die der weiblichen Pflanzen sind lang und hängen nach unten, während die kürzeren männlichen Blüten aufrecht stehen. Aus den Blüten werden kleine, flügeltragende Samen.

 

 

So gut mir diese Pflanze heute noch gefällt, so verständlich ist mir auch das Missfallen, dass sie außerhalb Asiens erzeugt.

 

Denn sie gehört ursprünglich nicht hierher, verträgt sich nicht mit der einheimischen Vegetation, sondern dominiert sie. Überall, wo der Japanknöterich wächst, da gedeiht nichts anderes mehr, nicht einmal Gras. Deshalb zählt man ihn zu den invasiven Neophyten - pflanzlichen Eindringlingen sozusagen (nur kann die Pflanze ja nichts dafür.) In der Schweiz und Großbritannien ist es verboten, diesen Knöterich anzupflanzen, zu verkaufen oder auch nur zu dulden. Anderswo sieht man ihn als Gartenpflanze und darf ihn aber, wie in Deutschland, nicht in die Natur auspflanzen. Manche Gärtner empfehlen die Pflanzung in Töpfen, damit sich das Wurzelwerk nicht unkontrolliert ausbreiten kann. Denn so mancher Gartenbesitzer schätzt diesen Knöterich als schnellwachsenden, jährlich frischen Sichtschutz.

 

Fallopia Japonica ist ein unverwüstliches Lebewesen. Es bildet unterirdisch meterlange Wurzeln (Rhizome), die kaum vollständig zu entfernen sind. Um die einheimische Vegetation zu schützen, unternahm man allerhand: man rückte der Pflanze mit Chemie zu Leibe, ließ ihr Wuchsgebiet durch Schafe und Ziegen abweiden, deckte sogar ganze Flächen mit schwarzer Folie ab, um den Japanknöterich zu vernichten. Umsonst. Man könnte (gemäß A. M. )sagen: "Nun ist er halt da."

 

Diesen negativen Einfluss bedachte man nicht, als man den Japanknöterich absichtlich aus Asien nach Europa brachte. Das war im Jahr 1825; die Idee hatte Philipp Franz von Siebold - ein bayrischer Arzt, Botaniker und bekannter Japanforscher.

 

Mehrere Jahre lebte Siebold in Japan.

 

 

Den Japanischen Staudenknöterich dachte Siebold sich ursprünglich als Futter für Rehe und als Deckung für Rebhühner und Fasane. Aber den Rehen schmeckte die Pflanze offenbar nicht und das sicher geglaubte Schutzgebüsch verschwand im Herbst ganz schlagartig, um erst im Frühjahr wieder hervorzukommen. Wer sich trotzdem über diese Pflanze freute: Bienen, Imker und Vögel. Die Blüte zum Herbstbeginn ergibt eine zusätzliche und willkommene Bienenweide. Und kleine Singvögel bauen ihre Nester darin.

 

Philipp Franz von Siebold (1796 - 1866) / https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiowissen/siebold-japan-forschung-wissenschaftsgeschichte-100.html
Philipp Franz von Siebold (1796 - 1866) / https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiowissen/siebold-japan-forschung-wissenschaftsgeschichte-100.html

 

Für den menschlichen Verzehr ist der Staudenknöterich ebenfalls geeignet, man bereitet die jungen Pflanzenstengel ähnlich dem Spargel zu.

 

Auch medizinische Wirkung wird der Pflanze zugeschrieben, in Asien verwendet(e) man Fallopia Japonica als Heiltee. Man verspricht  sich unter anderem Blutdrucksenkung, Bekämpfung von unerwünschtem Bakterien- und Pilzbefall sowie positive Wirkung gegen Krebserkrankungen.

 

 

Japanischer Staudenknöterich blühend im Herbst; hier am Bach.
Japanischer Staudenknöterich blühend im Herbst; hier am Bach.