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Hervorgeholt: Wenn Fraun was kaufen, das geht flink...

Otto Reutters Blusenkauf

Kermet im Shopping-Stress / www.pixabay.com / Alexax_Fotos
Kermet im Shopping-Stress / www.pixabay.com / Alexax_Fotos

 

Es gibt wenige Männer, die gerne zum Vergnügen einkaufen gehen, heute sagt man dazu "shoppen". Gemeinsam mit einer Frau (eigene Frau, Freundin, Mutter, Schwester, Kumpel-Freundin, heimliche Affäre, Kollegin, Verwandte).

 

Dabei gehts nicht um den Kasten Bier, den gemischten Limo-Kasten, die Paletten mit H-Milch und Joghurt, das Klopapier, das Waschmittel, den Grillkohleanzünder, die Staubsaugerbeutel, die Mülltüten, die Gummibärchen, das Brot, die Wurst, die Butter, die Zahnpasta, das Scheuermittel, die Schuhputzcreme, den Hustensaft und, und, und....

 

Sondern um die einzelnen, schönen Dinge des Lebens oder was jeder so dafür hält:

 

Handtaschen, Bücher, Klamotten, Schuhe, Kosmetik, Handbohrmaschinen, Computerspiele, Dekokram für die Wohnung, was fürs eigene Hobby. Früher haben noch Filme und Musik eine große Rolle gespielt, heute im Zeitalter des Streamings kein großes Thema für die meisten.

 

Dieses vergnügliche Einkaufen macht man meistens nicht total abgehetzt abends nach Schule oder Arbeit (außer einem Frustkauf nach einem schlimmen Tag -  "Man gönnt sich ja sonst nichts." -), weil man es ja nicht MUSS.  Sondern man MÖCHTE es gern.

 

So nutzt man dafür freie Zeit, in der man in möglichst gutem Zustand ist. Also ausgeruht, gut gelaunt, schick angezogen, ausreichend mit Geld bzw. gut gepolsterter Kreditkarte ausgerüstet. Und schon mindestens einem kräftigen Kaffee intus.

 

Dann geht man in eine schöne Innenstadt (bevorzuge ich) oder in ein Einkaufscenter (nicht so meins) und bummelt herum. Man schaut und prüft und freut sich und wägt ab und beobachtet. Vielleicht braucht man etwas Bestimmtes oder man ist einfach mal so auf der Jagd. Kann großen Spaß machen. Allein oder mit einem Gleichgesinnten. Aber nicht mit jemandem, dem das Ganze nicht gefällt.

 

Nun scheint es genetisch so eingerichtet zu sein, dass Männer nicht gern "shoppen". Jedenfalls die meisten nicht. Es gibt nach meiner Erfahrung drei Kategorien, in Prozent der geschätzte Anteil an der männlichen Gesamtbevölkerung. Wie gesagt sind das nur meine eigenen Erfahrungen, keine statistischen Zahlen.

 

Kategorie A - Der Shopping-Hasser (20 %): hasst das Shoppen, geht niemals mit. Wenn es sich in Grenzsituationen des Lebens (frisch verliebt zum Beispiel) gar nicht vermeiden lässt, haben diese Männer einen sehr schmerzlichen und gequälten Gesichtsausdruck. Auch mit ihrer Körperhaltung und Bewegungsart drücken sie aus: "Ich wäre lieber ganz woanders, ich hasse es, ich kann nichts dafür, es ist mir peinlich." Vielleicht kaufen sie gern mit ein, wenns um High Heels und Dessous für ihre Schöne geht, aber auch das sind dann nur kurz aufblitzende Momente der Ausnahme.

 

Kategorie B - Der friedliche, aber uninspirierte Mitgänger (70 %): geht mit, aber nicht gerne. Sozusagen um des lieben Friedens willen oder weil man der Frau eine Freude machen will ("Der Klügere gibt nach."). Zu eigener Freude kann man sich dabei  aber nicht durchringen. Man guckt leicht gequält, aber auch ein wenig freundlich: "Na ja, bin ja kein Spielverderber, Und wenns der Moni solchen Spass macht, na gut. Hauptsache, sie gibt nicht zuviel Geld aus und es dauert nicht allzu lange. Außerdem kann ich dann in Ruhe Fußball gucken zu Hause." Wenn diese beiden Vorraussetzungen erfüllt werden, dann ist es für ihn ok. Was die Frau gekauft hat, wie es dann an ihr oder in der Wohnung aussieht - das bemerkt er gar nicht, es ist ihm auch egal.

 

Kategorie C - Der begeisterte Miteinkäufer (10 %): ist die kleinste Gruppe von den dreien. Ein Mann, der gerne shoppen geht mit einer Frau (und nicht schwul ist). Ich kenne gerade mal drei, einer davon ist noch sehr jung. Hoffentlich kann er sich diese wie ich finde positive Eigenschaft erhalten.

 

Diese Wunderexemplare gehen nicht nur geduldig hinter ihrer weiblichen Begleitperson her wie Kategorie B . Sondern sie leisten einen Beitrag zum gelungenen Einkaufs-Event.

 

Zum Beispiel bringen sie von selbst Klamotten auf Bügeln heran und fragen: "Guck mal, wie wäre es denn damit ? Probier es doch mal an ! Die Farbe steht Dir doch so gut." . Oder sie bringen uns Hilflosen in der Umkleidekabine verschiedene Größen, solange, bis es passt. So ein Mann diskutiert mit über Handtaschen, Schuhe, Make-Up, Parfum, Kleider und - BLUSEN.

 

***

 

Davon singt Otto Reuter hier: "Der Blusenkauf". Wobei der Beitrag des Mannes hier im Lied im Überlassen seines Portemonnaies und einer Riesengeduld bestanden hat. Auch nicht schlecht. Hat dem Armen aber leider nichts genützt.

 

Also, meine Herren, gut aufgepasst! Und im Ernstfall lieber schon mal allein nach Hause gehn. Eh noch Schlimmeres passiert.

 

Zum Nachlesen habe ich für Dich den Text des Couplets (mit allen Strophen) nach dem Video eingefügt. Und wenn Du mehr über den deutschen Humoristen Otto Reutter erfahren willst, so klappt das HIER.

 

 

Original-Vortrag. Text und Melodie von Otto Reutter (www.otto-reutter.de)
Teich/Danner Nr. 325

1.
Wenn Frauen was kaufen, das geht flink,
Ich weiß, wie's meinem Freund erging,
Der, jungvermählt, wollt in der Früh'
mal ins Büro, da sagte sie:
„Laß mich ein Stückchen mit dir gehn." – –
Dann blieb sie vor 'nem Laden stehn.
„Dein Portemonnaie! – Bin gleich zurück,
Es dauert nur 'nen Augenblick.
Bleib' draußen," sprach Frau Suse,
„Ich kauft nur schnell ne Bluse."

2.
Nun geht sie rein – „'nen Augenblick“.
Ihr Mann, sehr heiter, bleibt zurück. – –
Er freut sich – `s Wetter ist sehr schön,
Sieht Kinder, die zur Schule gehn – –
Und sie sagt drinnen zur Mamsell:
„'ne blaue Bluse, aber schnell!"
Nun schleppt man alle blauen rein
Und nach 'ner Stunde sagt sie: „Nein,
Ich finde keine nette,
ich möcht' 'ne violette."

3.
Nun packt man violette aus.
Ihr Mann geduldig, steht vorm Haus,
denkt: „Ziemlich lange währt so'n Kauf,"
Geht auf und ab – und ab und auf – –
Und sie sagt drinnen: „Das ist nett!
Wie kam ich nur auf violett?
Da fällt mir ein, Frau Doktor Schmidt
Geht immer mit der Mode mit –
Und die trägt jetzt 'ne gelbe.
Ach geb'n Sie mir dieselbe.“

4.
Nun packt man alle gelben aus.
Ihr Mann wird hungrig vor dem Haus.
Der Mittag naht – die Sonne sticht,
Die Kinder komm'n vom Unterricht. – –
Und sie sucht drinnen und sagt alsdann:
„Was geht Frau Doktor Schmidt mich an!
Wie kam ich auf 'ne gelbe nur?
Es wird ja Frühling, die Natur.
Zeigt frohe Hoffnungsmiene,
Ach, geb'n Sie mir 'ne grüne.“

5.
Nun packt man alle grünen aus.
Ihr Mann wird matt und seufzt vorm Haus:
„Gern kauft'ich 'ne Zigarre mir,
doch 's Portmonnaie, das ist bei ihr.“ – –
Und sie sagt drin: „Beim Sonnenschein,
da wird das Grün zu dunkel sein.“ –
Da schaut er rein. – „Mein Portmonnaie“ –
sie sagt: „'nen Augenblick noch. Geh!
Ich bin ja gleich zur Stelle. –
Ach, geb'n sie mir 'ne helle.“

6.
Nun packt man alle hellen aus.
Da gibt's ein Ungewitter drauß'.
Es regnet bis zum Abendrot.
Ihm fehlt ein Schirm und `s Abendbrot – –
Und sie sagt drinnen zur Mamsell:
„So'n Wetter heut' – und dazu hell?
Und überhaupt, wir haben bald
April, da ist's oft nass und kalt.
Dann bin ich die Blamierte.
Ach geben se ne karierte."

7.
Nun packt man die karierten aus –
und er stöhnt, frei nach Goethe, drauß':
„Was ewig weiblich, zieht uns an.
Das Weib, das zieht sich ewig an.“ –
Und sie probt drinnen und sagt entsetzt:
„Was – Nummer vierundvierzig jetzt?
Nicht zweiundvierzig, schlank und schick?
Dann nichts kariertes – das macht dick“ –
Ihr Blick zur Taille schweifte.
„Dann geb'n sie 'ne gestreifte.“

8.
Nun packt man die gestreiften aus.
Ihr Mann, der wankt und röchelt drauß':
"Ein Augenblick!" - Das war ihr Wort! –
Dann fällt er um – man trägt ihn fort. – –
Da kommt sie mit 'ner roten raus.
"Hier bin ich schon." ruft froh sie aus – –
Und schreit: "Mein Mann!! Mein einz'ges Glück!
Gott, ist er tot? Ein' Augenblick!"
Und in den Laden starrt se:
„Dann geb'n Sie mir 'ne schwarze."

 

Farben ! www.pixabay.de / Miriams-Fotos
Farben ! www.pixabay.de / Miriams-Fotos

 

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Der Maulwurf gehört zur seltenen Kategorie C, zum Glück.