Was красивая девочка, Frau K. und Kneifzangen miteinander zu tun haben
Heute habe ich Dir anlässlich des Schulstarts in Sachsen in der kleinen Freitagspresseschau eine "Ampelgeschichte" mitgebracht. Sie spielt im Bildungswesen und enthält zusätzlich eine sehr interessante (ampelfreie) Reportage des BR über die allgemeine Situation an bayrischen Schulen.
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Oft wundert man sich über die offensichtliche und zunehmende Rückwärtsentwicklung unserer Gesellschaft in Deutschland, neuerdings doch geführt von einer "Fortschrittskoalition".
Immer weniger funktioniert der Staat in seinen klassischen Zuständigkeitsbereichen.
Dinge, von denen der Bürger früher ausgehen, auf die er sich verlassen konnte und wofür er schließlich Steuern bezahlt - heute klappen sie vielfach nicht oder schlecht. Dafür wehen Regenbogenfahnen auf Regierungsgebäuden, Politiker lassen sich mit exotischen Aktivisten ablichten, die Sozialsysteme ächzen unter der Last der andauernden Zuwanderung.
Egal was man nimmt: Energieversorgung oder öffentliche Verkehrsmittel; Bildungssystem oder öffentliche Sicherheit; Wohnungsbau, Verwaltung, Gesundheitswesen, Landwirtschaft oder Digitalisierung - es klemmt überall. Es wundert einen auch nicht sehr, guckt man sich Bildungs- und Erfahrungshintergrund der Amtsträger und deren ideologische Heimat an.
Erstaunlich für mich nicht nur dieser Mangel an Fähigkeiten, sondern auch die immer wieder hervortretende Lust, da noch einen draufzusetzen - oder wie verstehe ich eine Kapriole wie die hier gleich folgende? Vorab muss man sich klarmachen, dass wir bundesweit seit Jahren einen zunehmenden Lehrermangel haben. Unterrichtsausfall, Qualitätseinbußen, Unordnung im Alltag und schließlich ungebildetere junge Erwachsene sind das Ergebnis dieser Situation.
Doch nun das "Fortschrittliche", sozusagen das Licht am Ende des Tunnels, das Robert Habeck hoffentlich noch nicht ausgeschaltet hat:
In Sachsen wurden vorigen Monat, im Juli 2022, zehn Millionen Euro bereitgestellt, um in jedem Klassenzimmer des Bundeslandes eine CO2-Ampel aufzustellen. Diese zeigt dann mit einer Leuchte rot-grün-gelb an, wann eine bestimmte CO2-Konzentration erreicht ist und gelüftet werden muss.
Prinzip: je mehr Kohlendioxid in der Raumluft ist, umso stärker bilden sich Aerosole, diese winzigen Schwebepartikel in der Luft. Und über Aerosole können sich Viren verbreiten. War früher auch schon so, nur hat man statt eines Meßgeräts mit Ampelleuchte dafür "verbrauchte" Luft auch so bemerkt. Beim Atmen nämlich.
Legendär meine Russischlehrerin Frau K., die beim Betreten des Klassenzimmers sehr oft mit wehender Frisur tatkräftig zum Fenster schritt, es aufriss und rief: "Sauerstoff! Ich brauche jetzt Sauerstoff!" . Wahrscheinlich war die Luft vorher derart muffig, dass die Ampel dunkelrot angezeigt hätte. Brauchten wir aber nicht, denn wir hatten ja zum Glück Frau K.. Die war auch viel besser als so eine dreifarbige Lampe. Mich nannte Frau K. manchmal "красивая девочка". Ich habe bei dieser Lehrerin viel gelernt und liebte die Sprache mit ihren herrlichen Buchstaben schon von der fünften Klasse an. Ein Alphabet, das Härte- und Weichheitszeichen enthält und ganze sechs Buchstaben allein für verschiedenen Zischlaute hat. Faszinierend. Bis heute finde ich Russisch schöner als zum Beispiel Englisch oder Französisch. Und nein, das hat mit der politischen Situation aktuell gar nichts zu tun, sondern war immer schon so.
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Sachsen folgt mit diesem Ampeleinsatz der Empfehlung des Corona-Expertenrats der Bundesregierung. ExpertInnenrat heißt der korrekt, nachzulesen auf den Seiten der Bundesregierung HIER.
Ein Bildungssystem, dem die Lehrer fehlen und das zweieinhalb Jahre teils unsinnigste und sehr belastende Corona-Maßnahmen durchlebt hat, braucht jetzt eine Ampel, um ab und zu die Fenster zu öffnen ?! Ich fasse es nicht.
Wieder fragt man sich, wie es die Menschheit bis hierher schaffen konnte. Wie unsere Altvorderen ganz von selbst wussten, wann sie frische Luft brauchten. Zahllose Schülergenerationen atmeten und lernten in Schulen mit Klassenzimmern OHNE Lüftungsampel und Belehrbärentum. Welch ein Wahnsinn. Wahrscheinlich wurden von der damals noch konservativen Lehrerschaft die zahllosen Opfer verschwiegen, den dieser unpädagogische Leichtsinn forderte. Oder man gehörte wie ich zu den glücklichen Schülern von Frau K., die sie während des Unterrichts gratis "durchlüftete".....
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Heute sind wir viele Schritte weiter. Unsere Jugend lernt in der Schule, wie man richtig lüftet. Allerdings können sie das dann später auch nur, wenn sie eine Ampel haben. Das ist nicht weit hergeholt, denkt man daran, dass mancher ohne Kaffeemaschine oder -automaten auch keinen ordentlichen Kaffee mehr machen kann.
Jetzt frage ich mich besorgt, wann für uns alle die Ampel nicht nur zum Lüften, sondern auch zum Essen und Trinken, für den Gang zur Toilette, für die Fortpflanzung und die Versorgung des Nachwuchses kommt. Schon heute ermahnen uns unsere mobilen Endgeräte zu genügend Flüssigkeitsaufnahme an heißen Tagen oder zur Vorsicht bei Wettererscheinungen wie Sonne, Regen, Wind und Schnee. Auch gibt es unter vielen anderen Spielereien Fruchtbarkeitsapps, Zyklustracker und Ovulationsarmbänder - damit wir nicht verpassen, Kinder zu zeugen.
Zum Glück ist der Kopf angewachsen, der Hintern auch. So brauchen wir zumindest keine elektronische Suchfunktion zum Auffinden unserer Körperteile ....
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Verglichen sind damit die Leute, die sich ohne elektronische Hilfe - sondern nur unter Einsatz der sprichwörtlichen Kneifzange - die Hosen anziehen, doch noch wirkliche Könner.
