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Bäckeraltar, Gaspreis, Personalmangel

Gedanken in St. Annen

 

Wer in Annaberg-Buchholz die Annenkirche betritt, der steht gleich rechts neben dem Haupteingang vor dem Bäckeraltar.

 

Dieser Altar heißt so, weil er im 16. Jahrhundert von den einflussreichen und offensichtlich auch wohlhabenden Mitgliedern der hiesigen Bäckerinnung gestiftet wurde. Man erkennt es an einem Detail am oberen Altarrand: den Brezeln, Zeichen der Bäcker:

 

Bäckerlöwen mit goldener Brezel
Bäckerlöwen mit goldener Brezel

 

Der Bildhauer Christoph Walther schuf den Bäckeraltar für diese Kirche.

 

Jahrhundertelang erhalten, restauriert, bewundert: so steht sein Werk immer noch am Platz, geschmückt mit Kerzen und den Blumen der Jahreszeit.

 

Annenkirche in Annaberg-Buchholz
Annenkirche in Annaberg-Buchholz

 

Heute stiften Bäcker keine Altäre mehr.

 

Religion und Glauben nehmen im Europa nach der Aufklärung nicht mehr so viel Raum ein wie früher. Seit ca. 300 Jahren ist man mehr darum bemüht zu wissen, nicht zu glauben. Kirche und Staat trennten sich, der Glaube wurde mehr und mehr zur Privatsache. Jeder sollte es halten, wie er es eben wollte und keine Nachteile erleiden. Erst auf dieser Basis wurden Erkenntnis, Fortschritt und persönliche Entfaltung möglich. Gut, finde ich.

 

Aktuell nennen wir "Team Wissenschaft", was mit aufgeklärtem Forschergeist nichts zu tun hat und nur um Propagierung und Schutz seines jeweiligen Dogmas bemüht ist. Corona, Klimawandel, Einwanderung, Energiewende u.s.w.... 

 

Kritik und Debatte unerwünscht. Eher eine "rückschrittliche", weil geschlossene  Gesellschaft wurden wir in den vergangenen Jahren. Auch die Rolle der beiden deutschen Kirchen erscheint mir in immer ungünstigerem Licht. Mal abgesehen von ewigen Missbrauchsskandalen und Kirchensteuergeldverschwendung betätigt sich gerade die evangelische Kirche Deutschlands als Schlepper und Zerstörer der eigenen Tradition und Kultur.

 

Kirchen beider Konfessionen verschlossen ihre Türen und ihren Geist auch in der Pandemie. Mit "Impfen ist Liebe" unterstützte man die staatlichen Impfprogramme. Wer liebte und unterstützte Kritiker, Verzweifelte, Einsame? Kaum einer. Kein Vergleich zu "meiner" evangelischen Kirche in den 1980er Jahren, die in der DDR ein Hort demokratischer Kräfte war und maßgeblich zur politischen Wende beitrug.

 

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Und die Bäcker?

 

Erstens gibts zu wenige in diesem wichtigen Handwerk. Der Nachwuchs fehlt. Zweitens sind auch die mitarbeitenden Verkäufer und Verkäuferinnen rar. Mein Lieblingscafé "Zeitlos" hat diesen Sonntag nur bis 13:30 auf. Das kleine "Kult" nebenan ist vorübergehend geschlossen; Personalmangel. Nicht nur hier.

 

Und drittens: extrem steigende Strom- und Gaspreise belasten die Bäckereien besonders, denn hier wird "Prozesswärme" gebraucht. Ohne heißen Ofen kein Brot. 

 

Und so schließt mancher Bäcker seine Backstube, sein Unternehmen für immer. Altäre oder anderes werden nicht gestiftet.

 

Aber heulen könnte man kräftig, wie auf Meister Walthers Altarbild.

 

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