Wehranlage, Sommerfrische und Wohnhaus
Wer in Annaberg-Buchholz den Promenadenweg von der Buchholzer Straße aus talwärts entlang geht und dabei der Stadtmauer folgt, der findet das Haus Promenadenweg Nr. 6.
Ein mitten in die alte Wehranlage hineingebautes Haus?
Schon vom ersten Ansehen vor Jahren hat mich dieses bisher verlassen wirkende Gebäude interessiert, mich fasziniert mit seiner eigenwilligen Bauweise. Langgestreckt und turmartig gerundet, mit einem Erker und schönen, im unteren Bereich hohen Bogenfenstern. Geheimnisvoll, da nur ein Teil des Hauses vom Weg an der Stadtmauer aus zu sehen ist. Der Hauptteil versteckt dahinter.
Neugierig war ich, wie man an die "Vorderfront" des Hauses käme, denn die kleine Tür an der unteren Nordseite ist offensichtlich kein Haupteingang. Gesucht und gefunden habe ich den Zugang von der unteren Frohnauer Gasse aus, durch den Hof eines Grundstückes muss man gehen. Von dort aus führt ein Weg zum Haus.
Entlang an zugewachsenen Gärten, vorbei an ein paar einsamen Garagen unter hohen, alten Bäumen. Herrlich.
Hervorgegangen ist dieses Haus aus einer schon 1508/1509 errichteten Bastion hier in der Stadtmauer im Westen Annabergs. Das Haus, oder besser: sein Vorgänger, war also früher ein Bestandteil der Wehranlage der Stadt. 1731 bekam das Gebäude einen kleinen Turm. Bald darauf spielte es bei der Verteidigung Annabergs keine Rolle mehr.
Im Jahr 1850 entschied der Kaufmann Herr Bamberg, dem das Bastionshaus nun gehörte, es als Sommerhaus zu nutzen und dem Haus einen Namen zu geben: "Charlottenburg" hieß es nun, bis man es über fünfzig Jahre später zum wintertauglichen Wohnhaus umbaute.
Der terassenartig angelegte Stadtteil, der hier zwischen Buchholzer Straße, Markt und Stadtmauer liegt, heißt Münzviertel. Den unteren Teil des Münzviertels um den Promenadenweg herum nannte man im 19. Jahrhundert "Annaberger Riviera", weil hier etwas anders war als in der weiteren und meist rauhen Umgebung des Erzgebirges:
Durch die geschützte und sonnige Hanglage gediehen Pflanzen, Bäume, Sträucher, Blumen, Gras und Kräuter besser. An der "Annaberger Riviera" war eher Frühling als sonstwo in der Stadt, ein schöner Ort mit etwas südlichem Flair..... Schließlich lag ja auch das Sommerhaus "Charlottenburg" zu dieser Zeit hier.....
Herrn Bambergs Sommergäste waren damals also gleichzeitig in Charlottenburg, an der Riviera und konnten bei klarem Wetter sogar den Fichtelberg sehen. Perfekt.
Denn die Aussicht ist rivieramäßig, guckt man doch über Frohnau zum Schreckenberg, zur Teufelskanzel und weiter entfernt zur Galgenhöhe über Buchholz. Vor kurzem erst wurde das Haus von seinem neuen Besitzer gekauft. Er arbeitet jetzt daran. Ich glaube, es wird sehr schön werden und beneide die Leute ein wenig, die darin wohnen dürfen.....
Und so findest Du den Weg an die Oberseite des Hauses:
Machs gut, Haus "Charlottenburg", Promenadenweg Nr. 6. Wir gucken spätestens im Herbst mal nach Deinen Fortschritten.
