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Köln-Finkenberg

Über das Scheitern eines Vorzeigeprojekts

"Wir waren begeistert von der Idee der menschenfreundlichen Stadt." (Screenshot WDR-Doku Köln Porz Finkenberg, s.u.)
"Wir waren begeistert von der Idee der menschenfreundlichen Stadt." (Screenshot WDR-Doku Köln Porz Finkenberg, s.u.)

 

Heute habe ich Dir in der kleinen Freitagspresseschau einen Film über den Kölner Stadtteil Finkenberg im Stadtbezirk Köln-Porz mitgebracht. Und das Ergebnis einer frischen Studie über unsere Grundschüler. Was hat das miteinander zu tun?

 

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Vor ein paar Tagen las ich in der Freien Presse einen Artikel über den Zustand der Bildung an unseren Grundschulen, bundesweit betrachtet. Grundlage für diese Einschätzung ist eine besondere Studie, der IQB-Bildungstrend. Den Namen bekam diese Studie vom Institut für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB), das diese Untersuchungen durchführt.  Der IQB-Bildungstrend wird alle fünf Jahre im Auftrag der Kultusministerkonferenz (KMK) der Bundesländer erarbeitet, um die Entwicklung unserer Kinder zu verfolgen.

 

Das aktuelle Ergebnis ist eine Katastrophe. Nur die Hälfte der Kinder erreicht die altersgerechten Regelstandards, ist also diesbezüglich normal entwickelt. Die andere Hälfte bleibt unter den Normalerwartungen zurück, 20% dieser Kinder erreichen nicht einmal die Mindeststandards .

 

Die Corona-Maßnahmen zeigen hier Wirkung, doch die Gründe liegen viel tiefer und sind längerfristig bekannt.

 

Keine gute Figur macht unser Land beim Thema Bildung. Gerade die ersten Jahre in der Schule eines Kindes legen den Grundstein für weitere Erfolge im Leben oder deren Ausbleiben. Denn wer nicht lesen und schreiben kann, der wird auch in anderen Fächern schwer mitkommen, weil er ihm gestellte Aufgaben-Texte nicht verstehen und nicht schriftlich beantworten kann. Auch außerhalb der Schule stigmatisiert und behindert einen das.

 

Zitate Freie Presse, 01.07.2022:

 

 

Wahlweise kann das nachgelesen werden im Artikel der Freien Presse (mit Bezahlschranke) oder kostenfrei auf der Website der Tagesschau:

 

 

Geringe Bildung ist eine schlechte Grundlage für das spätere Leben, wenn man sich darunter eine "selbstgebaute" und lebenswerte Zukunft vorstellt. Und jetzt kommen wir nach Köln.

 

Wie wichtig diese Zusammenhänge sind, darum geht es - unter anderem - in dieser interessanten Dokumentation über den Kölner Stadtteil Finkenberg und das Kämpfen einiger seiner Bewohner für eine bessere Zukunft.

 

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Köln-Finkenberg, Ende der 1960er Jahre als modernes städtebauliches Projekt entstanden, hat heute ganz andere Bewohner, ein anderes Gesicht als früher. Denn man hat das Konzept der Erfinder dadurch versaut, dass man deren Vorgaben nicht beibehielt: eine einigermaßen ausgewogene Sozialstruktur.

 

Hier sollte eine gemischte Einwohnerschaft leben: Leute mit mehr Geld und mit weniger. Der Anwalt neben dem Rentner, die alleinerziehende Mutter mit ihrem Kind neben dem älteren Lehrerehepaar, der Arbeitslose neben dem Besserverdiener. Vereint durch eine bürgerfreundliche Infrastruktur und schöne Umgebung.

 

Natürlich prägen die Hochhäuser das Bild, aber diese Wohnstruktur enthält tatsächlich sehr viele kleinere Häuser, Reihen- und Einfamilienbauten mit Gärten. Dazwischen Parkanlagen, Spielplätze, Schulen, Kindergärten, Ladenzeilen, Räume für Restaurants, Sportstudios, Friseure und noch mehr. Gut ausgedacht und ordentlich umgesetzt, dann auch eine gewisse Zeit funktionierend.

 

Und nach einigen Jahren? Man verletzte den Grundsatz der Erbauer, dass nur eine bestimmte Mischung innerhalb der Stadtteilbewohner dieses lebendige Gleichgewicht erhalten konnte. Nach Veränderung der Eigentümerverhältnisse wurde weniger Wert auf die Instandhaltung der Immobilien gelegt, sie Substanz verschliss. Natürlich wollen Besserverdiener nicht in heruntergekommenen Wohnblocks leben. Und so kam es, dass wegzog, wer sich das leisten konnte. Oder gar nicht erst hierher kam. Es blieben die, die nicht weg konnten. Sozial Schwache. Und es kamen immer mehr Migranten, Flüchtlinge, Sozialhilfeempfänger, Arbeitslose her. Kaum ein Deutscher (ohne Migrationshintergrund) wohnt heute noch in Finkenberg.

 

Das Gleichgewicht im Viertel ging verloren, es entstanden die bekannten Problemschwerpunkte: Armut, Arbeitslosigkeit, später das Nichtarbeitenwollen, schlechte Bildung, Dreck, Drogen, Herunterkommen der Bausubstanz, Kriminalität, hoher Migrationsanteil. Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit.

 

Gucken wir uns an, wie es da läuft:

 

 

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Was sich in einem Stadtteil entwickelt, passiert unter den ähnlichen Umständen auch im gesamten Land. Diejenigen, die das zulassen, tragen die Verantwortung für den Niedergang ganzer Regionen und dessen Folgen.