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Hervorgeholt: Von Kipsdorf nach Freital

Mit der Dampflok und zu Fuß an der Roten Weißeritz

Wir starten in Kipsdorf.
Wir starten in Kipsdorf.

 

Heute, an diesem herrlichen Sommertag, wollen wir vom waldigen Kurort Kipsdorf zum Weißeritzpark in Freital Coßmannsdorf.

 

Coßmannsdorf selbst ist ein Ortsteil von Freital Hainsberg. Erst ein Stück mit der Dampflok, dann weiter zu Fuß, so unser Plan. Bei diesem Wetter beides so schön, denn die Weißeritztalbahn hat einen offenen Wagen.

 

Streckenverlauf Weißeritztalbahn (www.bahnnostalgie-deutschland.de)
Streckenverlauf Weißeritztalbahn (www.bahnnostalgie-deutschland.de)
Ein Schmuckstück: Der Kipsdorfer Bahnhof
Ein Schmuckstück: Der Kipsdorfer Bahnhof

 

Wir starten in Kipsdorf. Der Himmel ist italienisch blau, die Lok schnauft und zieht unseren Zug aus dem feinsanierten Kipsdorfer Bahnhof, der auch Bürgerhaus ist. Linkerhand taucht die kleine katholische Kapelle "Maria im Gebirge" auf. Schneeweiß leuchtet das Kirchlein im Sonnenlicht. Wir fahren durch dichten und doch lichtdurchfluteten Wald nach Buschmühle und Schmiedeberg. Hier sieht man die imposanten, verlassenen Fabrikgebäude der alten Gießerei und auch die modernen Hallen, in denen heuzutage Gussteile hergestellt werden.

 

Weiter gehts dann über Schmiedeberg-Naundorf, Obercars- und Ulberndorf nach Dippoldiswalde. Die schmalen Gleise unserer Bahn führen durch Ortschaften, Wald und Feld; über ein Viadukt und sogar mal über eine Straßenkreuzung.

 

Am Ortseingang von Dippoldiswalde das alte, verlassene Hydraulik-Pneumatik-Werk. Der Abriss macht Fortschritte. Produziert wird heute an einem neuen Standort, soweit ich weiß, auch in Dippoldiswalde.

 

 

In Dipps angekommen macht die Lok eine Pause und bekommt frisches Wasser. Schließlich ist sie eine Dampflok. Herrlich riecht dieses Gemisch aus Kohlerauch und Wasserdampf, was die Lok ausstößt. Gegen die Rußpartikel im Fahrtwind schützt eine große Sonnenbrille.

 

Dippoldiswalde, Bahnhof
Dippoldiswalde, Bahnhof

 

Von "Dipps" aus fahren wir weiter nach Malter, entlang der dunkelblau leuchtenden Wasseroberfläche der Talsperre Malter. Sonnenlicht glitzert auf kleinen Zitterwellen. 

 

 

Auch die alte Dippser Ratsmühle oder Heise-Mühle genannt, sie steht noch. Schon seit dem 16. Jahrhundert gibt es an dieser Stelle eine Mühle. Bis 1960 war sie in Betrieb (siehe auch "Zweite Talsperrenrunde" in der Käffererkundung hier im Blog).

 

Rats- oder Heisemühle Dippoldiswalde 2019
Rats- oder Heisemühle Dippoldiswalde 2019

 

Hier fahren wir gerade über die Eisenbahnbrücke in Malter.

 

 

Ich denke an den riesigen Wels, den Studenten hier zu Pfingsten 2019 fingen. 197 cm lang ist dieser imposante Kollege damals schon gewesen. Zum Glück ließen die Angler ihre mächtige Beute nach einem Foto wieder frei. Sicher hat der große Fisch sich längst von dem Schock erholt, ist noch ein Stück gewachsen und zieht heute weiter Kreise durch sein Heimatgewässer. Vielleicht gerade an der Stelle, wo ich jetzt hingucke. Ob er mich vielleicht sieht ....

 

Riesenfang zu Pfingsten 2019 (Foto: privat / Quelle: https://www.saechsische.de/plus/riesen-wels-in-der-talsperre-5082468.html)
Riesenfang zu Pfingsten 2019 (Foto: privat / Quelle: https://www.saechsische.de/plus/riesen-wels-in-der-talsperre-5082468.html)

 

Wir passieren unseren "Heimatbahnhof" Malter und fahren an der Weißeritz entlang nach Seifersdorf, das unterhalb der Staumauer der Talsperre liegt. Schlimme Verwüstungen richtete hier das Hochwasser im Sommer 2002 an. Denn die Talsperre lif über und zerstörte das, was unter ihr flussabwärts lag. Um besseren Hochwasserschutz zu erreichen, senkte man den Wasserspiegel der Malter-Talsperre drastisch, damit sie im Notfall mehr Wasser aufnehmen kann. Auch Staumauer und Schleusensysteme wurden bzw. werden ertüchtigt. 

 

Dann kommt der Bahnhof Spechtritz. Ein winziges Häuschen im Wald an einer kleinen Weißeritzbrücke. Hier steigen wir aus. Denn jetzt gehts zu Fuß weiter, durch den märchenhaften Rabenauer Grund.

 

In Spechtritz am Bahnhof ....
In Spechtritz am Bahnhof ....

 

Hinter der Brücke taucht man in leuchtendes Grün ein. Ein schöner Wanderweg durch den Rabenauer Grund führt vorbei am Brautbrett des sagenhaften Ritters Jeschke von Dohna und seinem entführten Edelfräulein. Später kommt man zur Goldwäsche, wo ein italienischer Schatzsucher einst fündig wurde.

 

Sonne scheint ins enge Flusstal der Roten Weißeritz, ihr Wasser schimmert. Alte und junge Bäume wachsen hier. Es gibt ganz viel Türkenhut, Bärlauch, Springkraut und mannshohe Brennnesseln. Scheint da längere Zeit intensiv die Sonne drauf, da duftet das, hhhmmmm ..... unbeschreiblich würzig und gut. Dabei das Rauschen des streckenweise wild schäumenden Wassers.

 

Perfekte Momente, wenn man nur will.

 

 

Nachdem der Weg in Stufen über einen hohen Felsen führt, erreicht man die Rabenauer Mühle. Ein schönes Hotel mit angenehmen Zimmern. Nebenan das kleine Wanderergasthaus, in das wir durstig hineingehen. Schön, dass es wieder geöffnet hat. Selbstbedienung, unkompliziert.

 

"Zum Wanderer"
"Zum Wanderer"

 

Hier warten im heißen Wasser verschiedene Würste - ich suche mir eine fette Krakauer aus - und leckere Desserts und Kuchen. Wirklich guten Kaffee hat ein Automat, der will 2 € in Münzen. Und es gibt EISKALTE giftgrüne Waldmeisterlimo. Ein Traum.

 

Hier an der Rabenauer Mühle ist eine Haltestation der Weißeritztalbahn. Vom "Wanderer" aus guckt man genau dahin und kann die Lok erst hören und dann ankommen und abfahren sehen. Oder von hier aus mitfahren: talwärts bis Freital oder bergauf Richtung Kipsdorf.

 

 

Vom "Wanderer" aus läuft man ca. eine Stunde in trödeliger Gangart bis Freital. Wir brechen auf.

 

Auf dem Weg vor uns liegt der Nixentump, wo das Schloss des Weißeritz-Wassermannes verborgen ist und nebenan auf der Planwiese die Nixentöchter im Mondschein ihre Wäsche trocknen. 

 

Schöne Brückenbögen und gut zugängliche Flussuferbereiche begleiten den Weg. Links der Weißeritz steht ein kleines altes Wasserkraftwerk, Baujahr 1911, modernisiert 2012. Es wird von einem Rottweiler bewacht, vor dem spektakulär gewarnt wird. Zu Gesicht kriegen wir den wehrhaften Kollegen leider nicht. Nur ein silbern glänzender Rasenmähroboter eiert unverdrossen durch die Nachmittagshitze über die Wiese.

 

 

Auch wir setzen unseren Weg fort. Die Angst vor Rottweilern spielt dabei keine Rolle.

 

 

Am Ende des Wanderwegs kommt man aus dem Wald am Weißeritzpark raus, einem kleinen Gewerbegebiet mit Einkaufs- und Sportmöglichkeiten inklusive Schwimmbad, einem Eiscafé und einer Haltestelle der Weißeritztalbahn.

 

Den Abzweig kann man kaum verfehlen, wenn der Imbisswagen an der Weißeritzbrücke geöffnet ist. Denn schon von Weitem duftet es nach Krapfen. Vor allem aber hört man das Dieselaggregat laut brummen, das den Strom zur Krapfen- und Kaffeeproduktion bereitstellt und hinter dem Imbisswagen im Wald steht. Auch das Eis muss gekühlt werden. Ohne Fleiß kein Preis und ohne Strom schon gar nicht.

 

Bald ist aus einiger Entfernung das gelbe Rutschensystem der Schwimmhalle zu erkennen. Der Weg führt an ein paar bunt und reich blühenden Gärten enlang.

 

Wir sind da.

 

Mit der kleinen Bahn könnte man von hier aus wieder hoch ins Erzgebirge bis nach Kipsdorf fahren ....

 

 

Am besten ist, Du kommst (mal wieder) hierher und erkundest das alles selbst. Weil der Rabenauer Grund so schön ist, hat er viele Besucher. Das sollte man bei der Ausflugsplanung beachten. Günstig: Sonn- und Feiertage meiden; wenns geht - Du kennst das - unspektakuläre (Diens)tage nutzen, sobald man sich frei machen kann.

 

Die Waldmeisterlimo steht schon kalt, natürlich gibts auch Himbeer oder Bier.....