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Mensch und Maulwurf: ein Dialog (43)

Hitzefrei?

 

Gerade erleben wir die ersten heißen Tage des Jahres, über dreißig Grad Celsius. Ende Juni nicht so ungewöhnlich. Da wir arbeiten müssen, anstatt mit kühlen Getränken im Schatten oder besser noch im Wasser zu liegen, stöhnen wir ein wenig - der Maulwurf und ich. Aber schlimmer als für uns sind Hitze und Trockenheit für Pflanzen und Tiere, die nicht an ausreichend Wasser kommen können. Also beschweren wir uns mal lieber nicht, denn eigentlich haben wir es ganz gut. Oder?

 

***

 

Maulwurf (hechelt, fächelt sich mit einem Stück Pappe Luft zu): "Hach, ist das heiß heute...."

Yvonne: "Ja, das Thermometer zeigt gerade 33 °C, das ist schon ganz schön viel."

Maulwurf: "Und, was machen wir da? Warum sind wir bei der Arbeit?"

Yvonne: "Weil es diesmal notwendig ist, sucht man sich nicht immer aus. Die Pflicht und so, Du kennst das."

Maulwurf (nickt vernünftig): "Na ja, nicht so schlimm. Einen Ausflug hätten wir bei der Hitze eh nicht gemacht und nur sinnlos zu Hause rumvegetiert. Da können wir doch was Sinnvolles arbeiten."

Yvonne: "Richtig. Also kein Grund zum Ärgern. Hauptsache nur, es regnet auch mal. Hast Du gesehen, wie trocken die Erde auf dem Feld ist? Ganz staubig und rissig. Mir ein Rätsel, wie da das Getreide doch noch ein wenig wächst, reift und die Maulwürfe graben können..."

Maulwurf: "Ach, hör bloß auf. Bei dem Wetter liegt der normale Maulwurf zusammengerollt in seiner kühlen Höhle tief unten in der Erde und schläft. Natürlich nachdem er sich oben am Bach ordentlich vollgetrunken hat."

Yvonne: "So, na, hoffen wir, es haben alle so gut im Griff, wie Du das beschreibst. Wer kann, der muss jetzt flache Wasserschalen für kleine Tiere und Vögel rausstellen, das hilft schon ein bisschen. Sitzt ja nicht jeder neben einem Bach wie Dein Maulwurf oder wir hier bei der Arbeit neben dem Wasserkasten."

Maulwurf: "Ja, das ist wahr. Und Durst ist schlimmer als Heimweh, um so schneller geht das bei der Hitze." (Er trinkt ein paar gierige Schlucke aus seiner Kaffeetasse, die gerade bis oben hin mit Sprudelwasser gefüllt ist. Die Kohlensäurebläschen platzen an der Wasseroberfläche; das Wasser ist kalt und frisch.) "Wasser ist Leben! Gut, dass wir genug haben davon."

Yvonne: "Ja, mal dankbar sein dafür und es schätzen. Ist ja nicht überall normal."

 

Beide prosten sich mit den Sprudelwasserbechern zu. Eigentlich ist auf diese Weise die Hitze gar nicht so unerträglich. Noch dazu, wenn man einen so schönen Arbeitsweg hat:

 

***

 

Maulwurf (munter): "Noch ein Klassiker, Mylady?"

Yvonne: "Aber immer, mein Bester."

Maulwurf: 

 

"Die meisten Menschen sind so glücklich, wie sie es sich selbst vorgenommen haben."

(Abraham Lincoln)

 

Yvonne: "Ja, da ist was dran. Wobei es ja leider nicht immer so geht.... Und wie ist das bei Maulwürfen?

Maulwurf (ernst): "Auch so."