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Kleine Dohle gefunden

Unverhofftes vor der Haustür

Kleine Dohle
Kleine Dohle

 

In der Stadt leben viele Dohlen. Man erkennt die kleinen Rabenvögel an den hellblauen Augen und dem grauen Gefieder des Kopfes, was sich vom blauschwarzen Gesamtfederkleid absetzt.

 

Oft sitzen Dohlen bei uns am Fenster, verständigen sich krächzend, laufen aufmerksam die Umgebung beobachtend hin und her. Sie sehen aus wie rüstige, schlaue, kleine, alte Frauen mit Kopftuch - finde ich. Dohlen gehören zu den klügsten Vögeln der Welt und können ca. 15 Jahre alt werden.

 

Wenn die Jungvögel schon herangewachsen, aber noch nicht flügge sind, werden sie von den Eltern noch mit Nahrung versorgt. Die Jungen sitzen und hüpfen dann auf dem Boden in der Nähe des heimischen Brutplatzes herum. Dabei sind die kleinen Dohlen noch nicht fähig, sich selbst Futter zu suchen. Außerdem droht ständig Gefahr von Feinden: Wildtiere, Hauskatzen, Menschen.

 

Gestern beim Heimkommen fand ich so einen Jungvogel an unserer Haustür. Verschreckt saß er in eine Ecke gedrängt da und guckte ängstlich. Ich fing die junge Dohle ein. In der Wohnung bekam sie einen ausgepolsterten Karton als Wohnplatz, darüber eine Rotlichtlampe zum Wärmen.

 

Erwachsene Dohle (www.nabu.de)
Erwachsene Dohle (www.nabu.de)

 

Was nun? Ein Anruf bei der Wildvogelauffangstation Langenau in unserer Nähe schuf Rat.

 

Frau Jäkel identifizierte aufgrund der Augenfarbe unser Findelkind als Dohle und erklärte uns, dass man diese Vögel am besten mit Obststückchen und salzlosem Rührei füttern sollte. Und eine Nährlösung aus Wasser, Traubenzucker und Vitamine hilfreich ist, die man direkt in/auf den Schnabel geben soll. Denn mein gut gemeinter Wassernapf war laut Frau Jäkel sinnlos, da die Jungvögel in diesem Alter eben noch nicht allein trinken. 

 

Gesagt, getan. Die Wasserschale entfernte ich. Das Ei wurde verschmäht, von der Nährlösung konnte ich mit dem Löffel  ab und zu etwas in den kleinen Schnabel befördern. Der Vögel erholte sich etwas, richtete sich auf und operte in seiner Kiste herum. Gut so.

 

Peter und Heike Jäkel, Vogelauffangstation Langenau (Foto: Freie Presse 08.06.2019, Wieland Josch)
Peter und Heike Jäkel, Vogelauffangstation Langenau (Foto: Freie Presse 08.06.2019, Wieland Josch)

 

Die Langenauer Station hatte sich bereiterklärt, unseren Findling aufzunehmen. Nach einer Nacht in der Schlafkiste an der warmen Heizung brachten wir den Vogel heute dorthin - unser Freund B. half und fuhr uns am Morgen nach Langenau. Da wird die kleine Dohle jetzt aufgepäppelt, bis sie allein klar kommt.

 

Dann werden Jäkels ihn oder sie an einem geeigneten Platz auswildern, gemeinsam mit den Schicksalsgenossen aus der Auffangstation.

 

***

 

In einigen Wochen, wenn wieder Dohlen vor unseren Fenstern sind und geschäftig die Welt beobachten, dann könnte auch "unsere" Dohle dabei sein. Rein theoretisch, klar.

 

Ein schöner Gedanke, oder?