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Was kommt, wenn man sich selbst erledigt hat?

Über Veränderungen

www.twitter.com / @IrenaBuzarewicz
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Täglich spüren wir, wie sehr sich Dinge um uns herum verändern, leider oft genug zum Negativen in den letzten Jahren. Ich habe aufgehört, daran zu glauben, dass auf gesellschaftlicher Ebene in Deutschland in absehbarer Zeit eine wirkliche Verbesserung möglich ist. Denn dafür wäre es nötig, dass man zuerst die Fehler erkennt, deutlich benennt und dann korrigiert. 

 

Fehler, die in der Vergangenheit, sagen wir in den letzten 10 - 15 Jahren, gemacht wurden. Dazu müsste man aber mal HINGUCKEN und SEHEN WOLLEN. Und nicht immer so weiter machen und die Auswirkungen den falschen Ursachen zuordnen. 

 

Zwei Jahre Corona, die Einwanderungs- und Integrationspolitik, die Zustände im Gesundheits- und Bildungswesen, der Umgang mit unseren Grundrechten, die Behandlung von Kritikern,  die EU-Politik, der Euro, die deutsche "Energiewende", die Sicht auf Klimaveränderungen, das alles gehört m. E. n. auf den Prüfstand. 

 

Ist nur meine persönliche Meinung, die ich leider mit zu wenigen teile. Denn anderswo wählt man offensichtlich fleißig Vertreter der alten Merkel-CDU oder die Grünen; siehe Schleswig-Holstein bei den gestrigen Landtagswahlen. Also - weiter so?! 

 

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Ich wundere mich lange schon, wie Deutschland es schafft, mit relativ wenigen effektiven Nettosteuerzahlern (aktuell sind es 15 Millionen bei über 45 Millionen Erwerbstätigen) die gigantische deutsche Großzügigkeit weltweit zu finanzieren.

 

Da ist die  Mitfinanzierung anderer EU-Staaten, die wirtschaftlich weniger leistungsfähig sind. Warum dann deren Bürger eher in Rente gehen als wir und anteilig höhere Altersbezüge bekommen, ist für mich nicht nachvollziehbar. Ebensowenig verstehe ich, wozu wir einem Riesenstaat wie Indien mit eigenem Atomprogramm zehn Milliarden "für Zusammenarbeit" zahlen oder hohe Millionenbeträge nach Afghanistan schicken. Die sogenannte deutsche Energiewende verteuert das Leben insgesamt, auch unabhängig vom Krieg in der Ukraine. 

 

Ca. von 50 Milliarden Euro jährlich ist die Rede, die uns die Zuwanderung im eigenen Land kostet. Hunderttausende meist nichteuropäische Migranten leben hier von Sozialhilfe, beanspruchen Wohnraum, Geld, ärztliche Versorgung, Schulbildung und sonstige Betreuung. Wozu auch die Justiz gehört. Ständig erzählen uns die öffentlich-rechtlichen Faktenchecker, dass das alles so nicht ist. Aber ein Blick auf Straßen, in Fußgängerzonen  und auf Schulhöfe lässt den Checker alt aussehen.

 

Dann ist da noch der "Coronaaufbaufond" der EU, den wir bedienen müssen. Und jetzt gibt es den Krieg in der Ukraine, der uns ebenfalls Milliarden kosten wird. Ganz egal, wie wir uns verhalten.

 

Nicht zu vergessen das Füllen der eigenen innerstaatlichen Finanz-Töpfe, aus denen eine wachsende Zahl Politiker, sonstige Staatsbedienstete, Behördenmitarbeiter und andere staatlich finanzierte Berufsgruppen, beispielsweise in Kunst und Kultur oder an den Universitäten, finanziert werden müssen.

 

Dazu passt wieder die Zahl der wirklichen Nettosteuerzahler, also derer, die real die Staatstöpfe füllen: 15 Millionen aller Erwerbstätigen nur; siehe oben.

 

Von allen Arbeitnehmern ist also ca. nur jeder dritte einer, dessen Abgaben letztlich das verfügbare Steuergeld  des Staates ausmachen. Denn alle anderen erhalten entweder höhere staatliche Leistungen als sie Steuern zahlen (z. B. Wohngeld, Kindergeld usw.) oder sie arbeiten in Bereichen, die selbst durch Steuergeld finanziert werden. Das heißt, derjenige zahlt zwar Steuern an den Staat zurück, hat aber sein steuerpflichtiges Einkommen vorher aus dem Gesamt-Steuertopf bekommen.

 

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Deutschland zahlt am meisten in die EU-Kasse ein. (www.statista.de)
Deutschland zahlt am meisten in die EU-Kasse ein. (www.statista.de)

 

Ich habe mal den Satz gehört, dass die Deutschen nicht ihren Nächsten lieben, wie es die christliche Religion empfiehlt - sondern lieber den Übernächsten. Das stimmt.

 

Und außerdem hasst wohl kein Volk sich selbst so wie wir. Wohl deshalb ist es wahrscheinlich nur in Deutschland möglich, dass Personen in führende politische Ämter kommen, die mit diesem Land nach eigener Aussage nichts anfangen können. Die vertretene Ideologie der Amtsinhaber, ihre Haltung, ihre Quoten-Eignung zählen offensichtlich mehr als Fachwissen, Berufs- und Lebenserfahrung. Schon mein Opa H. unterschied bei seiner persönlichen Einschätzung eines Verantwortungsträgers nach "Funktionären" und "Fachleuten". Erstere waren da, weil sie der richtigen Partei angehörten. Zweitere kannten sich in der betreffenden Materie aus. Hatte man Glück, dann vereinte sich beides in einer Person, was es durchaus auch gab und gibt.

 

Das führt unter anderem dazu, dass die Infrastruktur des Landes verkommt und die eigenen Bürger zunehmend ärmer werden, während unser Steuergeld in die ganze Welt verschenkt wird bzw. die Welt zu uns einwandert, um hier vollversorgt zu werden.

 

Klar sollte man hilfsbereit sein, aber muss man sich dauerhaft selbst schädigen, sich selbst verachten? Frank Lisson schreibt in seinem Buch "Die Verachtung des Eigenen": "Diese Verachtung des Eigenen wird von den Europäern selbst als wünschenswerter "Schritt von sich weg" begrüßt und als Fortschritt begriffen. Kann sich eine Kultur also erschöpfen und das eigene Verschwinden betreiben? Sie tut es längst. Bloß weiß sie eines nicht: was kommen soll, wenn man sich selbst erledigt hat."

 

Warum helfen wir nicht mal uns selbst zuerst, unseren eigenen "schon länger hier lebenden" Mitbürgern? Haben wir nicht genug prekär lebende Kinder, arme Rentner, Obdachlose, Kranke, Alte?

 

Warum finden wir nicht zur Liebe zum eigenen Land, zum Interesse an seiner komplexen Geschichte und vielfältigen Kultur, seiner kontrastreichen Natur, seinen Traditionen? Warum sind viele Deutsche derzeit so große Nationalisten, wenn es um die Ukraine geht, erlauben sich aber keinen Stolz aufs eigene Land?

 

Es ist seit Jahren bekannt, dass in breiten Schichten der arbeitenden (!) deutschen Bevölkerung sich Armut und Abstiegsangst ausbreiten.

 

Der flaschensammelnde Rentner ist keine Metapher, sondern Realität. Ebenso die zunehmende Zahl von Kindern, die in ärmlichen Verhältnissen aufwachsen müssen.  Bezahlbarer Wohnraum wird vielerorts immer knapper.  Eine wachsende Zahl deutscher Bürger sucht die Tafeln auf, um sich mit deren Gaben über Wasser zu halten. Trotz Vollzeit-Arbeit kann man in diesem Land arm sein. Kinder zu haben, das ist ein zusätzliches Armutsrisiko - gerade für Alleinerziehende.

 

Die Tafeln sind keine staatlichen Einrichtungen, sondern einem gemeinnützigen Verein zugehörig.

 

Das Problem, dass hier Migranten, Kriegsflüchtlinge und einkommensschwache Deutsche um ein paar knappe Ressourcen konkurrieren - das ist keine "rechte Erzählung", sondern die Realität. Wer trotzdem noch "Wir haben Platz!" ruft und für unbegrenzte Zuwanderung ist, der handelt in meinen Augen nicht nur sehr naiv, sonder auch fahrlässig und gefährdend für uns alle.

 

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Auszug Freie Presse, 08. 05. 2022
Auszug Freie Presse, 08. 05. 2022