Ein offenes Wort zu Krieg und Frieden

Die Wahl der Mittel

 

So wie viele andere mache ich mir zur Zeit Gedanken um den Krieg in der Ukraine. Um das Leid, dass es bei so vielen Menschen verursacht. Durch Tod, Zerstörung, Grausamkeit, Vertreibung - und durch gravierende wirtschaftliche Auswirkungen weltweit. Zum Beispiel geht dem Libanon das Mehl aus, da dieses Land Getreide hauptsächlich aus der Ukraine importiert - Menschen hungern dort jetzt schon oder stehen kurz davor. Auch unser Land hängt gegenwärtig vom Import russischen Erdgases ab. Gravierende Folgen für uns alle kann das haben.

 

Weil ich nicht kompetent in der Beurteilung von militärischen Sachverhalten bin und mich da zu wenig hineindenken kann, lasse ich es. Nur eine Überlegung, ganz persönlich - weil man sich ja fragt, wie man selbst entscheiden würde, wenn man müsste.

 

Es haben sich, so wie bei anderen Themen auch, zwei Haupt-Lager innerhalb unserer Gesellschaft, innerhalb der ganzen Welt, gebildet.

 

Die eine Seite besteht aus denjenigen, die den Forderungen der Ukraine in allem folgen wollen und auch die Lieferung schwerer Waffen in dieses Kriegsgebiet unbedingt notwendig finden. Zu dieser Einstellung gehört, dass der ukrainische Präsident Selenskyi als Held gesehen wird, der unterstützt werden muss. Von verstärkten Waffenlieferungen verspricht man sich den beschleunigten Sieg der Ukraine über die russischen Truppen. Da mit Putin nicht mehr zu reden sei, das nichts bringe, gehe es nur so. Kann sein.

 

Auf der anderen Seite stehen Leute, die diese Waffenlieferung ablehnen und auf Gespräche setzen, auch dann, wenn es derzeit noch keine erkennbaren Erfolge gibt. Sie sind bereit, Flüchtlinge in ihren Ländern aufzunehmen und Hilfsgüter in die Ukraine zu schicken. Aber keine schweren Waffen. Hier befürchtet man, mit noch mehr Waffen den Krieg in die Länge zu ziehen und eine diplomatische Lösung immer schwieriger zu machen. Dazu kommt die wachsende Kriegsgefahr für Europa, für die Welt - das darf kein Entscheider aus den Augen verlieren.

 

Beschimpft man sich gegenseitig als Putinversteher und grausam oder Kriegstreiber und naiv, so bringt das nichts. Auch Bundeskanzler Scholz tut sich schwer mit seinen Entscheidungen in dieser Sache. Verständlich, es ist eine sehr schwierige Situation. 

 

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Was mir jetzt klarer geworden ist: ich kann ganz klar gegen den russischen Überfall auf die Ukraine sein und auf ein schnellstmögliches Kriegsende hoffen - möglichst durch diplomatische Anstrengungen. Und dabei gleichzeitig die Lieferung schwerer Waffen in das Land ablehnen, weil die Gefahr der Ausweitung und der Verlängerung dieses Konflikts besteht. Dadurch würde vielleicht aus einem schlimmen Regionalkonflikt ein Krieg, der auch andere Länder erfasst. Mehr Tote, mehr Zerstörung, mehr Kriegsverbrechen.

 

Ich weiss selbst, dass das so klingt wie der Wunsch, beim Baden nicht nass zu werden. Kann sein, dass es ohne immer mehr militärische Kraft diesmal nicht geht.

 

Trotzdem hoffe ich es aber noch, es finden sich wirksame andere Lösungen.

 

Und die plötzliche Kriegslust der hiesigen Bevölkerung und der Leitmedien, die macht mich vorsichtig und skeptisch. Misstrauisch auch der Umstand, dass die USA (als traditioneller Russland-Gegner) mit ihrem Verhalten selbst sehr weit entfernt sind von Europa. Von der Ukraine.

 

So wie auch schon vom Irak, von Syrien, vom Jemen, von Afghanistan.

 

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Auf der Suche nach Antworten lande ich wie so oft bei Frau Dr. Wagenknecht. Interessant ihr Video zum Thema und auch die von ihr angegebenen Quellen im Beitext bei YouTube. Man muss ihren Standpunkt nicht teilen, des Nachdenkens wert ist das Gesagte unbedingt.

 

 

Nachtrag vom 28.04.2022:

 

Umfrageergebnis in Deutschland von infratest dimap:

 

 

https://www.tagesschau.de/inland/deutschlandtrend/deutschlandtrend-2991.html
https://www.tagesschau.de/inland/deutschlandtrend/deutschlandtrend-2991.html