Was sind das für alte Gruben und Gräben in den Wäldern des Erzgebirges?

Alte Zinnseifen im Erzgebirge

Buchholzer Wald: Alte Senken, Gruben und Gräben sind am Waldboden noch zu sehen.
Buchholzer Wald: Alte Senken, Gruben und Gräben sind am Waldboden noch zu sehen.

 

Schon ab und zu bemerkte ich beim Durchstreifen erzgebirgischer Wälder eine eigenartige, wellige Bodenstruktur. Gräben und Gruben lagen zwischen den Bäumen, durch die Zeit mit der Natur verbunden und bewachsen bzw. mit Bäumen bepflanzt. Im Buchholzer Wald oberhalb des Schachtes 116 sieht man das sehr deutlich und ich fragte mich wieder, was das denn sei und suchte nach Antwort. Schnell wurde ich fündig. Es handelt sich hier um alte Zinnseifenanlagen. 

 

Schon viel länger als Silbererz förderte man hier im Erzgebirge Zinn, das schon dicht unter der Bodenoberfläche in sogenannten Zinngraupen zu finden war. 

 

Diese Graupen wurden mit Wasser aus dem Restgestein herausgewaschen. Den Vorgang nennt man Seifen. Neuere Forschungen ergaben, dass die Zinnförderung hier in der Gegend schon ca. 2000 v. Chr. nachweisbar ist. Also schon vor ca. 4000 Jahren seifte man hier Zinn aus der Erde.

 

Das Zinnseifen (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Seifengabel)
Das Zinnseifen (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Seifengabel)

 

Da Zinn kein Münzmetall war, unterlag es nicht dem Bergrecht und wurde auch nicht besteuert. Man fertigte unter anderem Geschirr und Schmuck daraus und verzinnte Eisenblech. Sein Glück versuchen konnte hier also jeder, ohne besondere Auflagen erfüllen zu müssen. Aus dem 16. Jahrhundert gibt es Bilder über die zeitgenössischen Seifner, die hier Siedlungen gründeten und ihnen entspechende Namen gaben. Der Gelehrte Georgius Agricola beschäftigte sich mit diesem Thema und veröffentlichte seine Arbeit im Jahr 1556. Eine kleine Schautafel dazu findet man unweit des Buchholzer Waldes am Schacht 116.

 

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Die Raithalden, Pingen und Gräben, die diese Arbeiten über Jahrhunderte hinterließen, erkennt man heute noch - wenn man weiss, worum es sich handelt.