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Wer lebt, muss auf Wechsel gefasst sein

Ständiger Wandel oder das Schnabeltier im Supermarkt

Paul Evans: Das große gelbe Feld (2022)
Paul Evans: Das große gelbe Feld (2022)

 

Dass nichts so beständig wie der Wandel ist, das wusste man schon vor mehr als zweitausend Jahren. Sicher auch nicht jeder, aber Heraklit, dem dieses Zitat zugeschrieben wird. Dieser noch heute berühmte Philosoph wurde um 520 v. Chr. im damals griechischen Ephesos geboren. Auf ihn geht das "Panta rhei (Alles fließt)" des später lebenden Platon zurück. Dann ließ es die Denker der Menschheit nicht mehr los. Philosophen, Dichter, Wissenschaftler und "normale" Menschen beschäftigen sich bis heute mit der Vergänglichkeit und der Veränderung alles Bestehenden.

 

Neben den philosophischen Aspekten gibt es die ganz alltäglichen. Dauernd umgeräumte Supermarktregale, sich ändernde Moden in Form und Farbe, wechselnde Umleitungen, der Blick in den Spiegel, SAP- und Windows-Updates, ganz schmale und ganz breite Augenbrauen, die uns zur Verfügung stehende Technik in jedweder Form  - fast alles verändert sich immer wieder. Kinder werden erwachsen. Erwachsene werden älter. Und das gelbe Feld von Paul Evans bleibt in der Realität nicht gelb.

 

Auch in der Evolution ist es so. Langfristig gilt: wer sich nicht anpasst, also verändert, stirbt aus. Nun möchte ich nicht so unverschämt sein und einen Bogen vom Supermarkt zu Herrn Darwin schlagen. Denn sicher gibt es viele verschiedene Hintergründe stattfindender Veränderungen. Ich meine: wenn im Einkaufsmarkt das Waschmittel jetzt dort steht, wo vorher Backzutaten und Marmelade zu finden waren, dann ist der Kunde verwirrt und muss von seinem gewohnten Weg abweichen. Dabei kauft er dann Dinge, die er eigentlich nicht haben wollte - weil er sie vielleicht nicht braucht (wohl aber der Supermarkt höhere Umsätze). Wenn ein in Sumpf und Wasser lebendes Tier über Generationen hinweg Schwimmhäute entwickelt, dann deswegen, weil es sie wirklich nötig hat.

 

Was passieren würde, wenn das Tier mit den neuen Schwimmfüßen dann in den umgeräumten Supermarkt käme, das weiß ich jetzt auch nicht.

 

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Nicht alles, was sich ändert, ist oder wird gut. Wir müssen uns damit auch nicht immer abfinden. Weil man sich ja nicht an alles gewöhnen muss. Du versteht: Mach kaputt, was Dich kaputt macht. Ist auch nicht neu.

 

Ich gucke nicht mit Erwartung nach vorne, aber mit Hoffnung. Das ist ein Unterschied. Ich sage nicht, dass immer alles gut wird. Jeder weiß, dass das nicht wahr ist. 

 

Was daraus folgt: immer das Beste aus dem Verfügbaren machen, was geht. Bedeutet auch, dass Vorbeugen besser als nach hinten fallen ist und bestimmte Dinge durch Überlegung geklärt und nicht durch schmerzliche Erfahrung gelernt werden müssen.

 

Musste sich auch verändern: das Schnabeltier (https://www.in-australien.com/schnabeltier_101440)
Musste sich auch verändern: das Schnabeltier (https://www.in-australien.com/schnabeltier_101440)

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"Man sieht die Blumen welken und die Blätter fallen, aber man sieht auch Früchte reifen und neue Knospen keimen. Das Leben gehört den Lebendigen an, und wer lebt, muss auf Wechsel gefasst sein."

 

Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)

 

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Na bitte. Sein wir drauf gefasst.