Am deutschen Energiemix hier oben in der ersten Grafik sehen wir, wie abhängig Deutschland von anderen Ländern ist, was seine Energieversorgung betrifft.

Denn die Rohstoffe, die wir am meisten zur Energieerzeugung brauchen, das sind Öl, Gas und Steinkohle.

All das gibt es nicht oder kaum in unserem Land, deshalb kaufen wir es ein. Immerhin 70 % des gesamten Energieverbrauchs der Gesellschaft werden damit gedeckt. Privathaushalte, Industrie, Verkehr - wir alle sind energiehungrig. Werden wir hier nicht oder nicht ausreichend versorgt, geht es nicht nur um Licht und Heizung in der Wohnung oder den Kraftstoff fürs Auto. Nein - Industrie und gesamte Infrastruktur einschließlich unserer technischen Kommunikation hängen von der zuverlässigen Energieversorgung ab.

Unser größter Öl- und Gaslieferant ist Russland; dessen Rohstofflieferungen wir aber am liebsten gar nicht mehr haben wollen. Weil es den russisch-ukrainischen Krieg gibt. 

Herr Dr. Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, hat bereits die erste von drei Warnstufen für die Gasversorgung ausgerufen, vor zwei Wochen war das. Jetzt ermahnt er die Bevölkerung zum Energiesparen und stellt seinen neuen Gesetzentwurf zur Verbesserung der Energiesituation vor.

Der Gesetzentwurf heißt "Osterpaket".

Der Münchner Merkur schreibt heute (Quelle HIER): 

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat zum Energiesparen aufgerufen, um unabhängiger von russischen Importen zu werden.

Berlin in Deutschland - "Ich bitte jeden und jede, jetzt schon einen Beitrag zum Energiesparen zu leisten", sagte der Grünen-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitagsausgabe). "Als Faustformel würde ich ausgeben: zehn Prozent Einsparung geht immer." Habeck kündigte eine entsprechende Kampagne der Regierung an.

"Wir können nur unabhängiger von russischen Importen werden, wenn wir es als großes gemeinsames Projekt ansehen, an dem wir alle mitwirken", sagte er. Der Vizekanzler nahm auch die Arbeitgeber in die Pflicht. Diese sollten nach Möglichkeit "Homeoffice anbieten, um Energie zu sparen", sagte er. "Homeoffice haben wir auch in der Pandemie gemacht. Wo das geht, könnte man wieder ein oder zwei Tage in der Woche zu Hause arbeiten - alles erst einmal auf freiwilliger Basis."

Außerdem legte Habeck den Bürgern nahe, an Ostern die Bahn oder das Fahrrad zu nutzen. "Das schont den Geldbeutel und ärgert Putin." Auf die Frage nach autofreien Sonntagen sagte er: "Man kann ja jetzt schon so gut es geht das Auto stehen lassen - und das nicht nur am Sonntag. Jeder nicht gefahrene Kilometer ist ein Beitrag, um leichter von russischen Energielieferungen wegzukommen. Das Klima schützen wir obendrein."

Um die verschiedenen Zahlen und Zusammenhänge zu verstehen, muss man sich klarmachen: wir reden über den Energieverbrauch insgesamt und dann nochmal einzeln über den Stromverbrauch. 

Private Haushalte haben beim Gesamtenergieverbrauch einen Anteil von 18%. Beim Stromverbrauch liegt der Privatsektor bei 25 %. 

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Schauen wir uns den  Stromverbrauch an. Der hängt von den Rohstoffimporten zu seiner Erzeugung ab, u. a. auch vom Gas für die Gaskraftwerke.

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Eine Waschmaschine verbraucht durchschnittlich im Jahr 200 kWh, ein PC zu Hause ca. 100 kWh, ein Smartphone 4 kWh. Natürlich sind das Durchschnittswerte, sie schwanken je nach Art des Geräts und wirklicher Nutzungsdauer. Hier wurden Mittelwerte angesetzt, es geht nur um die Größenordnung.

Und in der Industrie? Für die Herstellung einer Tonne Rohstahl braucht man ca. 5.800 kWh. Das entspricht ungefähr dem Stromverbrauch eines Vier-Personen-Haushalts pro Jahr. Für Stahlrohre oder geschmiedete Produkte ist der Verbrauch noch höher.

Angenommen, man hat einen Rohstahlwürfel mit der Kantenlänge von einem Meter, so wiegt der knapp acht Tonnen. Ich finde, das muss man sich alles mal bildlich vorstellen, um es ins richtige Verhältnis zu bringen. Um diesen 1m x 1m x 1m Rohstahlklotz herzustellen, benötige ich also soviel Strom wie acht Familien (Vier-Personen-Haushalte) pro Jahr ungefähr.

Energie zu sparen - das finde ich meistens sinnvoll, sehe meine eigenen Fehler. Zu oft heize ich geistlos zum Fenster raus, lasse warmes Wasser beim Zähneputzen laufen, stelle die Herdplatte zu spät ab und so weiter. Also ist es gut, sich daraufhin immer mal zu überprüfen. Ressourcen müssen nicht verschwendet werden. Doch was die Größenordnungen betrifft, dabei soll man sich nicht in die Tasche lügen (lassen).

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Privathaushalte können m. E. n. mit ein paar Sparmaßnahmen die aktuelle Situation nicht entscheidend verbessern. Trotzdem bin ich für ein ressourcenbewussteres Verhalten der einzelnen Verbraucher.

Wenn Minister Habeck aber davon spricht, dass es den Geldbeutel schont, wenn man statt mit dem Auto mit der Bahn fährt, dann klappt das im Normalfall nicht. Schon gar nicht, wenn mehrere Personen gemeinsam unterwegs sind. 

Und die Arbeit im Homeoffice? Der Arbeitgeber würde hier nur Heizkosten sparen, wenn er die Arbeitsbereiche komplett dichtmacht und alle zum Arbeiten heimschickt. So wird das aber in der Praxis nicht gehandhabt. Ein paar Mitarbeiter sind im Homeoffice, die anderen arbeiten in den Büros, Werkstätten, Labors, Montagehallen, Lagerbereichen vor Ort. Effekt ebenfalls minimal, wenn man dann auch noch sieht, dass der zu Hause Arbeitende nicht im Pelzmantel mit Schreibblock dasitzt, sondern sein (Arbeits)zimmer heizt und die verfügbare Kommunikationstechnik benutzt. Gut - er spart den Arbeitsweg. 

Natürlich dient die Argumentation des Ministers dem neu eingebrachten Gesetzentwurf der Grünen zur Energiewendebeschleunigung, genannt "Osterpaket". Damit will man die Erzeugung der erneuerbaren Energien bedeutend vorantreiben. Der FOCUS hat das für uns recherchiert, s. Artikel am Beitragsende.

Habecks Appell soll - so empfinde ich es - bei uns ein Gemeinschaftsgefühl erzeugen: wir ärgern Putin, wenn wir statt mit dem Auto lieber Bahn oder noch besser Rad fahren. Wenn wir zweimal weniger pro Woche duschen, die Heizung ein wenig runterdrehen und im Homeoffice hocken, dann kämpfen wir fast schon an der Front. Alle können sich als Helden fühlen und weiterhin dieser Politik folgen, die uns nur in weitere Schwierigkeiten bringt, fürchte ich.

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