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WAS 37 - Mintgrün bis dunkelorange

Dunkeldeutsche Gedanken - ein Lagebericht

www.twitter.com / @IrenaBuzarewicz
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Als Joachim Gauck noch Bundespräsident war, da gebrauchte er im Jahr 2015 den Begriff "Dunkeldeutschland".

 

"Dunkeldeutschland" wurde von Gauck nicht erfunden, es gab dieses Wort schon kurz nach der Wende 1989; damals bezeichnete es auf  abfällige Weise die neuen, ärmeren, weniger hellen und weniger bunten Bundesländer.  

 

Bundespräsident Gauck meinte damit etwas anderes, als er vor fast sieben Jahren einen Teil unserer Republik wieder so nannte. Er thematisierte auf diese Weise die kritische Haltung vieler Ostdeutscher zur Migration von Menschen aus Afrika und Asien. Dunkel, also finster, sehe es nach Gauck dort aus, wo man rassistisch und menschenfeindlich eingestellt sei. Das stimmt. Nur: ist es rassistisch und menschenfeindlich, sich gegen unkontrollierte Masseneinwanderung zu äußern? Und wie sieht es in den Gegenden aus, wo man sich nicht dagegen wendet? 

 

Mir kommt es auch als sonst sehr großem Optimisten so vor, als ob es jetzt wirklich Dunkeldeutschland gibt. Aber nicht nur im Osten, sondern in allen Himmelsrichtungen. Finster ist es geworden. 

 

Eine Entwicklung hat stattgefunden, die für mich teilweise völlig irre ist. Aber ich muss es dann doch glauben, denn ich erlebe es ja dauernd.

 

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Was ich meine? Paar Stichpunkte:

 

Wir sind dabei, uns selbst großer Gefahr auszusetzen, so wie wir derzeit im Russland-Ukraine-Konflikt agieren. Haben das wirklich alle verstanden? Werden von Politik und Medien die dafür  geeignetsten Wege beschritten? Die wachsende deutsche Kriegsbegeisterung macht mich skeptisch. Sollte man sich nicht gerade wegen der schlimmen humanitären Situation um Deeskalation bemühen? Mit der Erfahrung, die man mit Kriegen weltweit hat?

 

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Die Corona-Politik der letzten zwei Jahre muss aufgearbeitet werden. Was von den Impfstoffen, den Lockdowns, dem Maskentragen und weiteren Maßnahmen zu halten ist, soll auf den Tisch. Zahlen und Fakten. Auch das menschliche Fehlverhalten muss betrachtet werden. Was bringt Menschen zu diesen echt dunkeldeutschen Verhaltensweisen? Zu Denunziation, Ausgrenzung, Bösartigkeit, Wissenschaftsfeindlichkeit, Machtmissbrauch, mittelalterlichen dogmatischen Glaubenshaltungen? Dass die Gesellschaft gespalten ist, sieht jeder, der hinguckt. Und dass man diesen Zustand nicht in ein paar Sommerwochen geändert hat, das ist auch klar. Wie geht das weiter?

 

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Auch in wirtschaftlicher Hinsicht sieht es für unser Land nicht gut aus. Inflation, Auswirkungen von Pandemie und Krieg verteuern das Leben und lassen die Zukunft im Wortsinn düster aussehen. Rationierungen im Energiesektor sind nicht unwahrscheinlich, der Nebenkostenanteil der Miete steigt. Das berühmte tapfere Frieren gegen Putin wird dabei noch das kleinere Problem sein; aber der Energiehunger bestimmter Branchen? Wird man in Zukunft beispielsweise noch Stahl in Deutschland produzieren können? Was passiert im Energiesektor, wenn wir weiterhin an unserer "Energiewende" und dem Umgang mit Klimaveränderungen festhalten? Nur ein paar Fragen von so vielen...

 

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Menschen sind menschlich, machen Fehler. Auch Amtsträger, auch Wissenschaftler,  auch Leiter, auch Eltern, auch ich. Wir alle. Wir sind nicht perfekt. Aber mein Problem in dieser Zeit ist, dass ich bestimmten Verantwortungsträgern nicht vertrauen kann, weil sie das Maß des Erträglichen weit überschritten haben, auf verschiedenste Weise. Ich glaube einfach nicht, dass diese Personen geeignet sind, unser Land durch größere Krisen zu führen. Die Tendenz ist da, dass Fachleute durch Funktionäre ersetzt werden und dass Quoten über eine Position entscheiden anstatt der Kompetenz des Bewerbers. Das Gefüüüühl dominiert, der Verstand spielt nur zweite Geige. Aktivismus kommt vor Pragmatismus. Parlamentarier, die so argumentieren wie jene junge Grüne mit ihrer aufsehenerregend hysterischen Rede zur Impfdebatte, können entweder keine Statistik begreifen und logische Schlussfolgerungen aus vorliegendem Zahlenmaterial ziehen oder sie wollen es nicht.

 

Wie soll man einem Gesundheitsminister noch vertrauen, der nachweislich im Amt, in der Öffentlichkeit vielfach dreist gelogen hat? Der von Wissenschaft spricht, aber jede Erkenntnis verweigert, die nicht  seiner vorgefassten Meinung entspricht? Der ohne Rücksicht auf die Bürger allen droht und sie einschüchtern will?

 

Wieso ist eine Person Verteidigungsministerin, die sich nicht vorrangig für das Militär interessiert ? Wieso wurde eine Frau Bundesministerin, die vorher schon auf Landesebene gravierende Fehler machte? Wieso lehnt die Bundesinnenministerin die korrekte Registrierung von ins Land Kommenden ab, hört nicht auf die Warnungen der Sicherheitsbehörden, ruft aber jeden dritten Tag zum "Kampf gegen rechts" auf?

 

 

 

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Am Ende fällt mir doch noch was Erheiterndes ein in dieser Finsternis. Apropos Dunkeldeutschland - da denke ich an jenes Wort "dunkelbunt". Das verwendete noch zu Schulzeiten mein Freund A. immer, wenn Farbe, Muster, Zustand einer Person oder einer Sache einigermaßen unklar waren. Später wurde daraus der Toleranzbereich "mintgrün bis dunkelorange" für die Bezeichnung der aktuellen, gegebenenfalls misslichen Lage.

 

Auch seine gelassene, stereotype Antwort auf die ernst gemeinte Frage der Lehrer, wo denn dieser oder jener Klassenkollege sei, ist mir unvergesslich. Da sagte A. stets unerschütterlich: "Der is Bier holen." Selbst die Lehrer verkniffen sich das Grinsen nur schwer. A. verwendete auch die schon damals altmodische Redewendung: "Keinen Arsch in der Hose, aber La Paloma pfeifen...." als Bezeichnung für jemanden, der sich ein bisschen zuviel vorgenommen hatte....

 

 

www.twitter.com / @IrenaBuzarewicz
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