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Vor einem Jahr: Frühlingsanfang auf dem Pöhlberg

Alte Liebe - wieder in Annaberg

Der Pöhlberg aus nordöstlicher Richtung
Der Pöhlberg aus nordöstlicher Richtung

 

Dieses Jahr fällt der kalendarische Frühlingsanfang auf den 20. März, einen Sonntag - heute. Vor einem Jahr war es das gleiche Datum. Während wir heute bei schon warmem Sonnenschein ums Schloss Nossen spazierten, waren wir voriges Jahr mitten im Schnee. Gucken wir mal, wie das damals war:

 

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An 20. 03. 2021 sind wir auf dem Pöhlberg bei Annaberg-Buchholz. Es ist ein herrlicher Wintertag, der fast nichts Frühlingshaftes an sich hat. Denn es ist kalt, eine Menge Schnee liegt - und zwar schöner frischer, lockerer, weißer Pulverschnee. Der, der sich so sauber anhört, wenn er unter den Stiefeln trocken knirscht. Dabei so ein Geräusch macht, das ist gar kein richtiges Knirschen, auch kein Quietschen. So ein beherzter Schnee-Zusammendrück-Ton halt.

 

Nur der unbeirrte Gesang der Vögel in den Bäumen und Sträuchern weist auf die Ankunft der wärmeren Tage hin. Die kleinen Federviecher wissen ganz genau, welche Zeit jetzt anfängt: Frühling! Wir wissen es auch und freun uns auf ihn, haben aber auch nichts gegen so einen strahlenden Schneetag im Erzgebirge. 

 

 

Der Pöhlberg liegt stattlich in der Landschaft. Mit seine 831 m Höhe über dem Meeresspiegel belegt er den 44. Platz, wenn man die Erzgebirgsberge nach ihrer Höhe ordnet. Platz 1 ist der Keilberg mit 1.234 m auf tschechischer Seite, danach kommt gleich unser Fichtelberg mit seinen 1.214 m.

 

Die wahrnehmbare Höhe des Pöhlbergs, also, wenn man davorsteht und hochguckt sozusagen, sind 176 m. So weit ragt er aus seiner direkten Umgebung hervor. Ist doch ganz schön beachtlich, oder? Für uns jedenfalls, denn wenn man diesen breiten Tafelberg schon von weitem sieht, macht er Eindruck. Mit seinem bewaldeten Gipfel und dem Turm, der weithin zu sehen ist. Zu dem gibt es eine kurze Geschichte und vorher noch einen Blick von oben, allerdings ohne Schnee....:

 

Blick auf den Pöhlberg (Foto: © BUR Werbeagentur, Stadt Annaberg-Buchholz)
Blick auf den Pöhlberg (Foto: © BUR Werbeagentur, Stadt Annaberg-Buchholz)

 

Vor vielen Jahren lag ich im Erzgebirgsklinikum in Annaberg-Buchholz. Mir ging es schlecht, ich konnte kaum laufen. Vom Krankenhauszimmer mit schönen großen Fenstern sah ich den Pöhlberg und diesen Turm, der da ganz oben so mutig und beneidenswert frei stand. Ich guckte oft auf Berg und Turm in dieser Zeit und nahm mir vor, genau dort hinauf zu gehen, sobald es ging. Zu LAUFEN. Wenn ich das wieder können würde. Immer, wenn ich an mir zweifelte, wenn die Hoffnung sich davonmachen wollte, dann - guckte ich wieder auf "meinen" Berg, der mir seitdem ein alter Freund ist. 

 

 

Viel kann man über ihn, den Pöhlberg, erzählen. Dass er aus Basalt und damit vulkanischen Ursprungs ist und das schöne säulenförmige Gestein in Steinbrüchen abgebaut wurde, daher die sogenannten "Butterfässer"-Felsen. Dass man hier jahrhundertelang Bergbau betrieb und nach Erzen mit Zinn, Silber und Kuper suchte. Früher gab es auf dem Pöhlberg eine Bobbahn und eine Sprungschanze. Heute hat man zwei Hänge zum Skifahren und einen zum Rodeln. Im Sommer 1897 eröffnete man auf dem Gipfel des Berges ein Ausflugslokal und den besagten 35 Meter hohen Aussichtsturm. Heute gibt es das Lokal erfreulicherweise immer noch, sogar als Hotel. Leider ist beides momentan geschlossen. Dann gibt es noch die "Pöhlbergalm", eine besondere Bergwiese mit Spezialfauna und -flora und ein Tiergehege am Bergfuß.  Alles ist gut ausgeschildert und zu finden. Dort, wo die Stadt anfängt, ist auch die Bäckerei Roscher mit Fabrik und großem Café, schön zum Drinnen- und Draußensitzen.

 

 

Auf vielen Wegen kann man über den Berg oder an seinen Hängen entlangspazieren. Schöne Rundwege mit Panoramablick weit ins Land gibt es genauso wie kürzere steile Pfade durch den Wald. Ein paar gute Aussichtspunkte gibt es, wo man ungestört einen Kaffee aus dem Rohr trinken kann. Wer möchte, findet auf dem Gipfel ein Fernrohr und kann sich damit ein genaueres Bild von der Umgebung machen. Eine kleine Straße in gutem Zustand führt bis auf den Gipfel.

 

Wenn das Hotel mit Restaurant wieder geöffnet ist, dann könnte man hier oben auch mal übernachten. Romantisch und den Sternen nahe, sozusagen, im Berghotel Pöhlberg. Vielleicht hast Du ja jemanden, den Du mit dieser Idee überraschen kannst? 

 

 

Woher der Berg wohl seinen Namen hat? Da gibt es zwei Theorien. Einmal heißt das alte (deutsche?) Wort "Bühla" oder Biehl soviel wie Berg, Hügel. Dann gibts noch "biel" slawischen Ursprungs, was "weiß" heißt. Weißer Berg. Auch schön. Ich nenne ihn ganz für mich nur "Pöhl"; das klingt so vertraut wie ein alter Kollege - dem man (fast) alles sagen kann ("Mensch Pöhl, ....). Der Berg ist ein sehr verständnisvoller, geduldiger und vor allem verschwiegener Gesprächspartner. Auch Pawel hat eine vertrauensvolle Beziehung zu Pöhl, so von Maulwurf zu Berg eine natürliche Sache, oder?

 

Blick auf Annaberg mit Annenkirche
Blick auf Annaberg mit Annenkirche

 

Man kann gar nicht sagen, in welcher Jahreszeit es hier am schönsten ist. Im weißen Winter mit Sonne und Schnee oder einem graunebligen geheimnisvollen Licht, im Frühling mit zarten Laub und frischen Wiesen, im Sommer mit sattem Grün, sonnigen Felsen und duftendem Wald nach dem Regen oder doch im Herbst, wo der Berg bunt leuchtet an seinen Rändern und der Hagebuttenweg jetzt wieder weiß, warum er so heißt.

 

Wir freuen uns als nächstes erst mal auf einen Frühlingstag - also: auf einen richtigen!

 

Denn heute ist noch Winter hier. Eindeutig.