Frühlingsabend

Kleine Runde statt großer Worte - oder so

Herders Ruhe - das Grabmal des Oberberghauptmannes Siegmund August Wolfgang Freiherr von Herder (1776 - 1838)
Herders Ruhe - das Grabmal des Oberberghauptmannes Siegmund August Wolfgang Freiherr von Herder (1776 - 1838)

 

Wenn ich meinen Heimweg von der Arbeit nur um ein kleines Stück erweitere, dann liegen ein paar Besonderheiten am Weg. Das Grabmal des Oberberghauptmannes und Freiherrn Siegmund August Wolfgang von Herder, genannt "Herders Ruhe", leuchtet in der Abendsonne und verdient seinen Namen. Gleich dahinter die Reiche Zeche. Am blaurosa Horizont verschwimmt Conradsdorf, die Silhouette der Freiberger Altstadt mit den markanten Türmen liegt klar in der Abendluft.

 

Ein paar Leute mit Hund sind unterwegs und lassen den Kollegen mit Fell übers Feld rennen und sich austoben. Die Tiere wirken glücklich. Die wenigen Jogger, die unterwegs sind, nicht so. 

 

Jetzt, wo der März schon zweistellig ist, bleibt es trotz Winterzeit auf der Uhr spürbar länger hell. Es wirkt schon frühlingshaft. Vögel singen noch ein bisschen, ein großer Schwarm von Krähen sucht scheinbar schon die Schlafbäume auf, die Sonne sinkt. Es sieht aus wie auf einer alten Kitschpostkarte. Genau so schön.

 

Die Zeit um den Sonnenuntergang herum ist eine gute Zeit; vor allem bei diesem wolkenlosen Himmel von strahlendem Blau. Keine dicken Wolken schlucken dieses letzte Licht des Tages, man kann es lange noch genießen.

 

An so einem schönen Abend wie heute.

 

***

 

Diese Bilder habe ich heute in den Täterwerkstattverbandskasten getan, weil sowohl das  Betrachten solcher Bilder als auch so ein Abendspaziergang selbst eine Wohltat für Körper und Seele ist, oder?

 

Der Vater von Siegmund August Wolfgang, der hier oben sein Grabmal hat, das ist der Dichter Johann Gottfried von Herder. Ein Zeitgenosse und Freund Johann Wolfgang von Goethes. Freiherr von Herder senior dichtete einst etwas Passendes für so einen Abend:

 

Die Mechanik des Herzens

 

Ihr Weise, mit der Wissenschaft,

Die Welten zu bewegen,

Gebt einem matten Herzen Kraft,

Ein Fünkchen neu Vermögen,

Ach, einen Tropfen Lebenssaft,

sich jugendneu zu regen!

Ich lass′ Euch Eure Wissenschaft,

Die Welten zu bewegen.

 


(* 25.08.1744, † 18.12.1803)