· 

Luise von Toskana - die unglückliche Prinzessin?

Einer Frau auf der Spur

Luise von Toskana, später Luise von Sachsen (1870 - 1947) / Bildquelle: www.sachsen-lese.de
Luise von Toskana, später Luise von Sachsen (1870 - 1947) / Bildquelle: www.sachsen-lese.de

 

Wer den Geisingberg nahe Altenberg besteigt, der sieht schon von Weitem einen Aussichtsturm auf dem Berggipfel. Es ist der Luisenturm, 18 Meter hoch und im September 1891 eröffnet.

 

Nach welcher Luise ist dieser Turm wohl benannt? Das fragten wir uns vor ein paar Tagen, als wir dort waren.

 

***

 

Schnell findet man das, schon am Turm angekommen, heraus: Die Namensgeberin ist Prinzessin Luise von Toskana. Eine Habsburgerin und Erzherzogin, die seit ihrem 17. Lebensjahr mit dem sächsischen Kronprinzen Friedrich August III. verlobt war. Vier Jahre später heiratete sie ihn und kam mit ihm nach Dresden. Das war 1891, als auch der Turm in nur 68 Tagen erbaut wurde. 

 

Friedrich August III. ist Sachens letzter König; er dankte 1918 mit den berühmten Worten "Dann macht doch Euern Dregg alleene!" ab. Die Zeit der Monarchie war in Deutschland beendet, die Weimarer Republik kam. 

 

Luisenturm auf dem Geisingberg, eröffnet 1891
Luisenturm auf dem Geisingberg, eröffnet 1891
Kronprinz Friedrich August III mit seiner Frau Kronprinzessin Luise und den Kindern (www.akpool.de)
Kronprinz Friedrich August III mit seiner Frau Kronprinzessin Luise und den Kindern (www.akpool.de)

 

Luise wurde in Sachsen sehr verehrt, das zeigt nicht nur dieser Turm. Die schöne, eigenwillige und volksnahe Frau war populär. Sie gebar in den folgenden Jahren sechs Kinder, eines davon leider tot. Luise lebte ein für die damalige Zeit emanzipiertes Leben. Der Dresdner Luisenhof, ein heute wieder tolles Restaurant, wurde nach ihr benannt. Es gab unzählige Postkarten mit Kronprinzessin Luise darauf und das Luisalied, worin sie als Sachsenlands Perle gerühmt wird.

 

Diese Frau hatte Schwierigkeiten am Dresdner Hof. Luise hielt das Hofzeremoniell nicht ein, ging allein einkaufen und ins Café, fuhr als eine der ersten Frauen in Sachsen mit dem Fahrrad. Nicht jeder mochte sie, schon gar nicht ihr Schwiegervater König Georg, ein sehr konservativer Mann. Man intrigierte, es war sicher alles sehr üppig und golden, aber trotzdem nicht schön. Für Luise.

 

Sie, die sich inzwischen verliebt hatte, entschloss sich zu einem folgenschweren Schritt. Im Dezember 1902 verließ sie im Alter von 32 Jahren und das siebente Mal schwanger ihren Mann, ihre Kinder und ihr Dresden. Das geschah, nachdem durch einen abgefangenen Brief ihr Verhältnis zu André Giron bekannt wurde. Sie stritt sich mit ihrem Gatten, der Schwiegervater drohte mit Einweisung in eine Irrenanstalt.

 

Sie haute ab, mit diesem Herr Giron, dem belgischen Sprachlehrer ihrer Söhne. Das Liebespaar setzte sich in die Schweiz ab, trennte sich aber bald. Später hat Luise ihre Flucht aus Dresden offenbar sehr bereut. Ihre noch erhaltenen Briefe sagen das.

 

Luise mit Anna Pia Monika (www.akpool.de)
Luise mit Anna Pia Monika (www.akpool.de)

 

Luise bekam nun ihr siebentes Kind, Tochter Anna Pia Monika, in Lindau am Bodensee, wurde dann geschieden. Diese jüngste Tochter holte man später an den sächsischen Hof zurück. Luise bekam eine auskömmliche finanzielle Unterstützung und führte jetzt den Titel einer Herzogin von Montignoso. Geld und Titel hatte sie ihrem Schwiegervater König Georg von Sachsen zu verdanken. Der wollte sie zwar loswerden, aber offensichtlich nicht ins Elend bringen.

 

Ihre Habsburger Verwandten dagegen verstießen Luise später wegen des Riesenskandals, den die Prinzessin durch ihre Flucht und ihre weitere Lebensweise verursacht hatte.

 

Bald darauf heiratete sie erneut. Diese Ehe funktionierte wieder nicht. Aber ein neues Kind entstand, auch das wuchs beim Vater auf, der den kleinen Sohn entführen ließ.

 

Die rastlose Luise lebte nach Stationen bei Lyon, der Isle of Wight im Ärmelkanal, am Bodensee und auf Mallorca nun wohlhabend in einem Brüsseler Vorort.

 

Friedrich August III. war 1904 in Sachsen König geworden Die Trennung von ihren Kindern, von Dresden auch, machte Luise zu schaffen. Einmal reiste sie heimlich dorthin, wurde aber von der Polizei abgefangen. Sie schrieb ein Buch über die Ereignisse, es heißt schlicht "Mein Leben". Wahrscheinlich wollte sie mit ihrer eigenen Darstellung der Dinge der Skandalpresse entgegentreten. Das Buch kann man auch heute noch kaufen.

 

Durch die Wirrnisse des zweiten Weltkrieges verlor sie im Alter von ca. 70 Jahren ihre finanziellen Zuwendungen. Man kann sich vorstellen, welche Katastrophe das für die alleinlebende ältere Frau gewesen sein muss. Sie, die immer sehr wohlhabend war, schlug sich nun als Blumenverkäuferin durchs Leben und starb im Alter von 76 Jahren verarmt in Brüssel, im März 1947.

 

***

 

Im sächsischen Luisalied heißt es:

 

"Sind Krone und Thron auch für immer dahin, sie ist und sie bleibt eine Königin."

 

www.geni.com
www.geni.com
Blick vom Restaurant Luisenhof in Dresden-Loschwitz zu Elbe (Screenshot Videorundgang)
Blick vom Restaurant Luisenhof in Dresden-Loschwitz zu Elbe (Screenshot Videorundgang)

 

Als gute Idee erscheint es mir, das Buch mit Luises Lebenserinnerungen zu kaufen, damit im Mai auf den Terrassen des Luisenhofs zu sitzen und sich bei einer Kanne Kaffee in ihre damalige Welt zu versetzen.

 

***

 

Eine Frage bleibt: Ob Luise jemals an ihrem Turm war?

 

Jetzt wissen wir mehr über die Luise des Luisenturms auf dem Geising.
Jetzt wissen wir mehr über die Luise des Luisenturms auf dem Geising.