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Auf dem Geisingberg

Der Geisingberg, von Altenberg aus
Der Geisingberg, von Altenberg aus

 

Heute wollen wir auf den Geisingberg. Bisher sahen wir ihn immer nur aus der Ferne, heute gehts hinauf.

 

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Der Geisingberg nahe Altenberg im Erzgebirge ist ein alter Quellkuppenvulkan. Er entstand vor ca. 30 Millionen Jahren, als er sich wie ein Propfen aus dem Untergrund hervorschob. Lava floss bei diesen Vulkanen nicht, seine Verwandten in der Nähe sind zum Beispiel der Wilisch und mein geliebter, wunderschöner Luchberg.

 

Im Laufe seines Bergdaseins hat er eine Menge erlebt, auch  mit uns Menschen. Sein Name kommt vom alten Wort "geußen", was gießen heißt. Der Geisingberg ist also der vom Regen Begossene, mit seinen 824 Metern Höhe sicher gerechtfertigt, hier oben im wetterbewegten Erzgebirge.

 

Ein Steinbruch wurde hier betrieben, man versuchte sich im Bergbau, blieb an der Stelle erfolglos. 1522 wehrten sich fromme Bergknappen mit einer symbolischen Lutherverbrennung oben auf dem Berg. Weithin sah man das Feuer, womit man gegen die Reformation protestierte. Zwanzig Jahre später entschuldigten Altenberger Bürger sich bei Luther direkt für diese Aktion. 

 

Die sächsischen Herrscher kamen zur Jagd her, Alexander von Humboldt betrieb wissenschaftliche Studien und der Dichter Theodor Körner spottete 1809 anlässlich seiner Besteigung des Geisingbergs in seinem Tagebuch:

 

"Von dieser Seite macht sich das sonst so erbärmliche Altenberg wegen der großen Pinge recht romantisch; sonst ist es das ärgste Nest, das Gott hat bauen lassen".

 

 

1813 gab es im Rahmen der Befreiungskriege europäischer Mächte gegen den französischen Kaiser Napoleon Bonaparte am Geising ein Gefecht, die Gefallenen begrub man in der Nähe.

 

Ende des 19. Jahrhunderts erschloss man dann den Berg touristisch. Es entstand eine Bergbaude zur Erfrischung der Ausflügler. Auch heute gibt es wieder eine, ganzjährig geöffnet.

 

Der 18 Meter hohe Luisenturm wurde 1891 fertig. Seinen Namen verdankt das Bauwerk der damaligen Prinzessin Luise von Toscana, Erzherzhogin von Österreich. Sie war zu der Zeit mit dem Kronprinzen Friedrich August von Sachsen  verlobt. Über sie wird in einer speziellen Geschichte Ungewöhnliches zu berichten sein. Aber heute - wieder zum Berg.

 

Luise von Toscana (1870 - 1947) / Postkartenausschnitt, Privatsammlung Iris Kretschmann
Luise von Toscana (1870 - 1947) / Postkartenausschnitt, Privatsammlung Iris Kretschmann

 

Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts bemühte man sich sehr um Naturschutz am Geising. Besondere Pflanzen und Tiere leben bis heute hier: Knabenkraut, Maiglöckchen und Himmelschlüssel; Feuersalamander und verschiedene Schlangen wie Ringelnatter und Kreuzotter zum Beispiel. Aber auch eine Skischanze wurde bis in die 1950er Jahre betrieben, 1937 trug man die Deutschen Skimeisterschaften hier aus.

 

Heute ist der Berg mit seinem Umfeld ein Naturschutzgebiet.

 

 

Hinkommen kann man auf verschiedenen Wegen. Der direkteste führt in knapp zwei Kilometern vom Altenberger Bahnhof aus am Edeka daneben vorbei. Da sieht man die Altenberger Kirche.

 

Sie wirkt modern, und wirklich - ihre Bauzeit reichte von 1989 bis 1991. Spätestens seit Mitte des 15. Jahrhunderts gab es hier eine Kirche, zuerst aus Holz, später gemauert. Mehrfach brannten diese Bauwerke ab und wurden immer wieder neu errichtet. Als die Russen im Mai 1945 Altenberg bombardierten, wurde auch die Kirche zerstört.

 

Was übrig blieb, wurde Anfang der 1950er Jahre abgetragen. Von da an traf man sich im Pfarrhaus, dessen bergbaubedingte Gefährdung aber bald eine andere Lösung erforderte. Auf einen Neubau einigte man sich erst im Jahr 1984. Damals schloss die Altenberger Kirchgemeinde deshalb einen Vertrag mit dem VEB Bergbau- und Hüttenkombinat. Interessante Geschichte.

 

Wir weichen jetzt kurz vom Weg ab und gucken mal:

 

 

Wieder zurück auf die Neue Bärensteiner und dann auf die Hirschsprunger Straße. Dann ist man schon auf der Zielgeraden und sieht den Berg vor sich. Schön ist er, auch im Winter. Auf der Hirschsprunger Straße, die an alten Bahnanlagen entlangführt, haben wir zwar leider keinen Hirsch getroffen. Dafür aber diesen alten Wasserkran, ein Riesenwasserhahn, gedacht für die Wasserbefüllung der Dampfloks früherer Zeiten:

 

Wasserkran Altenberg
Wasserkran Altenberg
Aufbau Wasserkran , Beispiel (www.wikipedia.de)
Aufbau Wasserkran , Beispiel (www.wikipedia.de)

 

Bitte hier entlang, willst Du mit uns auf den Geisingberg:

 

 

Berg und Umgebung sind wunderschön, die Sonne kommt raus und wir erleben einen herrlichen Wintertag. Der Aufstieg ist kurz und einfach.

 

 

Oben dann eine schöne Aussicht ins Land durch die unbelaubten Bäume. Der Turm ist verschlossen, leider. Vielleicht sturmbedingt, möglicherweise auch im Winter immer. Das macht aber nichts, da Sven Jäppel bei YouTube ein kleines Video bereitgestellt hat. Was man vom Turm aus so sieht, folgt hier am Beitragsende.

 

Die Bergbaude ist geöffnet, coronabedingt für uns keine Option. Kaffee aus dem Rohr gibts dann unten auf einer Aussichtsbank am Bergfuß.

 

Ob vielleicht genau hier August der Starke 1709 Auerhühner gejagt hat, wie berichtet wird?

 

 

Hier nochmal vergrößert Pawel im Bild. Heute ein Bergbezwinger und König des schönen Tages.