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Heute an Brechts Geburtstag

"Ändere die Welt, sie braucht es."

Bertold Brecht (1898 - 1956) / Foto: © Gerda Goedhart
Bertold Brecht (1898 - 1956) / Foto: © Gerda Goedhart

 

"Ändere die Welt, sie braucht es." Dieses Zitat von Bertold Brecht hatte ich mir in ganz jungen Jahren an die Wand meines Zimmers geschrieben. Jetzt finde ich immer noch, dass er damit recht hat.

 

Heute, am 10. Februar, hat Brecht Geburtstag. Bertold Brecht - Dramatiker, Lyriker, Theatermann, Kommunist, geboren in Augsburg. In der Nazizeit schon ab 1933 im Exil gewesen - in Skandinavien, Tschechien, den USA und mit nur 58 Jahren in Ostberlin gestorben, wo er mit seiner Frau Helene Weigel ein eigenes Theaterensemble gründete, nämlich das Berliner Ensemble. Brecht erhielt den Nationalpreis 1. Klasse der DDR, war aber nie Mitglied der SED. Die Mauer gab es zu Brechts Lebzeiten noch nicht; der 17. Juni 1953 hinterließ auch bei ihm Spuren.

 

Brecht ist einer der größten deutschsprachigen Dichter des 20. Jahrhunderts, einer der meistgespieltesten Dramatiker auf deutschen Bühnen. Einer meiner persönlichen Favoriten im Bereich der Literatur. Stark seine Sprache: ganz einfach und ohne Zierde. Klar. Und gerade dadurch schön. Werke wie die "Dreigroschenoper", "Der gute Mensch von Sezuan", "Das Leben des Galilei" werden seit Jahrzehnten immer wieder auf die Bühnen der Welt gebracht - weil sie immer wieder was zu sagen haben. Dem Zuschauer. Oder dem Stückeleser. Uns. Damit haben wir großes Glück. Denn, nach Meinung Brechts habe derjenige, der was mitzuteilen hat und keine Zuhörer findet, großes Pech. Ein noch größeres Unglück wäre es aber für die Zuhörer, die keinen fänden, der ihnen was zu sagen hätte. Ja.

 

Brecht konnte sich sehr gut ausdrücken, aber was auch wahr ist: er hatte wirklich was zu sagen. Der Mann, seine Werke, unterhalten ihr Publikum auch heute nicht nur, sondern regen es zum Denken an. Machen betroffen, lassen klarer sehen. Mit Sätzen, wie wenn einer mit der Faust auf den Tisch haut. Nicht zu heftig, nicht unbeherrscht, aber sehr kräftig. Und nur einmal. Das reicht. 

 

Brechts politische Ansichten muss man nicht teilen, um seine Werke zu bewundern. Ebensowenig stört (mich) dabei die Ambivalenz seiner Persönlichkeit; der Meister galt als exzentrisch und rücksichtslos, verlangte fast Unmögliches von seinen Mitarbeitern, hatte immer mehrere Liebesbeziehungen gleichzeitig und konnte sehr unangenehm werden, wenn ihm etwas nicht gefiel.

 

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Anlässlich seines heutigen Geburtstages gibt es hier ein paar Brecht-Zitate, eine kleine Dokumentation über sein Leben, den Filmtrailer des Zweiteilers "Brecht" von 2019 und einige ganz kurze Texte. Also eine ganze Menge, oder?

 

Das "Brecht"-Dokudramaprojekt des Regisseurs Heinrich Breloer beschäftigte diesen zehn Jahre lang. Wir freuen uns auf Tom Schilling (der übrigens heute am 10. 02. auch Geburtstag hat) als jungen und Burghart Klaußner als älteren Bertold Brecht. Hier, wie gesagt, nur als Trailer. Streambar beispielsweise bei Amazon.

 

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Bekannte Brecht-Zitate:

 

„Wer a sagt, der muß nicht b sagen. Er kann auch erkennen, daß a falsch war.“ 

 

"Reden über Angelegenheiten, die durch Reden nicht entschieden werden können,

muss man sich abgewöhnen."

 

"Alle großen Ideen scheitern an den Leuten."

 

"Ändere die Welt, sie braucht es."

 

"Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher."

 

"Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren."

 

"Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen/ Den Vorhang zu und alle Fragen offen."

 

 

Die Lösung

 

Nach dem Aufstand des 17. Juni

Ließ der Sekretär des Schriftstellerverbands

In der Stalinallee Flugblätter verteilen

Auf denen zu lesen war, daß das Volk

Das Vertrauen der Regierung verscherzt habe

Und es nur durch verdoppelte Arbeit

zurückerobern könne. Wäre es da

Nicht doch einfacher, die Regierung

Löste das Volk auf und

Wählte ein anderes?

 

***

 

Auszug aus "An die Nachgeborenen"

 

...

 

"Dabei wissen wir ja:

Auch der Haß gegen die Niedrigkeit

Verzerrt die Züge.

Auch der Zorn über das Unrecht

Macht die Stimme heiser. Ach, wir

Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit

Konnten selber nicht freundlich sein.

 

Ihr aber, wenn es soweit sein wird

Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist

Gedenkt unsrer

Mit Nachsicht."

 

...

 

 

Geschichten von Herrn Keuner: Das Wiedersehen

 

Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, begrüßte ihn mit den Worten: "Sie haben sich gar nicht verändert." "Oh!" sagte Herr K. und erbleichte. 

 

***

 

Wie es war

 

Erst ließ Freude mich nicht schlafen

Dann hielt Kummer nachts die Wacht.

Als mich beide nicht mehr trafen

Schlief ich. Aber ach, es bracht

Jeder Maienmorgen mir Novembernacht.

 

 

Bild: www.pixabay.com / miniformat65
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