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Argonerd

Entlarvende Gegenüberstellungen

 

 

Wer ist  Argo Nerd, auf Twitter unterwegs als  @argonerd mit fast 76.000 Followern?

 

Dieser Mann, dessen wahre Identität unbekannt ist und nach seinem Wunsch auch bleiben soll, stellt Meldungen aus unseren Medien einander gegenüber. Mit erstaunlicher Wirkung.

 

Zeitungsartikel, Beiträge aus den Onlineangeboten der Medienhäuser, Meldungen der TV-Sender. Immer, wenn er auf einen krassen Widerspruch stößt, dann hat Argo Nerd eine Collage für uns. 

 

Das ist witzig, wenn auch oft auf eine Art, die einem das Lachen im Hals stecken bleiben lässt. Denn es geht Argo Nerd um die Abbildung des alltäglichen Wahnsinns, der natürlich auch Bereiche trifft, wo es weh tut. Aber das regt zum Nachdenken an, zeigt Widersprüche deutlich.

 

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Seit gestern hat Argo Nerd eine eigene Website, wo er seine Werke gesammelt und veröffentlicht hat. Du findest das mit dem roten Button, gleich: 

 

 

Der WELT gelang es im letzten Sommer, diesen geheimnisvollen Argo Nerd zu interviewen. Hier ein kleiner Auszug:

 

Zitat aus dem Artikel "Die Menschen sind klüger, als einige Medien wahrhaben wollen" (DIE WELT, 28. 08. 2021, Anna Schneider) - Interview mit Argo Nerd:

"WELT: Wer sind Sie?

Argo Nerd: Ich bin eine Person, Argo Nerd ist mein Alter Ego – es steht weder eine Partei noch ein Medium hinter mir, ich betreue meinen Account allein. Mich selbst würde ich als ganz normalen Menschen mit einem etwas weniger normalen Lebenslauf bezeichnen. Ich habe Sprach- und Kulturwissenschaften studiert, wurde in diesem Bereich aber niemals tätig, weil ich es vorzog, durch die Welt zu reisen. Ich habe in unterschiedlichen Ländern gelebt und gearbeitet, nun bin ich seit ein paar Jahren wieder zurück in Deutschland. Als ich zurückkam, habe ich begonnen zu twittern.

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WELT: Sie fallen vor allem durch diese Eigenart auf – der typische Argo-Tweet ist die Collage, die Gegenüberstellung meistens zweier Artikel. Derlei Beiträge zur Debatte sind zunächst unpolitisch – oder?

 

Argo Nerd: Erst vor ein paar Wochen habe ich einen dieser Online-Tests gemacht, die es Menschen erleichtern sollen, sich vor der Bundestagswahl politisch zu verorten. Und heraus kam: Ich befinde mich im politischen Niemandsland. Würde ich einer Partei nahestehen, wäre es am ehesten die FDP, aber laut diesem Testergebnis stehe ich auch für diese Partei viel zu weit links. Ich sehe mich auch selbst als Linken im Herzen, was unter anderem daran liegt, dass ich aus einer zutiefst roten Arbeiterfamilie komme: Da wurde immer links gewählt, jahrzehntelang. Insofern passt dieses Ergebnis zu meinen Inhalten auf Twitter – jeder kriegt bei mir sein Fett ab, auch die Springer-Medien.

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WELT: Hat sich die Debattenkultur – vor allem in den sozialen Medien – Ihrer Meinung nach zum Schlechteren verändert?

 

Argo Nerd: Ich stelle fest, dass sich die Fronten immer mehr verhärten. Dafür tragen meiner Meinung nach Medien und die Politik gleichermaßen die Verantwortung. Zu oft werden Menschen von außen beziehungsweise von oben bestimmten Lagern zugeschrieben – das missfällt mir. Ich merke das auch an mir selbst, und das ist etwas, das ich gar nicht an mir mag; aber man kann nur versuchen, sich selbst zu beobachten und sich der Lagerbildung, soweit es geht, zu entziehen. Insofern sind meine Collagen eine Art Therapie für mich, mein Weg, mit unserer oft spaltenden Einordnungs-Infotainmentwelt umzugehen. Dabei mache ich selbst auch in gewisser Weise Infotainment, aber auf einer Metaebene, mit einem Augenzwinkern."

 

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Ich freue mich auf viele weitere Collagen von Argo Nerd. Vielleicht schaust Du auch mal nach ihm, bei Twitter oder auf seiner neuen Website.