"Du liegst nicht schief, Du liegst schon quer ..."
Für den Bundestag soll vielleicht ein eigener Poet, ein Parlamentspoet, eingestellt werden. Diesen Vorschlag machte Katrin Göring-Eckardt, erneute Bundestagsvizepräsidentin und altbekannte Politikerin der Grünen.
Seine/ihre Aufgabe würde, nach kanadischem Vorbild, die Pflege der Sprache und die Unterstützung der Parlamentarier in sprachlich-kultureller Hinsicht sein. Wahr, schön, klug - so sollte gesprochen werden. An sich keine schlechte Idee, denn mehr sprachliche Qualität ist ein gutes Ziel - für uns alle. Nur glaube ich, dass dieses Vorhaben unter der Ampelregierung von vornherein zum Scheitern verurteilt ist, im Bundestag zumindest.
Dieser Poet müsste den Abgeordneten nämlich entgegentreten, sie kritisieren und korrigieren. Das halten sie nicht aus, das wollen sie gar nicht, zumindest nicht die, welche sich im Besitz der alternativlosen Wahrheiten sehen - die Mehrheit also. Man sieht und hört es täglich in den Medien. Verfolgt man Debatten im Bundestag, vermisst man oft, unabhängig von der eigenen politischen Einstellung: Bildung, Anstand, guten Stil in Sprache und Auftreten. "Schlagstocksaskia" ist noch nicht mal des Eisbergs Spitze ....
Es bleiben eigentlich nur zwei Möglichkeiten: entweder das Poeten-Vorhaben wird verworfen und man verzichtet ganz auf dichterischen Beistand - oder es wird ein grün-linker Hofnarr engagiert, der sich so verhält, wie die Mehrheit es will. Man könnte ihn auch als närrische Waffe zur Bekämpfung des politischen Gegners missbrauchen, wenn er sich dazu hergäbe. Würde er gar am Ende versuchen, poetisch zu gendern? Eine gruselige Vorstellung für jemanden, der seine Sprache liebt. Denn dass man einen wirklichen Poeten und Streiter wie zum Beispiel Wolf Biermann an diese Stelle ließe, das ist wohl ziemlich unvorstellar, leider ....
Eine junge Frau namens Ida-Marie Müller, heute 17 Jahre alt, fällt mir in dem Zusammenhang ein. Die damals vierzehnjährige AfD-Jugendstadträtin machte 2018 bei einem Poetry-Slam-Wettbewerb in Speyer auf sich aufmerksam. Sie gewann den Lyrik-Wettbewerb zwar, wurde aber von den Veranstaltern von der Siegerehrung ausgeschlossen. Weil ja nicht sein kann, was nicht sein darf - so dachten wieder die "Guten", die "Alternativlosen".
Mit diesem Gedicht erhitzte Ida-Marie damals die Gemüter:
Bemerkenswert finde ich, dass in Zeiten wie diesen gerade die stellvertretende Bundestagspräsidentin Katrin Göring-Eckart von den Grünen die Idee der poetischen Parlamentsunterstützung aufgriff.
Haben wir aktuell wirklich keine anderen Sorgen?!
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Ich glaube, wir brauchen momentan dringender einen Vernunftsbeauftragten als einen Hofpoeten im Bundestag. Jetzt, wo im höchsten Parlament unseres Landes 2G+ herrscht, also nur Geimpfte und Genesene mit zusätzlichem Test an ihren wichtigen Arbeitsplatz dürfen. Wer diese "Zugangsvoraussetzungen" nicht erfüllt, wird auf die Besuchertribüne verbannt. Unfassbar.
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Zum Abschluss noch was Kraftvolles, nun mit Musik. Mit Wolf Biermann, m. E. n. einem wirklichen Dichter und Sprachkünstler. Deutlich, klar, stark und schön seine Sprache - auch bei weniger schöner Thematik. Wer das nicht glaubt, kann Biermanns Liedtexte mal als Gedichte lesen - beeindruckend, HIER.
Kostprobe, eine Strophe aus "Das macht mich populär":
"Und sperrt ihr mich im Eisschrank ein –
Ich fühl mich wohl dabei
Ich spür bei jedem Kältegrad
Die Obhut der Partei
Bei jedem Kübel Dreck spür ich
Die Liebe des ZK
Zum ganzen 11. Plenum sag
Ich zwölfmal: Ja! Hurra!
Ihr habt ja euer Innerstes
Noch nie so schön gezeigt
Der deutsche Michel sah bei Licht
Ins Herze euch und ... speit
Ihr löscht das Feuer mit Benzin
Ihr löscht den Brand nicht mehr
Ihr macht, was ihr verhindern wollt:
Ihr macht mich populär"
Wolf Biermann (1974)
Hier das ganze Lied, natürlich mit der diesem Artikel seinen Namen gebenden Zeile, heute wieder -sehr- "populär":
