"Sei nicht wie die Leute, mein Kind!"
Gesternt jährte sich zum zehnten Mal Georg Kreislers Todestag. Der 1922 in Wien geborene Kabarettist, Autor und Theatermann verließ Österreich im Alter von 16 Jahren, floh damals aufgrund seiner jüdischen Herkunft nach Amerika.
1956 kehrte er zurück, nun amerikanischer Staatsbürger.
Die Beziehung zu seiner alten Heimat war problematisch. Klar.
Denn die meisten der Leute, die ihn angefeindet oder ignoriert hatten früher, waren ja noch da. Die ganzen alten Nazis, kleinen Mitläufer und stillen Akzeptanten. Später lebte der Künstler in München, Berlin, Basel und in der Nähe von Salzburg. Kreisler war viermal verheiratet.
Gestorben ist er in Salzburg, am 22. November 2011.
Bekannt ist mir Georg Kreisler vor allem durch seine bissigen Liedtexte. Hören und lesen wir mal wieder rein:
"Warum sind die Leute so feige?
Dafür gibt's doch gar keinen Grund.
Ach, es sterben die grünenden Zweige,
Und das Leben geht immer zur Neige -
Doch sie halten verbissen den Mund.
Warum sind die Leute so träge,
Und befreien sich nicht aus der Not?
Ach, sie schlucken den Schlamm und die Schläge,
Und der Sargtischler kommt mit der Säge -
Doch sie schweigen sich durch bis zum Tod.
"Warum sind die Leute so fügsam,
Und fürchten den leisesten Wind,
So wie Gerten, geschmeidig und biegsam,
Und im Leben und Tode genügsam?
Sei nicht wie die Leute, mein Kind!“
Barbara Peters / Georg Kreisler