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"Wir sind diejenigen, auf die wir gewartet haben."

Abschüssige Gedanken am Skihang im Sommer

Bester Platz: Im Sommer am Skihang
Bester Platz: Im Sommer am Skihang

 

"We are the ones we've been waiting for." sagte der ehemalige amerikanische Präsident Barack Obama.

 

Hat er recht? Haben wir auf uns (selbst) gewartet?

 

Ich denke schon. 

 

***

 

Alles Mögliche fällt mir gerade so ein, während ich ausgestreckt hier am Skihang liege. Wohlgemerkt im Sommer.....

 

Auf grüner, kräuterbewachsener Wiese stört kein Mensch, nur Grillen höre ich zirpen und andere Insekten summen und brummen. Die Welt zeigt sich gerade von der besten Seite. Die Sonne scheint, leichter Wind weht, schön geformte Wolken jagen sich am Himmel. 

 

Ich jage nichts und niemanden, sondern liege einfach nur da. Hier am Hang: 

 

 

Wie ist das nun mit Obamas Satz? Warum sind wir diejenigen, auf die wir gewartet haben? Oder trifft eher die bissige Bemerkung zu, dass wir selbst die seien, vor denen unsere Eltern uns früher immer gewarnt haben? Unser eigener "schlechter Umgang". Vielleicht stimmt beides.

 

Worauf, auf wen warten wir? Und wenn ja - warum?

 

***

 

Ich spreche mal für mich: ja, ich habe auf mich gewartet. Auf mein besseres Ich. Auf Möglichkeiten, mein eigenes Leben zu gestalten.

 

Als ich jünger war, dachte ich mir oft: "DAS werde ich mal ganz anders machen." Mit dem naiven  Mut des Unerfahrenen nahm ich mir vor, nicht die Fehler zu machen, die ich bei anderen zu sehen glaubte oder auch wirklich sah. Teilweise gelang das. Und ich machte eben andere Fehler. Ich steckte voller Tatendrang. Nicht warten wollte ich auf dies und den und das, sondern selber etwas tun. Oft war ich unzufrieden mit mir. Wer wollte ich denn sein, eigentlich? Und - wie ist das bei Dir?

 

Ich erwarte, erwünsche mir jemanden, der ein paar wesentliche Dinge aus meiner Sicht richtig macht. 

 

Ein Mensch, der Aufgaben ohne Angst anpackt, dem auch ein gewisser innerer Schweinehund nichts von seiner Energie, seinem Tatendrang, seiner Kompetenz und Souveränität nehmen kann. Natürlich auch nicht den ihm anhaftenden Charme, den feinen Humor und die Lebenslust. Verbunden mit messerscharfem Urteil, verlässslicher Schlagfertigkeit, unermüdlicher Lernfähigkeit und annehmbarer Gesundheit. Eine pragmatische Person mit Grundsätzen. Bodenständig, trotzdem tolerant und frei von Dogmen. Freundlich. Wehrhaft. Clean. Kein Opfer. Jemand, der sich am Leben freuen kann. Und der wieder aufsteht, wenn er vom Pferd fällt.

 

***

 

Gestern, heute, morgen - leben!
Gestern, heute, morgen - leben!

 

Ok soweit. Oder auch nicht? Ich entspreche nicht dem, was ich gerne wäre. Und doch: ich arbeite an bestimmten Sachen, bin hartnäckig, voller Hoffnung und liebe mein Leben. Den Phönix trage ich nicht umsonst. Und schließlich bin ich mit mir selbst schon bis heute, bis hierher gekommen. Immerhin.

 

Wäre ja auch langweilig, wenn man alles schon erreicht hätte. Denn was würde man dann noch werden können - außer verrückt?