Hervorgeholt: Wasserschloss Podelwitz

Aus aktuellem Anlass habe ich Dir das Wasserschloss Podelwitz heute wieder mitgebracht, um Dir einen Besuch dort ans Herz zu legen. Denn genau jetzt ist die richtige Zeit dafür: Sommer! Das Restaurant hat wieder geöffnet, man kann schön draußen oder drinnen sitzen - fast direkt am Muldenufer. Hier ist es noch die Freiberger Mulde, die sich aber flußabwärts hinter Podelwitz bei Sermuth mit ihrer Zwickauer Schwester zur Vereinigten Mulde zusammentut. Na dann, guck mal hier in den Artikel vom Sommer 2020 und fahre mal hin, zum kleinen Dorf Podelwitz mit seinem schönen Schloss. 

***

An einem herrlichen Sommertag machen wir uns auf, dieses kleine Schmuckstück zu entdecken. Ein heißer Wind weht, die Erde ist trocken. Gut ausgerüstet mit Wasservorrat verlassen wir am Morgen das Haus. Wir reisen nach Döbeln und von da gleich weiter mit dem Zug in Richtung Leipzig. Nachdem wir unter anderem an Klosterbuch und Leisnig vorbeigefahren sind - Kloster Buch und Schloss Mildenstein leuchten in der Sonne - steigen wir in Tanndorf aus.

Vom dortigen winzigen Bahnhof läuft man über weites Feld durchs Tal der Freiberger Mulde, immer auf den fernen Fluss zu. Felder, Gärten und Häuser liegen geduckt in der Hitze. Ich treffe einige riesige Enten und Gänse des Ortes. Und zwei Männer, die darüber diskutieren, ob man um die Zeit den lauten Rasenmäher anwerfen darf. Alle grüßen und gucken freundlich. Ein Stück weiter zupft ein älteres Paar im Garten Unkraut. Ein paar Meter nur voneinander entfernt, wirken die beiden angespannt und schauen nicht auf. Es ist gegen elf, die Mittagsstunde naht. Hitze brütet, Grillen zirpen, sonst kaum ein Geräusch.

Nachdem Tanndorf und Maaschwitz durchquert sind, da stehen wir endlich an der Mulde, besser gesagt darüber. Auf einer Brücke, von der aus wir in wenigen Minuten unser Ziel erreichen: Schloss Podelwitz in Podelwitz. Witzig? Nein - wunderschön. Der Name "Podelwitz" ist slawischen Ursprungs und bedeutet soviel wie "Dorf am Fluss gebaut".

Schloss Podelwitz liegt an der Freiberger Mulde zwischen Leisnig und Grimma. Im Jahr 1487 wurde es erstmals urkundlich erwähnt, als sein damaliger Besitzer, Herr von Schellenberg, sich in Colditz Geld lieh. Das Wasserschloss und das dazugehörige Rittergut gibt es schon seit dem 15. Jahrhundert als Familienbesitz derer von Schellenberg. Das Anwesen geht auf eine Wehranlage aus dem 13. Jahrhundert zurück, die hier einen Muldenübergang bewachte.

1570 wurde das Schloss im Stil der sächsischen Renaissance gebaut, und zwar auf Veranlassung von Hans Rudolph von Schellenberg, dem Besitzer, der auch knapp zwanzig Jahre später als Schlossherr Erwähnung findet. Später wechselte es über die Jahrhunderte mehrfach die adligen Besitzer, bis es in die Hände der Familie von Reiswitz kam. Da die Familie nicht mehr im Schloss wohnen wollte, wurde 1867 ein kleines, komfortableres Schlösschen, das sogenannte Muldenschlösschen, seitlich ans Muldenufer gebaut. Eine Minischlossvilla. Das Gut wurde mit Gärtnerei, Orangerie, Schnapsbrennerei, reichen Ställen und Ländereien zum Wirtschaftsfaktor für die Region.

1945 wurde der Besitz derer von Reiswitz enteignet. Letzter Schlossherr war Wenzel Freiherr von Reiswitz und Kadersin. Er erbte den Besitz schon mit vierzehn Jahren durch den frühen Tod des Vaters und musste im Herbst 1945 sein Schloss verlassen. In den 1990er Jahren, als alter Mann, besuchte Freiherr von Reiswitz und Kadersin seine alte Heimat, im Bild unten rechts.

Schloss und Gut wurden nach der Enteignung durch die Gemeinde genutzt, z. B. für Wohnungen, Kindergarten, LPG. Und verfielen teilweise, einiges wurde abgerissen.

Nach 1989 begannen Sanierungsarbeiten, ein Förderverein gründete sich. Ein Begegnungszentrum entstand im Erdgeschoss. Familie Knochenmuß richtete eine Heimatstube, ein kleines Schlossmuseum, ein. Immer sonntags 14 bis 17 Uhr kann man es besichtigen. Weil wir nicht sonntags da waren, sind in unserer Bilderstrecke ein paar eingestreute Bilder der Schlosswebsite dabei.

Im Dreißigjährigen Krieg wurden Schloss und Ort stark zerstört. Die Weltkriege überstand es unbeschadet. 2002 und 2013 erlitt das Schloss Schäden durch die großen Muldenhochwasser und wurde wieder instandgesetzt.

Seit 2014 betreibt ein privater Pächter Restaurant und Pension. Man kann hier einfach nur einen Kaffee trinken - oder auch essen, eine schöne Hochzeit oder was anderes feiern. Und übernachten.

Wie Du siehst, ein schöner Ort. Jeder findet hier etwas für sich. Die Radfahrer und Wassersportler (Schloss hat eigenen Muldenzugang.), die Hungrigen und Durstigen (Restaurant mit schönem Freisitz), die Müden (Pension), die Kinder (Platz zum Toben und Erkunden), die Gartenfans (Außenanlage), die historisch Interessierten (Heimatstube und Gesamtanlage), die Heiratswilligen (Trauung im Schlosshof z. B.) und einzelne Frauen und Maulwürfe ( gucken, staunen, freuen).

***

Falls wir unser Ziel erreicht haben und Du neugierig geworden bist, dann kannst Du gleich nochmal übers Schloss fliegen und einen Blick auf die passenden Websites werfen:

Am besten, Du fährst da mal hin. Vielleicht treffen wir uns dort. Denn es gibt viel zu entdecken auf Wasserschloss Podelwitz!