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WAS 30

Katastrophenschutzgedanken

Flusshochwasser früher und heute (Netzfund)
Flusshochwasser früher und heute (Netzfund)

 

Wer das Glück hat, nicht in den vom Hochwasser verwüsteten Gebieten zu leben, der konnte in Ruhe die Geschehnisse der letzten Tage verfolgen. Denn er hat ja - so wie ich -  Strom, Datennetz, Fernsehen und Radio. Seinen Sessel gemütlich unterm Hintern, die Kaffeetasse vor sich, Kühlschrank, Wasserhahn und WC in beruhigend geringer Entfernung funktionstüchtig verfügbar. 

 

Erstaunt kann man dann an den Geräten erfahren, welche Diskussionen die Aufräumarbeiten in den deutschen Katastrophengebieten begleiten.

 

Die Politiker in Regierungsverantwortung, das sind auf Landesebene auch die Grünen, haben ihrer Meinung nach nichts falsch gemacht. Beteuerungen vom Bundesinnenminister Seehofer, NRW-Innenminister Reul oder auch von NRW-Ministerpräsidenten und CDU-Kanzlerkandidaten Laschet wollen uns Bürgern klar machen, dass an dem Ausmaß der Katastrophe der menschengemachte Klimawandel schuld sei. Und dass das nun mal Gegebenheiten sind, die feststehen (Wissenschaft!) und denen man eben ausgeliefert ist, solange man nichts tut. Punkt. Wetterfachleute widersprechen hier mehrfach, vehement und vielstimmig. 

 

Dass der Bundesregierung, ihren Behörden und auch diversen Medienanstalten schon vier Tage vor den Flutereignissen (seit 10.07.21) aus dem europäischen Hochwasserwarnsystem EFAS Katastrophenwarnungen für bestimmte Landesteile vorlagen, das versucht man jetzt wegzudiskutieren (Quelle HIER). Im Magazin "Tichys Einblick" schreibt der bekannte Fernsehmoderator und Publizist Peter Hahne dazu: "Fest steht: Seit Samstag, 10.Juli, hätte man es wissen müssen und die Bevölkerung warnen und evakuieren können, VIER Tage vor der tödlichen Flut. Laschet machte Wahlkampf und schwadronierte von Klimaschutz in der ARD, Malu Dreyer tat es ihm gleich. Die Große Koalition der Wissenden und damit der Fahrlässigen."

 

Weil keiner was gemacht hat. Und das hat Leben gekostet.

 

Fakt ist, dass wesentlich weniger Todesopfer zu beklagen wären, wenn der Katastrophenschutz, beginnend mit der angemessenen Warnung der Bevölkerung (Meldekette!), besser funktioniert hätte. Es gab schließlich Warnungen mit dem Hinweis auf Lebensgefahr! Da erwarte ich als Bürger, dass Behörden reagieren! Polizei und zuständige Ämter setzen doch auch Coronamaßnahmen akribisch durch und veranlassen per Fahrzeuglautsprecheransage die Bevölkerung zum Abstand halten und Maske tragen.

 

Wenn aber Tod durch Ertrinken oder Verunglücken infolge Hochwasser droht, wenn ganze Häuser mitgerissen werden -  dann halten sie das Maul und der WDR spielt Musik?! Unglaublich. Wozu brauchen wir einen solchen handlungsunfähigen Staat, der mir ca. mein halbes Gehalt / Lohn durch Steuern und Abgaben wegnimmt und damit alles mögliche finanziert, nur nicht den elementarsten Schutz seiner Bürger?!

 

Auch spielen ganz andere Einflüsse der Umwelt hier eine Rolle als das sich sicher immer wieder verändernde Erdklima. Menschen haben Flüsse begradigt, Überflutungsflächen zugebaut, die Böden weiträumig mit Beton versiegelt. Kanalisationen sind teilweise marode oder unterdimensioniert, können die Wassermassen nicht aufnehmen. Böden sind durch Drainage und Monokultur verändert worden. Hochwasser an Flüssen gab es hier schon immer, starke Regenfälle auch, die historischen Hochwassermarken zeigen es.

 

Nach dem Vorwurf der ausgebliebenen Warnung der Bevölkerung und dem Ablauf danach muss man es deutlich sagen: unser Katastrophenschutz bedarf der Verbesserung. Gäbe es die umfassende ehrenamtliche und private Hilfe nicht, da wären die Betroffenen noch schlechter dran als jetzt. 

 

Ich verstehe dieses Klein-in-klein-Gewurschtel des Katastrophenmanagements nicht. Wieso wird hier nicht ein zentraler Krisenstab eingesetzt, der Rettung, Hilfe und Wiederaufbau koordiniert - über kommunale Grenzen hinweg? Wieso stauen sich Hilfskräfte und Hilfsgüter, wartend auf ihren Einsatz - und keiner ruft ab? Warum schafft man es nicht, umgehend das Nötigste wie Trinkwasser, Notstromaggregate, Toilettencontainer, Medikamente, Nahrungsmittel, Decken und Kleidung hierherzubringen? Versorgung geht im Notfall auch aus der Luft, wenn Straßen und Brücken nicht befahrbar sind. Besucher wie die Kanzlerin kamen schließlich auch an.

 

Klar wird es in solchen Situationen immer wieder mal Probleme geben, es werden Fehler gemacht - nur zu verständlich. Doch wenn Grundstrukturen stimmen, ist das nicht so schlimm.

 

Etwas haben die staatlichen Stellen allerdings schnell hingekriegt: die Einwohner der überfluteten Gebiete wurden vor Corona gewarnt und auf die geltenden Hygienemaßnahmen hingewiesen. Außerdem kommt der Impfbus ins Katastrophengebiet. Dazu sage ich jetzt hier nicht, was ich davon halte.

 

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Vielleicht hat das alles etwas damit zu tun, dass bestimmte grundlegende staatliche Aufgaben nicht mehr ernst genommen werden von den Verantwortlichen.

 

Frau Merkel sagte ja auch mal, dass man die Landesgrenzen Deutschlands nicht schützen könne, dass das gar nicht möglich wäre (Quelle HIER). Ich erschrak und wunderte mich, als ich das hörte. Was ist ein Staat, der seine Grenze nicht schützen KANN? Deshalb lässt man sich von Wirtschaftsmigranten aus aller Welt überrennen? Für die dann auch der Hochwasserschutzfonds zweckentfremdet wurde, denn Gelder aus diesem Katastrophenschutztopf wurden nachweislich (Quelle HIER) für die Flüchtlingshilfe verwendet. Die Kanzlerin selber forderte jetzt die Bevölkerung zum Spenden für ihre betroffenen Nachbarn auf. (Für die Versorgung von Migranten in Deutschland werden jährlich ca 23 Milliarden Euro aufgewendet / Quelle HIER; auch die Bekämpfung der immer nur von rechts kommenden Gefahr lässt man sich eine Milliarde Euro kosten.....). Nun bin ich selbst sehr dafür, in so einem Fall zu spenden und damit zusätzliche Unterstützung zu schaffen - aber die Aufforderung der Kanzlerin kommt (bei mir) schräg an.

 

Einen gut organisierten, flächendeckenden und vernetzten Katastrophenschutz gibt es in Deutschland scheinbar nicht, wie sich gezeigt hat. Bestimmt machen viele Mitarbeiter des BBK und der angeschlossenen Stellen ihre Arbeit gut, aber es fehlt an Gesamtkoordination und Definition der Schnittstellen. Ist nicht nur beim Katastrophenschutz so .... Soweit ich verstanden habe, darf das BBK nur bei Angriffen von außen, also Krieg, sofort selbst tätig werden. Bei allen nichtkriegerischen Katastrophen sind die einzelnen Bundesländer verantwortlich. Sie müssen erst den Katastrophenfall ausrufen und dann Unterstützung beim BBK anfordern.

 

Wird Zeit, dass die Ereignisse der letzten Tage jetzt aufgearbeitet, verstanden und verbessert werden. Und sämtliche Nebelkerzen, die hier Fehlverhalten verschleiern sollen, endlich wegkommen. Hoffnungsvoll sehe ich es, dass die Medien darüber berichten und das Geschehen nicht in ihren Redaktionen unter den Teppich kehren.

 

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Armin Schuster, Leiter des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sagt dazu:

 

 

NRW-Innenminister Reul:

 

 

Herrn Reul würde ich hier bei aller Höflichkeit widersprechen: Katastrophen sind, zumindest teilweise, voraussagbar. Hierfür wurden moderne, bewährte und ziemlich zuverlässige Instrumente wie z. B. das schon genannte EFAS entwickelt. Auch Erdbeben- und Tsunamiwarnsysteme gibt es.

 

Sowas muss genutzt werden. Das Versanden der Kommunikation zwischen den Beteiligten kann man verhindern durch klare Strukturen. Auch eine wichtige Sache wäre die Einbeziehung der Bevölkerung in Schutzstrategien und regelmäßige Übungen. Am Arbeitsplatz, in der Schule, in Behörden und Einrichtungen wie Krankenhäusern, selbst im Kindergarten könnte man das in geeigneter Form ab und zu machen. 

 

Denn wie sagte schon mein Uropa überlieferterweise: "Und damit's klappt, wird's geübt."