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Mensch und Maulwurf: ein Dialog (31)

Manche Bedrohungen sind einfach nur Chancen

 

Der Maulwurf ist nicht nur mein Begleiter in der Freizeit, sondern er assistiert auch im Job. Dort kriegt er natürlich mit, ob es gerade besser oder schlechter läuft. Ob wir beide erfolgreich sind oder nicht. Heute beobachtet er aus seinem Arbeitssessel heraus aufmerksam das Geschehen und versucht wie immer sein Bestes, um mir zu helfen. Das ist nicht immer einfach. 

 

Folgender kurzer Dialog ereignet sich:

 

***

 

Maulwurf: "Was guckst Du denn so verbissen ... haaach ....  Und den Herrn G. gerade hättest Du auch etwas freundlicher behandeln können. Wüsste nicht, was der uns getan hätte  .... "

Yvonne (zerknirscht): "Ja, Du hast recht. Im Moment geht mir einiges auf die Nerven. Ich mir selber auch."

Maulwurf (neugierig): "Was ist denn los? Eigentlich sind doch die Kollegen freundlich und wirklich Profis.... Was ist Dein Problem?"

Yvonne (schnaubt leise): "Profi. Genau. Genau das ist gerade mein Problem. Ich selbst fühle mich eher als Trottel. Dauernd geht irgendwas nicht oder ich verstehe was nicht ."

Maulwurf (vorsichtig): "Warum das denn? Du bist doch sonst nicht so vergeblich?"

Yvonne: "Nee, aber im Moment haben sich paar grundlegende Sachen geändert. Hast Du ja auch mitgekriegt. Lauter Neues kommt im Moment auf uns zu und ich komme nicht so richtig hinterher."

Maulwurf: "Nu ja, mach Dir nichts draus, wenn nicht gleich alles so gut funktioniert. Du weißt doch, wenn Du mit neuen Dingen umgehst, brauchst Du Geduld. Ge-du-huld! Denk' immer dran, wie viel besser Du dann bist, wenn Du das alles kannst, verstanden hast, locker handelst. Keine Angst vor dem Neuen! Nutze es für Dich."

Yvonne: "Ja, hab's schon kapiert. Ein Traum..... Stimmt auch. Aber manchmal fühle ich mich so ... ohnmächtig, so, als ob mir der Überblick entgleitet. So, als ob ich anstatt mehr immer weniger weiß."

Maulwurf: "Ja, das ist aber auch manchmal ein Akt hier und viel auf einmal .... Neue Ansprechpartner, neue Aufgabengebiete, andere Computerprogramme und Apps, Videokonferenzen statt Live-Besprechungen, Fotos und Videos statt vor Ort sehen, was los ist.  Ausfälle von Kamera, Mikro oder man weiß gerade nicht, wie man seinen Bildschirm teilt und gleichzeitig einen Chat im Konferenzumfeld aufrechterhält. Die Dialektlage ist auch nicht immer gleich gut verständlich ...."

Yvonne (räuspert sich): " .... Hrmpfh...."

Maulwurf (schaut sich um): "Los komm, gerade sind wir alleine. Wir üben kurz mal."

Yvonne (setzt die Kopfhörer auf und lacht): "Na, los - Du Optimist. Was täte ich nur ohne Dich."

Maulwurf: "Na, das ... stelle ich mir lieber nicht vor. Du weißt ja, es klappt nicht immer gleich alles auf Anhieb - wäre auch langweilig. Der Mensch braucht Herausforderungen, der Maulwurf erst recht! Guck, auf meinem Stuhl steht "Per aspera ad astra!"!!!

Yvonne (grinst): "Na klar: 'Durch den Staub zu den Sternen!' " und hoffentlich immer gut vernetzt dabei....

Maulwurf: "Siehste, jetzt lachst Du schon wieder und machst blöde Bemerkungen - das heißt, es geht voran." (er konzentriert sich:) "Achtung, ich schalte jetzt die Kamera ein. Und das Mikro. Keine Grimassen mehr jetzt. Und deutlich sprechen, freundlich gucken. Zack, zack! Nicht husten oder Kaffee schlürfen. Halte bitte die Infos bereit, die Du brauchst - kannste auf zwei Seiten aufklappen. Du hast nicht umsonst drei Bildschirme. Fast wie so ein cooler Leitstandstyp im Kraftwerk ...."

Yvonne: "Alles klar, wir gehn auf Sendung - es geht los! Live aus dem Kraftwerk, oder so ...."

Maulwurf (kichert kurz, ruckelt an seinem Headset, hüstelt, trinkt einen Schluck Kaffee. Dann gibt er sein Mikro frei und eröffnet das Gespräch. Tadellos guckt er in die Kamera. Er kann sogar verschiedene Dialekte nachmachen, aktuell hat er sich für das Wienerische entschieden. Äußerst charmant....)

 

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Pause muss auch sein!
Pause muss auch sein!