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"Es gibt mehr Leute, die kapitulieren, als solche, die scheitern.“

Hartnäckigkeit und Mut

www.twitter.com / @IrenaBuzarewicz
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Was uns der US-Amerikaner Henry Ford, von dem dieses Zitat stammt, damit hinterlassen wollte: Aufgeben ist zwar nicht keine, aber eine ziemlich schlechte Option. Meistens.

 

Und Ford muss es wissen. Denn er selbst hat sich als 1863 im US-Bundesstaat Michigan geborener Sohn irischer Einwanderer aus kleinen Verhältnissen hochgearbeitet, seine Ideen verwirklicht.

 

Henry Ford ist Gründer der legendären Ford-Werke (Ford Motor Company / 1903), Autoerfinder, Motorenentwickler, Chefkonstrukteur, Prozessingenieur.  Er revolutionierte die industrielle Produktionsweise. Er erfand zwar nicht den Fließbandbetrieb, entwickelte ihn aber entscheidend weiter und nahm 1913 seine erste Bandstraße in Betrieb. Inspiriert dazu hatte ihn die hintereinander getaktete Arbeit der Schlachter in den Schlachthöfen Chicagos beim Zerlegen eines Tieres. Jeder Mann tat nur einen besonderen Handgriff, das ging schneller. Sowas sollte auch beim Zusammenbau von etwas funktionieren, oder? dachte sich Ford.

 

Angetrieben wurde er von seiner Liebe zum Auto, sicher auch vom Ehrgeiz, dem Streben nach Erfolg. Denn wer etwas Großartiges erfinden will, der muss es auch wollen, begeistert sein von seinem Produkt. Egal, was es ist. Erst dann fällt einem was Richtiges ein, denkt man über erlernte Grenzen hinaus. Ford charakterisiert das so: "Hätte ich meine Kunden gefragt, was sie gern hätten, so hätten sie gesagt, ein schnelleres Pferd." Genau - weil die meisten ein Auto damals noch gar nicht so gut kannten. Es musste erst entwickelt, getestet, gebaut werden. Während man auf dem Pferd sitzt vom Auto träumen - und die Träume umsetzen. Das machte Henry Ford am Anfang des 20. Jahrhunderts.

 

Außerdem setzte er auf den Konsum und beanspruchte Kontrolle. Er führte für seine Arbeiter den 8-Stunden-Tag ein und damit auch den Dreischichtbetrieb - um 24 Stunden voll auszunutzen. Keinen Stillstand der Produktionsanlagen sollte es mehr geben. Das Instandhaltungspersonal wirds nicht gefreut haben. Es gab seitens der Betriebsleitung, also von Henry Ford, Vorgaben, wie ein Ford-Arbeiter zu sein hatte. Das wurde auch kontrolliert, bis ins Privatleben hinein. Für uns heute auf Anhieb ein ungemütlicher Gedanke, das erledigt sich aber im Zeitalter des digitalisierten, gläsernen Menschen eigentlich ganz schnell... . Sicher war auch Herr Ford nicht nur der strahlende Unternehmer, sondern hat auch ein paar ganz andere Charakterzüge.

 

Ford erhöhte den Stundenlohn beträchtlich und war ein Gegner der Gewerkschaften. Das zeigte er mit Nachdruck, will heißen: er hatte entsprechende Mitarbeiter für die härtere Gangart. Mehr dazu kannst Du in der kleinen Dokumentation am Beitragsende erfahren.

 

Lohnerhöhung und mehr Freizeit sollten das Interesse seiner Arbeiter am Konsum erhöhen, so Fords Gedankengang. Wer mehr Geld hat, kauft auch was, z. B. ein Auto. Und wer Zeit dafür hat, der nutzt das Gekaufte auch. Und verbraucht / verschleißt es - um dann wieder was Neues zu brauchen. So überlegte sich das Henry Ford, der damit die Weiterentwicklung der Konsumgesellschaft anregte. Und wer immer auf den schrecklichen Kapitalismus schimpft, der muss bedenken, dass gerade der Kapitalismus viele Menschen aus bitterster Armut geholt hat. Durch die steigende Produktionskapazität gab es von allem mehr, es wurde preiswerter. Für viele war es immer noch nicht schön, aber besser als vorher. 

 

War nicht so schlecht bei Henry Ford, denn die bei ihm arbeitenden Menschen profitierten von seinem Konzept. Ihnen ging es besser als vorher. Wohlstand und Lebensqualität wuchsen. Man gönnte sich etwas. Der Wohlfahrtsstaat entstand.

 

 

 Ford Motor Company Auto-Montagefabrik in Detroit, Michigan (1910er Jahre) / Bild: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Change_of_work_shift_at_Ford_Motor_Company.jpg)
Ford Motor Company Auto-Montagefabrik in Detroit, Michigan (1910er Jahre) / Bild: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Change_of_work_shift_at_Ford_Motor_Company.jpg)

 

Aber, wie meistens, war man nicht nur glücklich. Die Sache hatte einen Haken.

 

Nach Einführung der Fließbandarbeit verließen trotz der hohen Löhne zunächst viele Arbeiter die Ford-Werke. Früher waren sie als denkende, lösungsorientierte Menschen, als Einzelpersönlichkeiten, unterwegs, die ihre Arbeit machten und darüber nachdachten, wie. Anerkannte Fachleute, die Verbesserungen ersannen, miteinander kommunizierten, Abwechslung hatten, sich auch mal unterhielten - ein Käffchen tranken, eine Bockwurst aßen. Eine Gemeinschaft bildeten, sich beistanden.

 

Jetzt sollten sie acht Stunden lang täglich denselben Handgriff tun. Und nur den. Wie ein Automat. Auch ihre Meinung war nicht mehr oder seltener gefragt. Andere dachten für sie. Das stumpfte ab, entfremdete den Menschen von seiner Arbeit und von den Kollegen, tat ihm nicht gut. Und kränkte die Berufsehre eines gestandenen Mechanikers.

 

In heutiger Zeit kann man viele einfache Arbeitsprozesse automatisieren - so ist der Mensch diese monotone Arbeit los.

 

Aber - was tut er dann? Das  - ist wieder eine neue und sehr interessante Geschichte. An einem anderen Tag mehr darüber.

 

Ford-Montagestrecke 1935 (Bild: https://www.akg-images.fr/CS.aspx?VP3=SearchResult&ITEMID=2UMDHURY22EE&LANGSWI=1&LANG=German)
Ford-Montagestrecke 1935 (Bild: https://www.akg-images.fr/CS.aspx?VP3=SearchResult&ITEMID=2UMDHURY22EE&LANGSWI=1&LANG=German)

 

Heute will ich ja nur darauf hinaus, das man, egal wobei, nicht zu schnell aufgibt!

 

Unser Leben ist meistens in Bewegung: mal gehts bergauf, mal bergab. Mal sind wir erfolgreich und glücklich, mal am Boden. Es passiert, dass unsere Ideen sich in die Tat umsetzen lassen - alles so funktioniert wie gedacht. Oder es stellt sich als großer Mist heraus. Schiefgehen kann es auch, immer.

 

Ich kannte mal jemanden, der hat mir öfters vorgehalten, was in meinem Leben alles nicht funktioniert, was ich nicht hinkriege, was gerade schief ging. Er sagte dann immer mit einer gewissen Genugtuung: "Und damit bist Du nun gescheitert." Das stimmte in dem Moment auch, er hatte recht. Aber war es nicht weit besser als das, was er selber machte: beobachten, andere kritisieren und selbst nichts wagen? Weil man ja versagen könnte. Und davor hatte er, glaube ich, große Angst.

 

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Also, seien wir mutig und hartnäckig. Neugierig, ideenreich und freudig. Geben wir nicht auf. Und wenn wir mal scheitern, dann ist das eben so. Dann klappt was anderes. Und nicht vergessen: beim Ideen umsetzen ist nicht der Weg das Ziel, auch wenn er noch so schön ist.

 

Das Ziel ist das Ziel. Mehr Mut!

 

 

Ford Modell T (1913) genannt Tin Lizzie (Blechliesel) / Bild: https://www.globetrotter-fotos.de/technik/kraftfahrzeuge/us-cars/us-oldtimer/ford-t-modell.html
Ford Modell T (1913) genannt Tin Lizzie (Blechliesel) / Bild: https://www.globetrotter-fotos.de/technik/kraftfahrzeuge/us-cars/us-oldtimer/ford-t-modell.html

 

Die "Blechliesel" war das erste Fließband-Auto der Welt. Durch die stark verkürzte Fertigungszeit gegenüber der handwerklichen Herstellung sank ihr Preis von über 800 $ auf 370 $. Der Arbeiter bei Ford am Band verdiente pro Tag 5 - 6 $ und konnte es sich damit nach überschaubarer Zeit des Sparens leisten. Die Lizzie war robust und einfach aufgebaut. Sie erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 67 km/h. Ihr Geheimnis waren qualitativ hochwertige und damit verschleißfestere, langlebigere Bauteile als in Konkurrenzautos verbaut wurden, z. B. eine geschmiedete Vorderachse aus vanadiumlegierten Stahl. Lizzie hielt länger und war einfach zu reparieren, wenn wirklich mal was defekt war. Dieses preiswerte, einfache amerikanische Massenauto war qualitativ nicht mit den wesentlich aufwändigeren europäischen Fahrzeugen zu vergleichen.

 

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Willst Du mehr über Henry Ford und sein Lebenswerk erfahren, dann habe ich hier eine kleine Dokumentation (45 min) mit vielen zeitgenössischen Aufnahmen für Dich - interessant. Man erfährt, das Ford nicht nur erfolgreich war, sondern auch - manchmal - scheiterte.