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Anna Göldin - Europas letzte verurteilte "Hexe"

Der erste benannte Justizmord

Die Stadt Glarus  im Schweizer Kanton Glarus (https://www.gl.ch/kantonsmarketing.html/1658)
Die Stadt Glarus im Schweizer Kanton Glarus (https://www.gl.ch/kantonsmarketing.html/1658)

 

An einem 13. Juni wie heute, im Jahr 1782, wurde in Europa die letzte Frau als Hexe öffentlich verurteilt und hingerichtet. Ihr Name: Anna Göldi oder auch Anna Göldin. Sie wurde 47 Jahre alt.

 

Heute ist ihr Todestag, erinnern wir uns an sie.

 

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Anna Göldin lebte in der Schweiz, war Dienstmagd bei einer angesehenen Familie in Glarus. Sie wurde in einer Zeit, in der die Aufklärung voranschritt und der Aberglaube zunehmend überwunden wurde, ein Opfer der Justiz.

 

Denn diese Frau, die nicht nur gut aussah - man beschreibt sie als groß, stattlich und schwarzhaarig - hatte auch einen aufrechten Charakter. Sie setzte sich gegen die Übergriffigkeit ihres letzten Dienstherrns zur Wehr und zeigte ihn an. Weil die Honoratioren in der Schweizer Kleinstadt aber zusammenhielten und die unbequeme Frau Göldin loswerden wollten, verurteilten sie sie als Hexe, als Giftmörderin, und richteten sie hin.

 

Heute vor 239 Jahren wurde Anna Göldin geköpft.

 

Anna Göldin - Bild von Patrick Lo Giudice/www.wikipedia.de
Anna Göldin - Bild von Patrick Lo Giudice/www.wikipedia.de

 

Schon kurze Zeit später empörte man sich europaweit und bezeichnete diesen Fall als "Justizmord". Ein damals neuer Begriff.

 

Denn der Hintergrund von Göldins Geschichte war den meisten aufgeklärten Bürgern, natürlich auch den Juristen, klar. Hier hatte man das Gesetz missbraucht, um ein persönliches Problem zu lösen. Indem man die Verursacherin loswurde, sie für immer zum Schweigen brachte.

 

"Dieses Haus in Mollis, in dem Anna Göldi von 1768 bis 1774 angestellt war, beherbergt seit 2007 das Göldi-Museum." Quelle: Picture-Alliance/KEYSTONE/ GAETAN BALLY / www.welt.de
"Dieses Haus in Mollis, in dem Anna Göldi von 1768 bis 1774 angestellt war, beherbergt seit 2007 das Göldi-Museum." Quelle: Picture-Alliance/KEYSTONE/ GAETAN BALLY / www.welt.de

 

Wikipedia weiß:

 

"Nach Auswertung zuvor unbekannter Quellen kam der Publizist Walter Hauser 2007 zu dem Schluss, dass Anna Göldi vermutlich ein Verhältnis mit ihrem Dienstherren (Herrn Tschudi - Anmerkung TW) hatte. Weil überführte Ehebrecher als unfähig galten, ein politisches Amt zu bekleiden, habe Tschudi beschlossen, Anna Göldi zu beseitigen, und den Hexenprozess initiiert. Insbesondere stellte Hauser fest, dass das Gericht, welches Anna Göldi zum Tod verurteilte, nicht zuständig war. Erstmals wurde in diesem Zusammenhang der Begriff Justizmord geprägt."

 

Über Anna Göldin gibt es heute Romane, Zeitungsartikel, Radioreportagen, ein Museum, ein Musical und einen Spielfilm.

 

Falls Du mehr über ihre dramatische Geschichte wissen willst, findest Du gleich eine kurze Radioinfo des SWR über das Geschehen. Dann folgt der Spielfilmtrailer des Films "Anna Göldin - die letzte Hexe". Den kompletten Film findest Du in der Täterwerkstatt-Mediathek.

 

 

Das Porträt von Anna Göldin, was Du oben siehst, entstand erst im 20. Jahrhundert, viele Jahre nach ihrem Tod. Wie diese Frau wirklich aussah, wissen wir heute nicht mehr.