Den Tod nannte sie "Tyrannchen"
"Askese der Masslosigkeit – Friederike Mayröcker war die sanftmütigste und magischste aller deutschsprachigen Gegenwartsdichterinnen. Nun ist sie mit 96 in Wien gestorben" (NZZ, 04.06.2021)
Friederike Mayröcker, am 20. Dezember 1924 in Wien geboren, hat man die Grande Dame der Poesie genannt. Anlässlich ihres gestrigen Todes erinnern wir uns an sie.
Hier eins ihrer Lieblingsgedichte:
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was brauchst du
was brauchst du? einen Baum ein Haus zu
ermessen wie groß wie klein das Leben als Mensch
wie groß wie klein wenn du aufblickst zur Krone
dich verlierst in grüner üppiger Schönheit
wie groß wie klein bedenkst du wie kurz
dein Leben vergleichst du es mit dem Leben der Bäume
du brauchst einen Baum du brauchst ein Haus
keines für dich allein nur einen Winkel ein Dach
zu sitzen zu denken zu schlafen zu träumen
zu schreiben zu schweigen zu sehen den Freund
die Gestirne das Gras die Blume den Himmel
(für Heinz Lunzer)