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Auf dem Schwartenberg

Vom Hundertsten ins Tausendste

Auf dem Schwartenberg
Auf dem Schwartenberg

 

Neuhausen und Schloss Purschenstein haben uns vor einigen Tagen beeindruckt. Weil man von Purschenstein aus in südlicher Richtung auf einen imposanten Berg, den Schwartenberg, guckt, ist unsere nächste Tat schon ersichtlich. 

 

Diesen Berg kennenlernen und erkunden! Und das - machen wir jetzt. Kommst Du mit?

 

Auf gehts wieder nach Neuhausen / Erzgebirge, von wo aus wir unsere Schwartenbergtour starten wollen.

 

Vom Bahnhof Neuhausen rauf auf den Schwartenberg: ca. 3 km eine Strecke
Vom Bahnhof Neuhausen rauf auf den Schwartenberg: ca. 3 km eine Strecke

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Warum heißt der fast 788 Meter hohe Berg eigentlich so? Schwarte?!

 

Dazu gibt es drei mögliche Erklärungen. Bis ins 19. Jahrhundert betrieb man an diesem Berg Bergbau und suchte nach blei-, zinn-, kupfer- und silberhaltigem Erz. 1737 gab es nachweislich hier eine Fundgrube, die hieß "Schwardte". Der Erfolg blieb bescheiden. Einige Leute haben hier zwischen 1871 und 1881 in den Kaiser-Wilhelm-Schacht viel Geld investiert und verloren. 

 

Auch holte man sich Holz zum Heizen und Kochen vom früher bewaldeten Berg, das wurde auch "Brennschwarte" genannt. Oder der Name kommt von der harten grauen Gneis-Gesteinsschicht, die der Berg an der Oberfläche hat. Wer weiß.

 

 

Um die Aussicht vom Schwartenberg zu genießen, muss man ihn erst mal erklettern. Es sei denn, man ist faul, alt, gebrechlich, hochschwanger oder mit kleinen Kindern unterwegs - dann fährt man die Straße hoch. Aber die vielen kleinen Wege, die bergan führen, sind schon für sich selbst ein Erlebnis. 

 

Wir starten in Neuhausen am Bahnhof, überqueren die Kreuzung an der Kirche und folgen dem Wanderweg Richtung Seiffen, der über den Schwartenberg führt.  Die kleine Straße wird zum Weg und auch zunehmend steiler. Ist ja auch klar: will man auf einen Berg, dann gehts nach oben. Ganz schön anstrengend, aber lohnenswert. Ab und zu gucken wir zu Schloss Purschenstein rüber, schade, dass wir es heute nicht wieder besuchen können. Aber: man ist halt nur einmal auf der Welt und dass heißt auch, nur an einem Ort gleichzeitig. Wie oft habe ich mir schon vorgestellt, wie schön es wäre, mehrfach dazusein .... Vielleicht aber auch keine gute Idee.

 

Einzelne Neuhausener Häuser stehen am Berghang, dann führt der Weg in den Wald, Laubwald. Jetzt, Anfang Mai, noch ganz licht. Buschwindröschen. Ein wenig guckt die Sonne, aber nur vorsichtig, zwischen den Wolken hindurch. Schnell ist sie wieder verschwunden, lässt aber vorher noch ein Dach silbern aufleuchten, das durch die Bäume zu sehen ist. Vielleicht hat sie auch keine Lust, meiner Schnappatmung am Berg länger zuzugucken. Nun ja, ich werde daran arbeiten. Schließlich muss der Mensch Ziele haben. (Hier rollt der Maulwurf die Augen. Ich kann mir nicht denken, warum ....)

 

 

Guck mal, hier: ein Drohnenflug von Michael Haubold (YouTube) über diesen Berg im Winter. Ist das nicht herrlich? Hier fliegen (im Sommer) auch Leute mit dem Gleitschirm. Früher gab es Segelflieger, deren Domizil die Bergbaude war.

 

 

Nach ein paar Minuten kommen wir aus dem Wald heraus und stehen vor einem sehr idyllischen Gehöft. Schöne, recht einsame Lage am Wald, braunrot gestrichene Holzverkleidung. Die Straße, die zu dem Anwesen führt und die wir jetzt weitergehn, ist mehr ein Feldweg. Mit Betonteilen versucht man, ihn besser befahrbar zu machen. Heute siehts ganz gut aus, aber in regen- und schneereicher Jahreszeit sicher nicht immer lustig, hier durch zu müssen.

 

Die Schwartenbergbaude, die auf dem Berggipfel steht, fest im Blick, gehts weiter bergauf.

 

Die ganze Zeit guckt man ins freie, weite Land. Einzelne weitere Höfe liegen am Wegesrand, wenige Bäume, Sträucher, weite Felder. Mal ein Traktor. Mal ein Hund. Flatternde Wäsche im Wind. Einzelne Menschen. Viele Vögel, also ich meine jetzt: echte ... Ihr Gesang klingt freudig an diesem ersten Maitag.

 

Bildquelle: www.schwartenbergbaude.de/impressionen-vom-schwartenberg/
Bildquelle: www.schwartenbergbaude.de/impressionen-vom-schwartenberg/

 

Seit 1927 gibt es eine Bergbaude auf dem Schwartenberg. Da der Berg nicht mehr bewaldet ist, sieht man sie schon von weitem.  Noch heute ist die Baude Restaurant und Pension. Eine Straße führt von Neuhausen aus hinauf. Vom windgeschützten Freisitz vor der Schwartenbergbaude hat man ein tolle Aussicht.

 

Wir sind weiter auf einem der Wanderwege Richtung Gipfel. Ziemlich weit oben am Wegesrand wurden kleine Lärchen gepflanzt. Die tragen jetzt ihr schönstes Maigrün und noch die blauen Markierungsschleifen der jungen Bäume. Wie Konfirmanden stehen sie brav in der Reihe und wirken jung und abenteuerlustig. Sind sie ja auch, jedes für sich. Hier oben werden sie nicht immer was zu lachen haben, ein kämpferisches Baumleben erwartet sie. Aber sie sind ja auch Lärchen und keine Zimmerlinden. Ist wie bei den Menschen, der eine so, der andere halt anders. Nur, wenn die Zimmerlinde auf den Schwartenberg muss, dann wirds schwierig ...

 

 

Dann: endlich oben!

 

 

Der Geologe Leopold von Buch schrieb 1792: "Die Aussicht von diesem Berge entspricht völlig der Erwartung die man davon macht. Die ganze paradiesische Gegend liegt zu den Füssen ausgebreitet…" (Quelle HIER).

 

Besser kann man es nicht ausdrücken. Der Herr von Buch erinnert mich an jemanden, den ich kenne. Dieser entschlossene Zug, der leicht skeptische Blick. Ich komme nicht drauf; auch Pawel weiß es gerade nicht.

 

Geologe Leopold von Buch (1774 - 1853) war auch auf dem Schwartenberg.
Geologe Leopold von Buch (1774 - 1853) war auch auf dem Schwartenberg.

 

Ich selber fühle mich auf solchen Bergen immer wohl. Man sieht alles, was um einen herum ist, kann weit ins Land gucken. Und sich fragen, was das alles für Städte, Dörfer, Berge, Kirchen, Bahngleise, Straßen, Schlösser, Türme, Flüsse und Seen sind. Man kommt vom Hundertsten ins Tausendste. Dabei immer neue Einzelheiten entdecken, etwas Interessantes, was gleich eine Idee für den nächsten Ausflug liefert. Das ist für uns sicher der Weg nach Seiffen, geht man ihn vom Schwartenberg aus weiter. Aber nicht heute - ein anderes Mal.

 

 

 

Meistens weht Wind, man ist dem Himmel ein Stück näher als sonst. Heute auch.

 

 

Wir sitzen noch eine ganze Weile andächtig auf dem Berg, trinken Kaffee aus dem Rohr und bestaunen die Landschaft. Und dann kommt das Zweitschönste nach der Aussicht: das "Herunterrollen" vom Berg wieder ins Flöhatal zurück. Wir wählen einen etwas anderen Weg. Der gewährt uns geringen Rollwiderstand und einen schönen Blick auf Neuhausen, als wir es wieder erreicht haben. Hier kommt man kurz hinter der Konditorei (mit Café) "Reinholds Backstübl"  wieder in den Ort hinein. Nur mal so zur Info, falls jemand gerne Kuchen isst ...

 

 

Ein besonderer erster Mai dieses Jahr auf dem Schwartenberg. Besonders schön ist es sicher so Anfang / Mitte Oktober. Wenn die Blätter bunt sind und die Hagebutten rot leuchten. Dann wird auch die Bergbaude wieder offen sein und ein Kännchen Kaffee für uns haben, ganz bestimmt.

 

Und wenn nicht, dann gehn wir zu Reinhold.