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Hervorgeholt: Der Schneckenkönig

Dichtung und Wahrheit

 

Momentan ist es noch zu kalt für Schnecken. Trotzdem habe ich diese Geschichte aus dem Sommer 2019 heute für Dich herausgekramt, da ich mir gerne wieder was wünschen würde. Nur ist der König bisher eben noch nicht da gewesen, aber das wird sich sicher bald ändern. Letztens, am 22. 08. 2019,  war das nämlich so:

 

www.pixabay.com / Michel_van_der_Vegt
www.pixabay.com / Michel_van_der_Vegt

 

Heute früh, als ich zur Arbeit ging, begegnete ich ihm.

 

Dem Schneckenkönig.

 

Ich nenne ihn so, weil es eine große und königlich wirkende Nacktschnecke war. Hellbraun wie guter Milchkaffee oder Caramel leuchtete er. Sein Königtum gründet sich nicht auf die Anordnung seines Hauses und der inneren Organe wie bei den Schneckenkönigen der Schnecken mit Haus. Bei denen gibt es einzelne Schnecken, deren Haus spiegelverkehrt gebaut ist verglichen mit ihren Artgenossen. Auch ihre inneren Organe sind gespiegelt. Bei Weinbergschnecken ist ca. jede 100.000ste ein Schneckenkönig. Willst Du mehr dazu wissen, klicke unten auf den roten Button.

 

Nein, mein Schneckenkönig war einfach eine wirkliche Majestät. Ich habe mal versucht, ihn zu zeichnen, siehe unten. Weil ich in der Eile am Morgen auf dem Weg nicht daran gedacht habe, ihn zu fotografieren. Na ja.

 

Elegant, gelassen und ohne jede ordinäre Eile überquerte er den Asphaltweg, den ich entlang ging. Ich lächelte ihm zu. Da ich es eilig hatte, blieb ich nicht stehen, sondern rannte weiter, sehr unmajestätisch im Vergleich zum Schneckenkönig. Nach ein paar Metern stoppte ich, drehte um und ging zurück. Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Wurde dieser Weg doch nicht nur von herumtrampelnden Menschen und Hunden benutzt, sondern auch von Radfahrern. Der sichere Tod für so eine Schnecke, wenn sie mit dem Rad erwischt wird.

 

Also hob ich ihn auf und setzte ihn vorsichtig auf das Rasenstück neben dem Weg.

 

Er schaute mich an, lächelte dankbar und erleichtert. Und dann - sprach er natürlich. Hier folgt unser kleiner Dialog.

 

***

 

Schneckenkönig: (lächelt erleichtert)  "Guten Morgen. Und vielen Dank für Deine Hilfe." (positioniert sich richtig)

 

Ich: (guckt kariert)  "Oh, gern geschehn. Ich wünsche Dir einen schönen Tag und pass bitte auf Dich auf. "

 

Schneckenkönig: "Klar doch, mach ich. Du aber auch."

 

Ich: (hüstelt) "Darf ich Dich noch was fragen?"

 

Schneckenkönig: "Ja, gerne."

 

Ich: (atmet tief durch, um Mut zu fassen) "Bist Du ein König?"

 

Schneckenkönig: "Ja. Das bedeutet aber nur, ich bin etwas größer als meine Schneckenkollegen und habe ein paar mehr Aufgaben als sie. Tja, gekröntes Haupt ruht nicht so gut....und so weiter. Das ist Dir also aufgefallen?"

 

Ich: "Ja, ich hab mir sowas gedacht. Du wirkst so - majestätisch."

 

Schneckenkönig: (kichert amüsiert)

 

Ich: "Na dann, Dir einen schönen Tag noch. Machs gut."

 

Schneckenkönig: "Einen Moment noch."

 

Ich: "Ja ?"

 

Schneckenkönig: (zieht die Schneckenaugenbrauen nach oben) "Weil Du mir geholfen hast, erfülle ich Dir einen Wunsch. Wenn ich kann."

 

Ich: (aufgeregt)  "Darf ich mir jetzt einfach irgendwas wünschen?"

 

Schneckenkönig: (lacht vergnügt) "Ja, aber etwas, was direkt mit Dir zu tun hat. Nicht den Weltfrieden oder das Ende des Hungerns und aller Kriege auf der Erde oder ein Medikament gegen Krebs....Damit wäre ich überfordert, das kann ich leider nicht. Also, was meinst Du?"

 

Ich: "Na jaaaa......" (überlegt kurz, lächelt plötzlich) "Ich weiß es !"

 

Und dann beugte ich mich soweit runter, wie ich konnte und flüsterte ihm meinen Wunsch ins Schneckenohr. Er guckte verständig und nickte. Wir verabschiedeten uns. Und ich rannte endlich zur Arbeit. Wurde auch Zeit. Wahrscheinlich würde ich heute zu spät kommen.

 

Aber dafür wird mir der König meinen Wunsch erfüllen, ganz sicher.

 

Was ich mir gewünscht habe, verrate ich hier nicht.

 

***

 

Der Schneckenkönig
Der Schneckenkönig

 

Hier noch ein Video:

Wie fressen Schnecken ? Wetten, Du weißt noch nicht alles darüber ? Wahrscheinlich ein Horrorclip für alle Gärtner....

 

***

 

Ein Maulwurf ist für Schnecken ja eigentlich ein natürlicher Feind. Aber Pawel hat noch nie eine Schnecke gefressen, meines Wissens nach jedenfalls. Er mag eher Gummischlangen und -bärchen.

 

Ich erzähle ihm vom König, den ich getroffen habe. Natürlich will der neugierige Maulwurf wissen, was ich mir gewünscht habe. Da ich vor ihm keine Geheimnisse habe, sage ich es ihm. Er guckt mich an und nickt bedächtig, weil er mich eben gut kennt und  versteht.

 

Und mein Geheimnis nicht verrät.

 

***