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Einfach mal ausreden lassen....

Warum wir besser zuhören müssen

Wem etwas wichtig ist, der muss sich positionieren. (Bild: http://www.aclotheshorse.co.uk/)
Wem etwas wichtig ist, der muss sich positionieren. (Bild: http://www.aclotheshorse.co.uk/)

 

Sich gegenseitig zuzuhören, wirklich zuzuhören, das war wahrscheinlich immer schon sehr schwer.

 

Du kennst das: Man ist an einer Diskussion, einer Auseinandersetzung, einem Streit beteiligt, wo mit großer Leidenschaft energisch gegensätzliche Standpunkte vertreten werden. Es geht um etwas, das den Beteiligten sehr wichtig ist. Man macht Vorschläge, wägt ab, sucht Lösungen oder Schuldige, rechtfertigt sich selber, vermittelt, greift Diskussionspartner (verbal) an.

 

Da ist das: Ich sitze oder stehe dort, in mir arbeitet es. Ich wirke sicher so, als ob ich dem gerade Sprechenden gut zuhöre. Wer öfter Poker spielt, illegale Betäubungsmittel schmuggelt oder täglich in schweißtreibenden Dienstberatungen sitzt, dem kommt das in dem Moment zugute. Seine Gesichtszüge geübterweise völlig unter Kontrolle zu haben, das hat auch hier Vorteile. Denn gerade höre ich eben nicht (richtig) zu, sondern bereite in Gedanken Gegenargumente vor. Während der Andere redet, rüste ich mich zum Gegenangriff. Ich wetze das Messer und verschließe die Ohren halb und den Geist ganz. Wenn das gelingt und ich mein momentanes Ziel erreiche, ich gewinne, bin ich kurz zufrieden. Ein Etappensieg.

 

Aber insgesamt? Von weiter her betrachtet bringt diese Art der Debatte alle Beteiligten auf die Dauer nicht voran. Wie macht man es denn besser? Leicht gesagt und schwer gemacht: Dem Anderen, Andersartigen, Andersseienden, Andersdenkenden zuhören. ZUHÖREN. Nicht nur mit den Ohren, sondern mit dem Geist. Das Gesagte wirklich verstehen WOLLEN, unabhängig  davon, WER es ausspricht. Manchmal muss man sich fragen, ob man bestimmten Dingen ebenso gegenüberstünde, wenn die verursachende Person eine ganz andere wäre.

 

Gibt jemand etwas von sich, von dem wir wenig halten, den wir vielleicht sogar verachten, sind wir eher ablehnend (Augenrollen, überhebliches Lächeln, "Ach, der schon wieder...."). Trägt dasselbe jemand vor, den wir mehr positiv sehen, sind wir geneigt, zu glauben, zu verstehen, zu unterstützen (aufmerksames, aufmunterndes Lächen, "Kann man drüber reden, klingt vernünftig....").

 

Und das ist verständlich, aber hinderlich. Trainieren wir uns das doch ab, so gut es geht. Ganz objektiv, völlig neutral wird man nie sein können. Aber es kann Fortschritte geben, wenn man es will. Weg von Subjektivität, Wagenburgdenken, Engstirnigkeit. "Früher war alles besser." , "Das war schon immer so.", "Das haben wir noch nie gemacht.", "Wenn DER das schon sagt,...." - das muss raus aus dem Kopf.

 

Ist es nicht so, dass oft reflexartig abgelehnt wird, was man nicht kennt? Oder worüber man nur immer gehört hat, dass es böse und schlecht sei? Oder unmöglich? Das führt nicht nur zum Schmurgeln im eigenen Saft: den immer gleichen Wegen, fortschrittsfeindlich. Nein auch wirkliche Unfähigkeit, fachliche Inkompetenz, totale Einseitigkeit nähren sich davon. Ich selber möchte nicht unfähig sein zu sagen: "Guck an, der hat doch einfach recht. Genau so müsste man es machen."

 

Natürlich kann es beim Blick ins Weite auch passieren, dass wir unsere bisherige Meinung bestätigt sehen und uns der neu Betrachtete nicht überzeugen kann. Sondern wir in unserer Ablehnung bestärkt werden. Dann ist das eben so. Aber bevor man entscheidet, sollte man ernsthaft prüfen.

 

Falls Du dazu wirklich bereit bist, dann folge mir hier im Text weiter. Wenn nicht, dann nicht.

 

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Heute ein neues Interview: Philip Stein der Bürgerinitiative "Ein Prozent" im Gespräch mit dem Thüringer Landtagsfraktionsvorsitzenden und Landessprecher der AfD  Björn Höcke, aufgezeichnet am 16. März 2021 in Dresden. 

 

Egal, wie Deine politische Einstellung bisher war und ist - ich empfehle, diesem ruhigen und interessanten Gespräch einfach mal wirklich zuzuhören. Dabei spielt keine Rolle, ob es, wie heute hier, Herr Höcke ist, der uns was zu sagen hat. Oder an einem anderen Tag eine ganz andere Person. Vielleicht Frau Dr. Wagenknecht von den Linken. Du weißt, wenn Du öfter hier bist: in unserer Täterwerkstatt herrscht Vielfalt an Ansichten und Meinungen. Eine zivilisierte Debatte ist immer nützlich und willkommen.

 

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