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Bürgermeisterprotest aus dem Erzgebirge

Offener Brief an den sächsischen Ministerpräsidenten Kretschmer

Auch Bürgermeister Rolf Schmidt aus Annaberg-Buchholz hat den Brief unterzeichnet. (www.wochenendspiegel.de / Foto: André Kaiser)
Auch Bürgermeister Rolf Schmidt aus Annaberg-Buchholz hat den Brief unterzeichnet. (www.wochenendspiegel.de / Foto: André Kaiser)

Endlich wird der Inzidenzwert, diese ermittelte Anzahl von "Neuinfektionen" gerechnet auf 100.000 Einwohner, offiziell hinterfragt. Man muss nicht mit allen Einzelheiten des Briefs der Bürgermeister einverstanden sein, aber das Infragestellen der momentanen Coronapolitik ist zwingend notwendig. Deshalb ist der Brief gut.

 

Mir war noch nie klar, wieso ausgerechnet diese willkürlich ermittelte Zahl X von 100.000 Einwohnern, als hauptsächlicher und teilweise einziger Richtwert bei Entscheidungen zur Coronapolitik gewählt wurde. Warum? Zu ungenau, zu fragwürdig, mit zuviel Unsicherheit behaftet - und damit als Richtwert ungeeignet. Kein solider Verantwortlicher würde beispielsweise für technische Systeme in dieser Weise Kennzahlen ermitteln.

 

Wer einen positiven Corona-Test hat, muss nicht krank sein oder werden - auch nicht, wenn er das Virus trägt.  Entscheidend ist doch eher: wie viele Menschen werden sehr krank und müssen im Krankenhaus auf Normalstation oder intensiv behandelt werden. Die Erkrankung an Corona, die jemanden treffen kann, die ist real. Diese auf die genannte Weise ermittelte Inzidenzzahl m. E. n. nicht. Dass man es in Sachsen so geregelt hat, dass bestimmte Entscheidungen an die Anzahl der Coronapatienten im Krankenhaus gekoppelt sind - das finde ich nachvollziehbar. Aktuell dürfen nicht mehr als 1300 Menschen coronabedingt auf den Normalstationen in Sachsen liegen, wenn bestimmte Lockerungen bestehen sollen. (Quelle HIER)

 

Und nun zum Brief der Bürgermeister. Zuerst eine Meldung des MDR dazu und danach das ganze Dokument zum Nachlesen als pdf:

 

12:54 Uhr

MDR-Ticker/16.03.2021:

Bürgermeister aus Erzgebirge kritisieren Corona-Regelungen

 

Vor der morgigen Videokonferenz mit Sachsens Ministerpräsident Kretschmer (CDU) haben acht Bürgermeister aus dem Erzgebirge einen offenen Brief an diesen geschrieben. Darin kritisieren sie Corona-Regelungen im Freistaat, die aus Sicht der Bürger ihrer Kommunen nicht mehr nachvollziehbar seien. So gebe es starke Kritik in der Bevölkerung, dass man am Inzidenzwert festhalte, sagt Schneebergs Bürgermeister Ingo Seifert. "Dass man auf der einen Seite sagt, wir müssen das Testaufkommen erhöhen, was zwangsläufig mehr Zahlen mit sich bringen wird und auf der anderen Seite aber an diesen festen Zahlen, 50, 35 und 100 festhält - das passt nicht mehr aufeinander", so Seifert.