Komplexe Sache
Einen weiteren besonderen Ort in Nossen-Augustusberg gibt es heute zu entdecken. Und zwar das Rittergut, was ehemals den Namen Keseberg trug. 1705 wurde es zu Ehren Augusts des Starken in Augustusberg umbenannt. Dieses Rittergut ging aus einem Wirtschaftshof hervor, der ursprünglich für das Kloster Altzella arbeitete. Das Wohnhaus vom Rittergut wird auch manchmal "Schloss Augustusberg" genannt. Nicht verwecheln darf man es mit Schloss Nossen, was nur einige Minuten Fußweg vom Gut entfernt liegt. Und auch nicht mit dem Jagdschloss Augustusburg in der Nähe der kleinen Stadt Flöha. Da kommen wir auch noch mal hin, aber heute nicht.
Denn jetzt - gehört unsere ganze Aufmerksamkeit dem Rittergut Augustusberg.
Kleine Skizze, was hier alles dazugehört (hat), damit man eine Vorstellung von dem beachtlichen Komplex kriegt. Herrenhaus im großen Gartenpark, Wirtschaftsgebäude mit Wohnungen für die Bediensteten, Speicher, Stallungen und ein kleiner Bau, der ein bisschen wie eine Kapelle aussieht - aber sicher eher eine Schmiede gewesen sein könnte. Für mich ist die Schmiedenvariante wahrscheinlicher, weil das kleine Gebäude mitten im Wirtschaftshof liegt. Gut hätte man an diesem zentralen Ort Pferde beschlagen und notwendige Einzelteile für allerlei Arbeitsgerätschaften anfertigen können. Und mit der Glocke im kleinen Glockenturm die Leute informieren, wenn etwas Besonderes war. Wassergräben zum Schutz des Anwesens waren hier früher auch vorhanden, wurden aber im 19. Jahrhundert zugeschüttet. Vielleicht ist der Teich noch ein Überbleibsel davon? Oder diente er früher eher zur Haltung von Fischen? Würde ja passen.
Das Wohnhaus des Ritterguts, das "kleine Schloss", wurde um 1750 erbaut, und zwar für Hans Caspar David von Klengel. Spätere Besitzer waren unter anderem die Familie von Haugwitz, die Grafen von Ronow und Bieberstein. 1905/10 kaufte die Stadt Nossen das Areal mit den Gebäuden, um hier Wohnungen zu bauen. Heute nutzt man den Komplex zum Wohnen und für den Nossener Bauhof.
Das kleine Schloss aber steht heute noch in Resten seines Landschaftsparks mit hohen alten Bäumen - leer. Durch seinen unmittelbaren Anbau, der es mit einem weiteren Wohnhaus verbindet, sieht es in die Enge gedrückt, missachtet und nicht gewürdigt aus. Wie ein unverstandenes Kind. Es hat gute Talente und eine große Fantasie, aber die groben Eltern sehen es nicht. Was könnte alles aus ihm werden, wenn man es unterstützte....das Kind, das Haus.
Man müsste das Schloss vom Wohnhaus 1 befreien. Es sozusagen wieder eigenständig machen und diesen misslichen Anbau endgültig entfernen (meine Entschuldigung geht an die Hausbewohner von Haus 1, die auch nichts dafür können). Wie es dann aussehen könnte, siehst Du am Artikelende......
Denn das Herrenhaus oder Schloss ist auch heute noch schön, mitten im Verfall. Seine schnörkellose, einfache und doch herrschaftliche Bauweise; der Übergang wohl vom Barock zum Klassizismus - ein guter Stil. Nicht so ausladend und stark verziert, sondern einfacher, klarer, dabei doch elegant. Irgendwie lässt es mich an Herrn von Goethe denken - wie er am Abend aus dem Eingang tritt, eine Pfeife raucht oder Gäste empfängt. Na ja.
Ehe aus der Eingangstür dieses Hauses wieder jemand entspannt hervortreten könnte, müsste allerhand getan werden. Schade ist, dass hier nichts passiert. Am Schloss. Denn die anderen Gebäude, die Wohnhäuser und die ehemaligen Wirtschaftsgebäude, sehen mittelmäßig bis sehr gut aus. Soweit ich nachlesen konnte, wurde dieses Herrenhaus 2003 verkauft. Über den Besitzer und seine Ambitionen weiß ich leider nichts. Wäre doch schön, wenn jemand dieses Haus und den Garten retten würde.
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Ach so, noch was vergessen: Die oben in der Skizze rechts unten gelb eingezeichnete Bank ist ein sehr schöner Platz für eine Kanne Kaffee und paar gute Gedanken.... Und an Stelle der Ritterschänke steht jetzt der Gasthof "Augustusberg" mit einem angenehmen Biergarten; mehr zum Gasthof HIER.
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In Gedanken ein paar Schritte weiter....Erkennst Du, wer mit mir schon alles eingezogen ist?
