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Jagd im Park und neue Ketzerverfolgung

"Das Märchen vom Rechtsrutsch"

www.twitter.com / @IrenaBuzarewicz
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Auftakt: Schon wer in Deutschland ohne Atemschutzmaske im Park unterwegs ist (wohlgemerkt ohne Drogen oder Waffen), kann von der Polizei gejagt und bestraft werden. Die Verhältnismäßigkeit zwischen dem, was jemand macht oder sagt, und dem, wie öffentlich darauf reagiert wird, ist überhaupt nicht mehr da.

 

Das folgende Video zeigt die Verfolgung eines Siebzehnjährigen im Hamburger Jenisch-Park am letzten Montag, 22.02.2021.

 

Sein Vergehen: keine Maske auf, Freunde umarmt, vor der Polizei weggerannt. Sicher muss er sich verantworten - aber so?

 

***

 

Was ist hier eigentlich los? Nicht erst durch Corona haben wir in unserer deutschen Gesellschaft das richtige Maß verloren. Nicht auf Augenhöhe debattieren können wir, sondern nur noch vernichten. Es gibt weniger Gegner, dafür mehr Feinde.

 

Warum?

 

 

Gleich gibts hier in der kleinen Freitags-Presseschau einen ganz frischen Artikel der NZZ von heute morgen. Chefredakteur Eric Gujer beschäftigt sich darin mit der Veränderung der politischen Landschaft in Deutschland und dem öffentlichen Umgang damit.

 

Heraus kommt das, was viele von uns täglich spüren: ganz normale Lebenspositionen werden plötzlich als "rechts" verunglimpft. Wer gestern noch ein Bürger der Mitte war, gilt heute als Nazi. Weil er Corona anders beurteilt als sein Ministerpräsident, weil er sich nicht impfen lassen möchte, weil er gegen unbegrenzte Einwanderung und die Hofierung des Islam ist. Oder nicht versteht, wieso wir in Deutschland Kraftwerke abschalten und dafür Atomstrom aus dem Ausland teuer einkaufen - das dann Energiewende nennen und die höchsten Preise für Elektroenergie bezahlen. Oder warum die Polizei Kindergeburtstage streng verfolgt und einzelne Jugendliche durch Parks jagt, weil sie keine Maske tragen. Andererseits Clan XYZ mit mehreren hundert Personen Beerdigungen und Hochzeiten feiert und auch kriminelle Clanmitglieder dauerhaft in Deutschland geduldet werden.

 

Aber lies selbst, zuerst wie immer ein kleiner Auszug, danach der ganze Artikel. Heute habe ich noch einen der Leserkommentare aus dem Leserbereich der NZZ mit eingefügt - der fasst das alles gut zusammen.

 

 

 

NZZ / 26.02.2021 "Das Märchen vom Rechtsrutsch", ZITAT:

 

"Die Koordinaten in Politik und Medien haben sich nach links verschoben. Was früher noch Mitte war, gilt heute als «rechts» und wird ausgegrenzt.

 

...

Die Kontinentaldrift in der CDU ist offensichtlich. Aus Überzeugung oder Opportunismus wurden zum Traditionsbestand der Partei gehörende Themen «abgeräumt»: in der Gesellschaftspolitik mit der Frauenquote, in der Wirtschaftspolitik mit dem Lieferkettengesetz, besonders augenfällig in der Migrationspolitik. Was Alfred Dregger und Manfred Kanther, aber auch Helmut Kohl und Heiner Geissler noch als Mitte betrachteten, ist nach den heutigen Massstäben der CDU weit rechts.

 

...

 

In den Medien fällt der Linksruck noch mehr auf. Sie müssen keine Mehrheiten finden, so dass sich die Distanz zur Mehrheit der Bevölkerung noch leichter einstellt. Ansichten, die vor wenigen Jahren schlimmstenfalls als exaltiert gegolten hätten, werden heute als jenseits des Sagbaren gebrandmarkt."

 

Kommentar des Lesers K. H. in der NZZ / 26.02.2021 zum Artikel "Das Märchen vom Rechtsrutsch:

 

"Der "Rechtsrutsch" ist in der Tat nur ein geschickter sprachlicher Rahmen.
In Wahrheit hat sich die Volkspartei CDU (und damit die politische Mitte) ständig nach links entwickelt.
In Wahrheit wird politisch unkorrekte Kultur "gecancelt".
In Wahrheit sollen Begriffe ("Migrationshintergrund" u.a.)  möglichst nicht mehr verwendet werden.
In Wahrheit wird der Diversität und Minderheiten soviel Aufmerksamkeit gegeben wie nie zu zuvor.
In Wahrheit wird die Sprache durch "gendern" immer häufiger verhunzt.
Die Wahrheit ist, dass sich die Gesellschaft immer mehr Richtung links-grün verändert, alle anderen Behauptungen sind Nebelkerzen."