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WAS 19: Entengedanken

Am Teich

 

Schon jahrelang gibt es diese Karte, diesen Gutschein. Hast Du vielleicht schon selber bekommen, verschenkt oder im Laden gesehen. Bei mir liegt eine als Lesezeichen immer abwechselnd in verschiedenen Büchern.

 

 

Gutschein für gar nix oder Gutschein für sehr viel? Gut scheinende Frage.

 

 

Darüber muss ich nachdenken, als ich dieser Tage mal bei den Enten im Park war. Schnöderweise ohne Futter.... Das haben sie mich auch merken lassen. Ein professioneller Entenprüfblick und danach - Desinteresse an meiner offensichtlich brotlosen Person. Früher waren an diesen Teichen auch Schwäne, eine Zeit lang sogar schwarze. Wunderschöne große und majestätische Tiere. Immer ein Paar, dass hier seine Jungen aufzog. 

 

Letztens habe ich dann eine ganze Weile da gestanden und zugeschaut: wie die Enten sich an diesem schönen Tag auf dem sonnenglitzernden Wasser wohlfühlen, Futter suchen und finden, wie sie miteinander schnattern, brabbeln, streiten, kreischen und sich jagen. Oder so bezeichnend "lachen". Meistens machen sie dieses Stockenten-typische "Na-ha-ha-haaa" beim Losfliegen oder Ankommen auf dem Teich. Hat man selber einen schlechten Tag erwischt und hört das, kann man sich durchaus ausgelacht und noch mieser fühlen. Ihr lautes Rufen klingt wie "Ver-sa-ha-ha-ha-gerrrrr".  Was aber sicher den aufrichtigen Enten mit gutem Charakter nicht gerecht wird .....

 

Und wie schön ihr Gefieder in der Sonne glänzt, die grünen und blauen Hälse und Köpfe der Erpel! Aber auch die, die sich heute so froh und stolz recken und ihres Prachtgefieders erfreuen, haben andere Zeiten hinter sich.

 

 

Im Sommer nämlich setzt bei den Enten die Mauser ein. Dann können sie gar nicht oder nur schlecht fliegen und - die schönen Erpel sind nur ein Schatten ihrer selbst. Sie sehen fast genauso schlicht aus wie ihre Weibchen.  An dem gelben Schnabel kann man sie erkennen, den haben nur die Erpel.  Ich wusste das lange nicht und habe mich immer gewundert, wo die Entenmänner plötzlich hin sind und warum auf einmal nur die Damen alleine herumschwimmen. Dabei waren die Erpel nur vorübergehend im sogenannten "Schlichtkleid" und ähnelten jetzt ihren schwarz-braun gemusterten Frauen zum Verwechseln. Da Erpel in der Mauserzeit ihre Ruhe haben wollen und allesamt nicht in Paarungslaune sind, kann es da auch kaum zu Verwirrungen kommen. Nun ja.

 

 

Sind Enten teilweise glücklicher veranlagt als wir Menschen? Deshalb haben sie es doch bestimmt einfacher mit sich selber und bei der Partnerwahl. Das dachte ich jedenfalls bisher. Stimmt aber nicht ganz.

 

Aus Neugierde habe ich mal darüber nachgelesen. Du glaubst es nicht. Wenn ich den berichtenden Forschern vertrauen will, gibt es jede Menge homo- und bisexuelle Beziehungen im Tierreich und auch bei unseren Enten. In Amsterdam lebt ein schwules Geierpärchen, das gemeinsam ein Ei ausgebrütet und das Junge großgezogen hat. Mehr dazu HIER.

 

 

 

Die Stockenten sind monogam, aber - nur für eine Brutzeit. Das heißt, sie "verloben" sich schon im Herbst, bleiben bis zum Frühjahr zusammen. Wenn dann die Eier gelegt sind und die Küken großgezogen werden müssen, sind die Herren der Entenschöpfung verschwunden. Sie bilden über den Sommer "Männerclubs", wo sie ungestört mausern können, ihre Ruhe haben und keine Familienarbeit leisten müssen. Im Herbst gehen sie dann wieder auf Brautschau (nicht unbedingt nach der Partnerin vom Vorjahr - da sind sie flexibel), sobald ihr Gefieder leuchtend nachgewachsen ist.

 

Haben die Erpel sich einmal verliebt, sind sie nicht zu halten. Viele hundert Kilometer folgen sie ihrer Angebeteten in das meist von ihr ausgewählte Brutgebiet. Aber meistens nur einen Sommer. Dann orientieren sie sich neu.

 

Forschungen haben ergeben, dass die Nähe zum Menschen nicht so gut für die Enten ist. Diese werden nämlich sittenlos und übergriffig untereinander, was für einzelne der Tiere tödliche Folgen haben kann.

 

Mit diesem Wissen ist es natürlich die Frage, ob man die Enten im Park füttern sollte? Ich bin mir nicht sicher.

 

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Was noch interessant ist: das 'Wundernetz' genannte Blutkreislaufsystem der Enten, das wie ein Wärmetauscher funktioniert und dafür sorgt, dass die Entenfüße immer gut durchblutet sind, nicht festfrieren und auch das Eis darunter nicht schmilzt. Die Ente ist sozusagen geplant kaltblütig, in den Füßen zumindest, im Winter. Und noch einen Trick kann sie: Mit dem Bürzel produziert der Wasservogel eine Imprägnierflüssigkeit, die mit dem Schnabel im Gefieder verteilt wird. So ist die Ente gegen Nässe, Wind und Kälte geschützt.

 

 

Auch Künstler wurden durch die Ente inspiriert, zum Beispiel der Dichter Christian Morgenstern:

 

 

Die Enten laufen Schlittschuh

auf ihrem kleinen Teich.

Wo haben sie denn die Schlittschuh her -

sie sind doch gar nicht reich? 

Wo haben sie denn die Schlittschuh her?

Woher? Vom Schlittschuhschmied! 

Der hat sie ihnen geschenkt, weißt du,

für ein Entenschnatterlied.

 

 

Und hier, der Maler Thomas Bold:

Thomas Bold / Enten / 2006 (http://jagdmaler-th-bold.de/galerie/greifvoegel/gemaelde-enten-vom-11-7-06)
Thomas Bold / Enten / 2006 (http://jagdmaler-th-bold.de/galerie/greifvoegel/gemaelde-enten-vom-11-7-06)

 

Geh` einfach mal zu den Enten, da kommst Du auf andere Gedanken.