Willkommen im Februar
Maulwurf (guckt auf seinen Bildschirm und prustet wütend): "Hast Du schon gesehn, was Eugen Epp im "Stern" schreibt?"
Yvonne: "Nee. Was hat Herr Epp denn getan, um Dich so zu ärgern?"
Maulwurf: "Pass auf, das glaubst Du ja nicht." (räuspert sich und liest laut vor)
"IM WINTERTIEF -
Ihr dachtet, der Januar war mies? Februar ist der schlimmste Monat des Jahres".
Maulwurf (regt sich auf): "Und das - ist nur die Überschrift. Dann geht es los: Depressionen, Dunkelheit, Vitamin-D-Mangel, schlechtes Wetter, aufgegebene Neujahrsvorsätze, und, und und. (Hier fuchtelt der Maulwurf wütend mit den Händen in der Luft rum.) "Hömma, hier gehts noch weiter:"
"Es gibt sogar einen besonders schlimmen Monat im Jahr – und das ist der Februar. Nie ist die Welt trister, nie ist man erleichterter, einen Monat überstanden zu haben. Das ist euch noch nie aufgefallen? Ist aber so."
(Er schüttelt ratlos den Kopf und wendet sich vom Eppschen Artikel ab.)
Yvonne: "Na und? Vielleicht hat Herr Epp ja in Berlin Probleme mit dem Februar? Oder er hat schlecht geschlafen, Zahnschmerzen oder seine Freundin ist nach Sachsen gezogen. Muss ja uns nicht betreffen. Und, guck mal. Sein Beitrag läuft unter der Rubrik 'Meinung'. Das heisst, er sieht das so, es ist halt seine Meinung. Es steht da nicht als Nachrichtenmeldung, mit dem Anspruch auf Wahrheit. Außerdem ist der Artikel alt, vom 01. 02. 2020."
Maulwurf (überlegt): "Du meinst damit jetzt, ich rege mich sinnlos auf....."
Yvonne (vorsichtig): "Genau. Wenn Herr Epp oder jemand anders meint, der Februar ist schrecklich, die Erde eine Scheibe, grün wählen ist gut für die Umwelt oder BLM verdient den Friedensnobelpreis - es ist seine Meinung. Du hast eben eine andere. Bist Du eine demokratische Person, dann verkraftest Du das....."
Maulwurf (guckt diktatorisch): "Wenns sein muss."
Yvonne (streng): "Ich bestehe darauf. Leute, die sich selbst und ihre Meinung für alternativlos halten, sind mir unerträglich."
Maulwurf (nachdenklich): "Das .... ähemm....stimmt."
(Den Maulwurfs-Aufregerartikel des "Stern" findest Du am Beitragsende hinter dem Button.) Und hier gleich paar Bilder mit "Licht":
Der Maulwurf brummelt vor sich hin und geht Kaffee holen. Und für jeden einen Rollmops, denn der enthält ordentlich Vitamin D. Was hat ihn so aufgeregt? Ganz klar: er liebt den Februar. Denn am 14. 02., am Valentinstag, ist sein Geburtstag!
Aber mal davon abgesehen: ich mag ihn auch, diesen Monat. Er ist mit seinen 28 Tagen so schön gleichmäßig genau vier Wochen lang, wenn nicht gerade Schaltjahr ist und man blöderweise am 29. 02. Geburtstag hat. Der Februar ist zwar noch Wintermonat, hat aber schon ein Stück Frühling in sich. Die Tage sind spürbar länger, das Licht am Nachmittag schon ein vielversprechendes.
Das ist Vorfreude auf den Frühling! Manche Frühblüher wagen sich raus. Erle, Birke, Haselnuss tragen schon ihre unauffälligen Blütenrispen.
Mit dem katholischen Feiertag Maria Lichtmess am 02. Februar beendete man (früher) die Weihnachtszeit und die Zeit der künstlichen Beleuchtung mit Kerzen, die am Michaelistag, dem 29. September, begonnen hatte. Und unsere Schwibbögen daheim verschwinden erst morgen aus den Fenstern.
Auch das keltische Fest Imbolc, gefeiert am 01./02. Februar, gilt als Ende des Winters und Beginn neuen Lebens, mit der dazugehörigen ungebrochenen Kraft des Anfangs.
Also, starten wir in diesen verheißungsvollen Monat!
***
Später sitzen wir mit Kaffee im Februarlicht unseres Wohnzimmererkers. Ich schaue den Maulwurf erwartungsvoll an. Er weiss schon, was jetzt kommen muss.
Maulwurf (wieder freundlich und heiter): "Ein Klassiker als Frühlingsvorbote?"
Yvonne: "Jaaaaa, bitte, unbedingt!"
Maulwurf: "Heute gibts was vom Shakespeare, aus 'Macbeth':"
"Fasst frischen Mut; so lang ist keine Nacht,
Dass endlich nicht der helle Morgen lacht. "
