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Auf Schacht Abraham

Zuhause unterwegs

Abraham-Schacht Freiberg/Sachsen (Quelle: https://commons.m.wikimedia.org/wiki/File:Freiberg_Gesteinstransport_1900.jpg#mw-jump-to-license)
Abraham-Schacht Freiberg/Sachsen (Quelle: https://commons.m.wikimedia.org/wiki/File:Freiberg_Gesteinstransport_1900.jpg#mw-jump-to-license)

 

Heute waren wir auf dem Freiberger Abraham-Schacht. Er liegt in Sichtweite von Schacht David, wohin wir Dich kurz nach Weihnachten mitgenommen hatten. Heute liegt ziemlich hoher Schnee auf dem Schachtgelände, was der Erkundung Grenzen setzt....

 

Hier auf Abraham förderte man seit dem 16. Jahrhundert Silbererz. Das Besondere an Abraham ist, dass die zur Schachtanlage gehörigen Gebäude gut erhalten wurden. Dadurch kann man sich einen Eindruck verschaffen, wie das alles früher mal ausgesehen hat, als man hier noch Bergbau betrieb. Bis 1969. Auch, wenn die Gebäude heute anders genutzt werden, entspricht alles noch der alten Anordnung.

 

In der Scheidebank hat sich ein Antiquariat angesiedelt.

 

Korrektur 01.03.2021 nach dem Leserkommentar von Liebe Suse - vielen Dank dafür!:

 

Das Verwaltungshaus wird schon längerfristig als Wohnhaus genutzt und derzeit gerade wieder umgebaut. Dieses Gebäude wurde von Eduard Heuchler entworfen. Einem Ingenieur, der seine Karriere als eben so ein Bergjunge begann und durch sein Talent und seinen Fleiß in der Bergschule auffiel. Er fand einen Sponsor, der ihm ein Studium ermöglichte. Heuchler hat einige Gebäude und Denkmale in Freiberg geschaffen, zum Beispiel das Grabmal von Herder (und auch das Freiberger Bahnhofsgebäude).

 

Die Setzwäsche verfällt leider genauso wie das älteste Gebäude des Schachtes, das Mannschaftshaus.

 

 

Auch Bergschmiede und Altes Huthaus sind in privater Nutzung, wie es scheint. 

 

Quelle: http://www.unbekannter-bergbau.de/inhalte
Quelle: http://www.unbekannter-bergbau.de/inhalte
Quelle: https://commons.m.wikimedia.org/wiki/File:Himmelfahrt_(Abrahamschacht)_mit_Guthaus_(Mitte).jpg#mw-jump-to-license
Quelle: https://commons.m.wikimedia.org/wiki/File:Himmelfahrt_(Abrahamschacht)_mit_Guthaus_(Mitte).jpg#mw-jump-to-license

 

Hart und gefährlich war die Arbeit der Bergleute.

 

An einem Schalttag, dem 29. Februar 1880, gab es auf diesem Schacht ein schlimmes Grubenunglück. An der Fahrkunst, dem "Fahrstuhl" in den Schacht, riss eine Kette. Die Bergleute stürzten 20 Meter in die Tiefe, es gab insgesamt 11 Tote. Der jüngste Verunglückte 25, der Älteste 56 Jahre alt. Eine Gedenktafel erinnert daran. Nach dieser Katastrophe ersetzte man im Erzgebirgsrevier Stück für Stück die Fahrkünste dieser Bauart durch modernere Seilfahrtanlagen. 

 

 

Zu dieser Zeit arbeiteten auch sehr junge Leute auf Schacht Abraham. Die sogenannten Bergjungen begannen mit 14 Jahren. Das blieb so bis ins frühe 20. Jahrhundert. Dazu habe ich dieses Foto des Freiberger Fotografen Karl August Reymann gefunden, das Bergjungen auf Schacht Abraham im Jahr 1900 zeigt:

 

Freiberger Bergjungen 1900, Bildrechte: Kunstmuseum Moritzburg Halle/Saale
Freiberger Bergjungen 1900, Bildrechte: Kunstmuseum Moritzburg Halle/Saale

 

In der Bildbeschreibung (unter https://st.museum-digital.de/singleimage.php?imagenr=65121) finden wir folgende Informationen:

 

"Die Bergjungen wurden je nach körperlicher Eignung und betrieblichem Bedarf zu Säuberungsarbeiten eingeteilt oder als Helfer in der Förderung eingesetzt. Als sogenannte Sauberjungen wurden weniger kräftige Bergjungen eingesetzt, die Säuberungsarbeiten in den Schächten durchführten. Auch wurden Bergjungen eingesetzt, um schon unter Tage das Erz vorzusortieren.

 

Sie wurden auch oft einem erfahrenen Hauer mitgegeben, um ihm Handreichungen zu machen oder unter seiner Anleitung erste Hauertätigkeiten auszuführen. Die kräftigeren Grubenjungen wurden in der Streckenförderung oder teilweise auch als Helfer bei der Schachtförderung eingesetzt. Hier verrichteten sie Arbeiten wie das Anschlagen von Lasten oder das Bedienen des Haspels."

 

Am Pferdebahntunnel
Am Pferdebahntunnel

 

Der Hunt oder Hund ist der Förderwagen, mit dem das gehaune Material untertage transportiert wurde.  Der Ursprung des Wortes hat nichts damit zu tun, dass etwa Hunde diese Wagen je gezogen hätten. Das ist ein Irrtum.

 

 

Bergmann mit Grubenhund (https://www.pnoconsultants.com/de/neuigkeiten/pno-ist-recomine-partner/)
Bergmann mit Grubenhund (https://www.pnoconsultants.com/de/neuigkeiten/pno-ist-recomine-partner/)

Bildquelle: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Freiberg_H%C3%A4uer_am_Streckensto%C3%9F_1900.jpg

 

Die Grubenhunde, einen sieht man auch hier oben auf dem ersten Bild, wurden bis Mitte des 19. Jahrhunderts ausschließlich von Menschen bewegt. Das war oft eine Strafe für schlecht arbeitende Bergleute, zu dieser Tätigkeit vom Vorgesetzten eingeteilt zu werden. Daher kommt die Redewendung "vor die Hunde gehen".

 

 

Auf www.mineralienatlas.de liest man zur Geschichte des Schachtes:

 

"Die Grube "Abraham" wurde erstmals 1542 in Ausbeute erwähnt. Diese Periode dauerte bis ca. 1600 und brachte etwas über 1 Tonne reinen Silbers aus. 1752 wurde sie mit der Grube "Himmelfahrt", welche nur ein Silberausbringen bis dato von 140 Kilo hatte, konsolidiert und ging in den Verbund "Himmelfahrt Fdgr." auf.

 

Im Jahr 1753 begann man mit den Täufarbeiten für den jetzigen Abrahamschacht. Ein Kunstrad wurde in ca. 45 m Teufe gehängt und mit einen Pumpgestänge bis Übertage verbunden. 1785 wurde ein Pferdegöpel ab 1811 ein Wassergöpel errichtet, vor 1785 wurden sämtliche Arbeiten im Schacht mit einen Handhaspel verrichtet.

 

1828 sollte das Jahr für die "Himmelfahrt Fdgr." werden für das sie später berühmt geworden ist. Auf der 4. Gezeugstrecke fuhr man den extrem Silbereichen "Neu Hoffnung Flachen" an, welcher etwas westl. vom heutigen Abrahamschacht aufgefunden wurde. Dieser Fund machte die Grube über Nacht zum Big Player im Revier. Weitere reiche Funde liessen nicht lange auf sich warten, so wurden die Schleppkreuze auf dem "Frisch Glück Stehenden" und "Erzengel Stehender" aufgefahren sowie die des "Schwarzer Hirsch Stehender mit dem "Seelig Trost Stehenden" und dem "Königsee Stehenden", "Karl Stehenden" und "Christoph Stehenden" gemutet und in Abbau genommen. Letztere Gänge befinden sich nun schon im Bereich der gesamten "Himmelfahrt Fdgr.".

 

Ab 1839 wurde das Wassergöpelhaus zugunsten eines steinernen Treibehauses, so wie es heute noch steht, ersetzt. 1841-42 wurde eine Pferdeeisenbahn zum Erztransport in Betrieb genommen, den Pferdebahntunnel kann man heute noch am Haldenfuß erkennen."