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Auf zum Räuberfelsen!

Dem "Schönen Philipp" auf der Spur

(Quelle:https://www.tu-chemnitz.de/advent/2016/11/lips-tullian.html)
(Quelle:https://www.tu-chemnitz.de/advent/2016/11/lips-tullian.html)

 

Wahscheinlich im Jahr 1675 wurde im französischen Strasbourg ein Kind geboren, das später mal ein berühmter Räuber werden sollte. Er hieß Philipp Mengstein, Elias Erasmus Schönknecht oder auch "der Wachtmeister". Alle Leute in Böhmen und Sachsen kennen ihn unter dem Namen Lips (als Abkürzung für Philipp) Tullian.

 

Als junger Mann leistete Philipp, Sohn eines lothringischen Offiziers, in einem kaiserlichen Dragonerregiment Kriegsdienst in den Niederlanden. Im Zweikampf tötete er im Jahr 1702 versehentlich einen Kameraden und flüchtete deshalb aus seinem Soldatendasein bis nach Prag. Hier schloss er sich mehreren Gaunern und Dieben an, raubte Kirchen und Läden aus und kam bald in die Dresdner Gegend. Nun wurde er gefangen, eingesperrt, gefoltert und wegen seiner Untaten zu lebenslanger Festungshaft verurteilt. Doch er entkam aus der Dresdner Festung mit sieben anderen Gefangenen und wurde Anführer einer Diebesbande namens "Schwarze Garde": der Räuberhauptmann Lips Tullian.

 

Mehrmals wurde Lips Tullian in den kommenden Jahren verhaftet und eingesperrt, entkam aber immer. Mal lebte er scheinbar bürgerlich als Kavalier mit seiner Geliebten Marianne in Leipzig, mal führte er seine Bande, die "Schwarze Garde" bei Beutezügen an.

 

1711 schließlich wurde er erneut ergriffen, diesmal im sächsischen Freiberg. Man brachte ihn auf Schloss Nossen und warf ihn dort ins Verlies. Der Räuberhauptmann gestand seine zahlreichen Untaten, wurde nach Dresden gebracht und hier 1715 öffentlich enthauptet. 20.000 Dresdner Bürger und Kurfürst August der Starke wohnten der Hinrichtung bei.

 

Viele Legenden ranken sich heute noch um "den schönen Philipp". Mehrere Bücher und sogar einen tschechischen Comic gibt es über sein schillerndes Leben.

 

https://books.google.de/books?id=yz9MAAAAcAAJ&pg=PA1#v=onepage&q&f=false
https://books.google.de/books?id=yz9MAAAAcAAJ&pg=PA1#v=onepage&q&f=false

"Des bekannten Diebes, Mörders und Räubers Lips Tullians, und seiner Complicen Leben und Ubelthaten."
Dresden 1716. Gedruckt und verlegt bei Johann Christoph Krause.

Verschütteter Eingang am alten Räuberfelsen
Verschütteter Eingang am alten Räuberfelsen

 

Mehrere Verstecke für sich selbst, seine Komplizen und natürlich die Räuberbeute hatte Lips Tullian. Eins davon befindet sich im Tharandter Wald, zwischen Colmnitz und Naundorf in der Nähe von Freiberg (Sachsen). Hier konnten die Räuber an der Silberstraße reiche Beute machen. Auch der in Prag geborene Räuber Johannes Karaseck, genannt "Prager Hansel", nutzte im späten 18. Jahrhundert dieses Versteck.

 

Wer will, kann dort heute noch auf Räuberspuren wandeln. Allein, zu zweit, mit Kindern kann man ein abenteuerliches Picknick an der "Diebeskammer" oder am Lips-Tullian-Felsen machen. Die ehemalige Räuberhöhle befindet sich zufällig am geografischen Mittelpunkt Sachsens, der mit einer kleinen Säule markiert ist.

 

 

Herrlich wandern lässt es sich im Tal des Colmnitzbaches und auf dem alten Bahndamm einer ehemaligen Zugstrecke, die hier oberhalb des Bachtals entlangführt. Als Startpunkt wählt man beispielsweise den Parkplatz am Naundorfer Bad oder die Bushaltestelle nahe des dortigen Gemeindeamts. 

 

 

Wer weiß, vielleicht findest Du ja einen alten Räuberschatz, wenn Du hier mal herkommst?

 

Uns ist das heute nicht gelungen mit dem Goldfund, dafür aber gabs abenteuerliche Gedanken an das Räuberleben und ein paar schöne Einblicke in Lips Tullians ehemaliges Rückzugsgebiet. Und eine geschmückten Weihnachtsbaum mitten im Wald, neben der Räuberhöhle!

 

Pawel auf Beutezug
Pawel auf Beutezug