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Schwerpunkte

Gedanken zum zweiten Lockdown 2020

 

Diese Woche treten erneut weitere Einschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Ausbreitung in Deutschland in Kraft. In allen Bundesländern steigen die Zahlen der mit COVID19 Infizierten, die in Krankenhäusern behandelt werden müssen. Da die bisherigen Maßnahmen nicht wirksam waren, fährt das Land wieder runter wie schon im Frühjahr einmal. 

 

Die Maßnahmen sind nicht in allen Bundesländern gleich. Seitenweise müssen Verordnungen und Zusatzinformationen gelesen werden, weil so mancher Landkreis extra Anweisungen an die Bürger erteilt. Übersichtlichkeit fehlt, das erzeugt Verunsicherung oder Frust. Während wochenlang Panik geschürt wurde, hat man trotzdem nicht die Maßnahmen ergriffen, die wirken. Stattdessen hackte man auf jedem Kritiker herum - weil man scheinbar die Weisheit mit Löffeln gefressen hatte. Im Gegensatz zu rechten Spinnern, Aluhüten, Coronaleugner und sonstigen "Covidioten".

 

Und jetzt? Nachdem die Politik sich große Versäumnisse vorwerfen müsste, tut sie das, wie gewohnt, nicht. Selbstkritik? Nein. Ganz anders: Der Bürger ist schuld, der Aufsässige, Unverständige, Verdummte. Sicherlich gibt es verantwortungsloses und dummes Verhalten. Sicher aber nicht bei der Mehrheit der Bevölkerung. Nicht jeder, der an bestimmten Maßnahmen Kritik übt, ist deshalb schlecht. 

 

Ein ganzes Stück Verständnis geht bei mir flöten, wenn ich meinem Ministerpräsidenten zuhöre, auch der Kanzlerin oder Herrn Söder. Und wie muss es da erst Bürgern gehen, die schwer von dieser Politik geschädigt wurden und werden? 

 

In komplexen Notlagen werden Fehler von den Entscheidern gemacht. Das ist verständlich, darauf muss man nicht rumhacken. Dass die Verantwortlichen das aber nicht zugeben, daraus nicht lernen - das dagegen verstehe ich nicht. Ein monatelanges Rumgeeier, eine schweineteure App für immerhin 68 Millionen Euro, die wenig nützt. Besonders Gefährdete in Alten- und Pflegeheimen ungenügend geschützt, Tests vor Ort zu wenig oder nicht vorhanden.  Gesundheitsämter am Rand des Nervenzusammenbruchs auf schlechtem technischen Stand, überlastete Krankenhäuser, monatelang ein wildes Testen quer durch die ganze Bevölkerung, Festklammern an der Zahl dieser positiv Getesteten pro Tag. Panikmache mit Flugzeugabstürzen und anderen absurden Vergleichen, aus dem Zusammenhang herausgerissene Todeszahlen.

 

Gastwirte, Künstler, Einzelhändler vor existenziellen Problemen. Kinder und Jugendliche, gerade aus Problemfamilien, in großen Schwierigkeiten. Ein Regeldschungel über Bundesländer, Landkreise, einzelne Städte hinweg. Wer weiß noch, was gerade gültig ist?. Spaltung der Gesellschaft durch Verunglimpfung der Andersdenkenden, Förderung von Blockwart- und Denunziantenmentalität. Gefülsduselei und Hysterie. Eine vergiftete, unproduktive Atmosphäre mit zu wenig Sachlichkeit.

 

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Ganz grob zusammenfassen kann man doch, dass dieses Virus vor allem die älteren, alten und schon vorher kranken Leute schwer schädigt und unter schlimmen Umständen sterben lässt, Statistik HIER. Das heißt nicht, dass Jüngere nicht betroffen sind. Aber sie schaffen es scheinbar besser, wieder einigermaßen gesund zu werden. Also sollte man sich um die Gefährdeten auch vorrangig kümmern, sie besser schützen. Hier Konzepte entwickeln, so wie beispielsweise in Tübingen das gemacht wird. Diese Vorgehensweise schlagen einige Politiker schon seit Monaten vor. Ist auch nicht immer alles perfekt, scheinbar aber ein möglicher Weg.

 

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Versteh mich nicht falsch: Ich bin auch nicht Dr. Allwissend. Und ich habe immer großes Verständnis für Menschen in verantwortlichen Positionen, die Entscheidungen treffen müssen. Auch mal falsche. Man kann es nicht jedem recht machen.

 

Am Abendbrottisch rummeckern ist was anderes als wirklich zu sagen: "So und so wirds gemacht." Hinterher sind sowieso alle schlauer. Immer. So weit, so verständlich. Aber dann muss man auch zu seinen Entscheidungen stehen. Fehler zugeben und sich korrigieren können. Und mit Kritik sachlich umgehen. Und man sollte nicht im großen Stil lügen, Propaganda betreiben - um Menschen in die passende Richtung zu treiben. Nicht in einer Demokratie.

 

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Die "BILD" ist ein Presseprodukt, was ich sonst nicht so besonders schätze. In der Coronazeit ist sie mir allerdings als kritische Berichterstatterin aufgefallen. Gestern ist hier ein Artikel erschienen, der es für mich gut zusammenfasst, was nicht funktioniert bei uns im Land. Bis auf Punkt 4 sehe ich das genau so. Ich zitiere die BILD vom 13. 12. 2020, den ganzen Artikel findest Du nach dem Zitat, siehe Button:

 

"1. Wir müssen die Wochen-Inzidenz von 50 Neuinfektionen nur deswegen wieder erreichen, weil die Gesundheitsämter mehr nicht nachverfolgen können. So hat die Kanzlerin es erklärt. Fast ein Jahr lang wurden Gesundheitsämter, Datenschutz und Corona-App nicht so gestärkt, dass wir MEHR Infektionen nachverfolgen können, ohne die Kontrolle zu verlieren. Mit dem Zielwert 50 werden wir noch Monate im Lockdown verbringen.

2. Wir schließen unser Land, weil unsere Intensivstationen voller werden und immer mehr Menschen an oder mit Corona sterben. Es sterben aber nicht immer mehr Menschen an oder mit Corona, weil sich derzeit viele Menschen anstecken – sondern vor allem, weil sich viele alte Menschen anstecken. Wenn die Politik weiter angstmacherisch davor warnt, „die Alten wegzusperren“, anstatt endlich, endlich, endlich Ältere und schwer Vorerkrankte wirksam zu schützen, werden wir noch viele Monate lang kein halbwegs normales Leben mehr leben.

3. Über Monate haben Landespolitiker grob fahrlässig dabei gehandelt, ihre eigenen Maßnahmen durchzusetzen. Alles, was Infektionen massiv getrieben hat, wie z.B. große Hochzeitsfeiern, ist seit Monaten verboten, wurde aber nicht effektiv unterbunden. Die Worte waren markig, die Taten zaghaft.

4. Der Impfstoff wurde in Deutschland entwickelt. Trotzdem gucken wir derzeit nur zu, wie andere Länder mit dem Impfen beginnen, weil die EU aus Terminfindungsgründen bei der Zulassung trödelt. Wenn doch jeder Tag zählt, ist das unzumutbar. Der erste Deutsche wurde gestern geimpft – in England ...

5. „Man würde mit dem Wissen von heute keinen Einzelhandel mehr schließen“, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn am 1. September. „Das wird nicht noch mal passieren.“ Nun wird der Einzelhandel komplett geschlossen. War unser Wissen vor drei Monaten so katastrophal falsch? Oder handelt die Politik wider besseres Wissen? Für solche Sätze kann ja Corona nichts. Solche Sätze sind hausgemacht in der Politik."