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Mensch und Maulwurf: ein Dialog (17)

Am Buß- und Bettag

 

 

Heute ist, wie immer am  Mittwoch vor dem Ewigkeitssonntag im November, Buß- und Bettag. Der Ewigkeits- oder Totensonntag ist der letzte Sonntag vor dem Beginn der Adventszeit. Bei uns in Sachsen ist das ein Feiertag, arbeitsfrei für so manchen.

 

Dieser Tag hat Tradition, auch wenn er nicht immer dieser Datumsfestlegung folgte. Erst seit Ende des 19. Jahrhunderts einigte man sich darauf. So ein Tag war ursprünglich für Besinnung auf das eigene Tun, das Erkennen von Fehlern und das Streben nach Verbesserung gedacht. Das Gebet sollte dabei unterstützen, auch betete man in besonders schweren Zeiten natürlich um das Elementarste: Frieden, Sicherheit, Gesundheit, ausreichende Versorgung mit dem Nötigsten.

 

Heute hat der Tag seine Bedeutung nicht verloren. Es kommt ganz darauf an, was man daraus macht. Wer wie wir Sachsen das Glück hat, an diesem Tag frei zu haben, für den ist es umso besser.

 

Kann ja nicht schaden, mal über sich nachzudenken. Sich Charakterschwächen, Fehlverhalten und Dämlichkeiten einzugestehen und zu überlegen, wie man sich bessern kann. Immer eine Herausforderung: man selber als Dauerbaustelle. Auch der BER wurde mit neunjähriger Verspätung eröffnet und Rom nicht an einem Tag erbaut. Also lassen wir mal den Mut nicht sinken und arbeiten an uns selbst. Ich weiß, bei mir ist das ein lebenslänglich andauerndes Projekt.

 

Das Gute daran ist, dass man nie fertig wird und immer noch was Sinnvolles vorhaben kann. Wer meint, mit sich selber fertig zu sein, der ist entweder tot oder ein Ignorant. Also, packen wir es an.

 

Weil der Herbst unsere Lieblingsjahreszeit und der Tag wirklich schön ist, haben der Maulwurf und ich unser Feiertagsgespräch draußen geführt. Der Kaffee fehlt trotzdem nicht.

 

Selbstoptimierung tut not.
Selbstoptimierung tut not.

 

Maulwurf (blinzelt in die Sonne): "Schön, dass wir heute freihaben, stimmts?"

Yvonne (nickt zustimmend): "Ja, sonst säßen wir jetzt nicht hier. War aber auch steil hier raufzu....." 

Maulwurf: "Deshalb haben wir jetzt auch diese tolle Aussicht. Wer im Tal langläuft, der ist zwar geschützt und angenehm unterwegs, aber er kann halt nicht vom Berg runtergucken."

Yvonne: "Stimmt. Ist wie im Leben. Man muss das Abenteuer lieben, sonst stirbt man an Langeweile."

Maulwurf (vorsichtig und leise warnend): "Du, ein bissel Obacht ist aber auch angesagt."

Yvonne (lacht erst, dann ernst):  "Ja, Du hast ja recht. Und wir haben schon den ganzen Weg hier hoch darüber gesprochen, was jeder von uns besser, anders machen will, da spielt dieses Thema ja auch eine Rolle. Hab ich noch nicht vergessen."

Maulwurf: "Na, dann ist ja gut. Jetzt trinken wir erstmal Kaffee, der Wind hier oben ist doch ganz schön frisch....." (schüttelt sich)...."Wenn wir dann gemütlich bergab laufen, ohne nach Luft zu schnappen, da überlegen wir weiter, was es für gute Ideen zur Veränderung gibt."

Yvonne: "Und wenn wir jetzt hier eine Weile still sitzen und uns besinnen, dann ist das unser kleines Gebet für diesen Tag."

Maulwurf (entspannt): "So ist es."

***

 

 

Beide sitzen in Wind und Sonne da, sagen nichts und gucken in die herrliche Landschaft. Vogelschwärme hoch oben ziehen ihren Weg. Sie haben eine Flugordnung, eine innere Navigation, eine reale Einschätzung ihrer Kräfte und wissen, wo sie hin müssen. Auch, wenn nicht jedes einzelne Tier es schafft, die Mehrheit kommt an.

 

Und wir? 

 

***

 

Der Maulwurf unterbricht die andächtige Stimmung, indem er mit dem Kaffeerohr hantiert und jedem noch einen Becher eingiesst.

 

Maulwurf (hüpft hin und her): "Und, na, was fehlt?"

Yvonne: "Dein Klassiker!"

Maulwurf: "Korrekt. Pass auf, von Thomas Jefferson:

 

"Of all exercises, walking is the best." 

 

Yvonne: "Da haben wir ja schon mal was richtig gemacht heute......"

 

***