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Wer hat den Längsten?

Warum es Wohnungsnot bei den Einsiedlerkrebsen gibt

Prächtig: Blauer Halloween-Einsiedlerkrebs (Foto: Torsten Schmidt / www.meerwasserlexikon.de)
Prächtig: Blauer Halloween-Einsiedlerkrebs (Foto: Torsten Schmidt / www.meerwasserlexikon.de)

 

"In einem Nationalpark in Thailand mangelt es an Behausungen für Einsiedlerkrebse, weshalb die Bevölkerung nun Schnecken spendet. Was ist da los? Antworten von einem Meereszoologen."

 

 

 

Obige Schlagzeile in der "Süddeutschen Zeitung" machte mich neugierig. Wieso finden diese prächtigen, kleinen Krebse keine Wohnungen? Und wie das bei solchen Themen so ist: kommt man einmal ins Nachdenken und Fragen, dann gerät man vom Hundertsten ins Tausendste.

 

Erstaunliches erfuhr ich über diese Meeresbewohner, die sich ein verlassenes Muschelhaus oder Ähnliches suchen, um darin zu leben. Sie bewegen sich auch damit fort, also muss es "passen" und wird gewechselt, sobald es zu eng wird. Dieser Schutz ist überlebensnotwendig für die Tiere, da sie ein weiches, angreifbares Hinterteil haben und zur leichten Beute für ihre zahlreichen Fressfeinde werden können.

 

Auch gibt es (zum Glück nur bei den Einsiedlerkrebsen) einen direkten Zusammenhang zwischen der Größe des bewohnten Hauses und dem Fortpflanzungsakt. Da bekommt der fiese Satz: "Und auch hier ziehen Sie den Kürzeren." eine ganz neue Bedeutung. Auch Krebse sind nicht immer freundlich, aggressive Hausbesetzer können sie sein. Spannende Sache.

 

Willst Du in die faszinierende Meereswelt und die Wunder der Evolution eintauchen, so lies und guck hier weiter. Weiter unten im Video beobachten wir einen Einsiedlerkrebs beim Umzug und ein paar andere bei der Hausenteignung. Die haben es auch nicht leicht.....

Einsiedlerkrebs, Zeichnung (www.wayfair.de)
Einsiedlerkrebs, Zeichnung (www.wayfair.de)

 

In der "Zeit" schreibt Lisbeth Schröder im Januar 2019: 

 

"Im Folgenden geht es um Männchen mit großem Geschlecht, die sich nicht aus dem Haus trauen. Genauer: um Einsiedlerkrebsmännchen. Sie sind die Stubenhocker unter den Tieren. Die meisten beziehen ein Haus für sich allein, etwa eine alte Schneckenschale. Ihr Hinterteil ist auf diese Weise gut geschützt; hungrige Fische haben keine Chance, am Krebsfleisch zu knabbern. Das einzige Problem: die Fortpflanzung. Damit der Krebs ein Weibchen befruchten kann, muss er sich zumindest teilweise aus dem Haus bewegen.

 

Jetzt hat der Biologe Mark E. Laidre vom Dartmouth College in den USA entdeckt: Männchen mit langem Penis können beim Sex größtenteils im Haus bleiben, Männchen mit kurzem Penis hingegen müssen sich manchmal ganz aus ihrer Bleibe wagen und diese unbeaufsichtigt lassen. Das ist riskant: Ihre Unterkunft könnte ihnen während des Beischlafs gestohlen werden.

 

Nach dem Verlust ihres Hauses drohen den meisten Einsiedlerkrebsen harte Konsequenzen. Da sie auf den Schutz angewiesen sind – manche dehydrieren nach dem Diebstahl und sterben dadurch –, müssen sie sich möglichst schnell eine neue Bleibe suchen. Das ist aufwendig. Und ohne Eigentum können sie nicht am Immobilienmarkt teilnehmen: Da die Krebse bei jedem Wachstumsschub ein neues Haus brauchen, handeln manche Arten mit ihren Unterkünften. Wer aus seinem Haus herausgewachsen ist, gibt es an einen kleineren Artgenossen weiter und übernimmt die Bleibe eines größeren. Auch Gemeinheiten sind hier zu beobachten. Manche Einsiedlerkrebse rotten sich sogar mit anderen zusammen, um einem Außenseiter das Haus zu entreißen. Wer nichts vorzuweisen hat, ist raus aus dem Geschäft.

 

Der Biologe Laidre erforscht den Immobilienmarkt der Krebse. Und er untersuchte die Unterschiede zwischen den Krebsarten: Einige bewohnen ein ganz normales Haus, andere investieren in aufwendige Umbauten – sie höhlen zum Beispiel ihre Muschelschale aus, um sie leichter zu machen. Laidre vermaß zudem die besten Stücke der Krebse millimetergenau. Es handelt sich dabei um "röhrenförmige, erhärtete Vorwölbungen", wie er schreibt."

 

(Quelle: HIER

 

 

Und was es mit der Wohnungsnot auf sich hat, das erfährst Du hier, danach der Häuserkampf: