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Mensch und Maulwurf: ein Dialog (16)

Picknick im November

 

 

"Aber ist aber mein Lieblingswort." sagt Gerhard Gundermann. Zumindest im Film sprach er diesen schönen Satz. Der Maulwurf und ich haben ihn in unseren Zitatenschatz aufgenommen und sagen ihn jetzt öfter.

 

Zum Beispiel am Samstag: da quengelte ein gewisser Maulwurf rum, er hätte ja so Lust auf Picknick. Aber schließlich wäre ja schon November. Gleichzeitig guckten wir beide aus dem Fenster, es war strahlender Sonnenschein und trocken. Und aber ist aber unser Lieblingswort. 

 

Also packten wir das große Kaffeerohr, ein paar belegte Brötchen und für jeden ein Snickers in den Rucksack und machten uns auf den Weg. Zu einem sehr schönen Ort.

 

In Rechenberg, oberhalb der Brauerei, Richtung Nassau
In Rechenberg, oberhalb der Brauerei, Richtung Nassau

 

Und hier gingen wir unseren Lieblingskräuterpfad, sozusagen einen "Sonnenpanoramaweg", von Holzhau in Richtung Rechenberg. Schon sehr oft und zu allen Jahreszeiten waren wir hier, und doch hatten wir kürzlich noch einen Geheimtipp bekommen. 

 

Und zwar von A., einem in der weiteren Umgebung wohnenden Hobbymusiker. Der empfahl uns, vom Kräuterpfad abzuweichen und über die Weide bergauf Richtung Nassau zum Waldrand zu laufen. Die Aussicht wäre fantastisch, ein kleiner Picknickplatz mit Tisch und Bank vorhanden. Und eine ganz besondere Akkustik, schwärmte A., die er zu einer Abendmusik mit seinen Musikerkollegen schon erfolgreich genutzt hätte. Da waren wir gespannt und wollten natürlich dahin. Nur musste mir der Maulwurf fest versprechen, auf die Inanspruchnahme der Premium-Akkustik zu verzichten. Er nickte gleich verständnisvoll: "Damit wir nicht dahinkommen, wo wir nicht hinwollen." Wir nickten beide, wir verstehen uns eben.....

 

Aber jetzt guck Dir das doch einfach mal selber an:

 

 

Bald haben wir den von A. beschriebenen Ort am Waldrand gefunden. Und er hat nicht übertrieben. Ein wunderschöner Platz, mit und ohne Picknick. Wir haben ja Speis' und Trank mit, entscheiden uns aber für unser Lager lieber für eine Stelle ein Stück abseits des Weges, wo Bank und Tisch für den Wanderer stehen. Hier befindet sich nämlich gleich nebenan ein sehr faszinierendes Objekt: ein Hochstand. Schon früher zogen die kleinen Holztürme mich magisch an. Deshalb auch heute. Es sollte hier nicht weiter erwähnt werden, dass ich mir beim Hochklettern ein Loch in die Klamotten riss, denn durch die blendende Sonne sieht man hervorstehende Nägel recht schlecht......Aber irgendwas ist ja immer. Alles nicht so schlimm. 

 

Wir wurden mit bester Aussicht und schönstem Wetter belohnt. Der Kaffee im Rohr war noch heiß, die Brötchen mit so einer Kümmelsalami lecker und die Snickers nicht zermatscht. Kein Mensch weit und breit. Also alles perfekt an diesem wunderschönen Tag.

 

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Ein wirklich perfekter Platz
Ein wirklich perfekter Platz

 

Wir saßen in der Sonne, aßen und tranken. Sprachen über alles mögliche: die Arbeit, Corona, die Präsidentschaftswahl in den USA, die kleine Rechenberger Brauerei, das schöne Ökobad hier, das gerade vorübergehend verlassene Lindenhotel, über Leute, die wir kennen und an die wir so denken. Das soll hier alles nicht im Detail wiedergegeben werden. Nur soviel: Aber ist aber unser Lieblingswort.

 

Natürlich kommen auch wieder die Schätze unserer Sprache zum Ausdruck:

 

Maulwurf (satt nach dem Verspeisen auch des letzten Brötchen- und Snickerskrümels): "Hach, was für ein toller Platz. Da müssen wir uns noch beim A. bedanken....Wie siehts aus, kleiner Klassiker zur Abrundung der schönen Stunde?"

Yvonne: "Aber immer, mein Guter."

Maulwurf: "Heute mal was von Freifrau Marie von Ebner-Eschenbach: 

 

"Wenn die Zeit kommt, in der man könnte, ist die vorüber, in der man kann..."

 

Yvonne: "Sehr weise. Genau deshalb machen wir heute Picknick, weil es morgen schon stürmen und schneien könnte."

 

Der Maulwurf nickt, es sagt doch tatsächlich keiner "aber....".

 

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