Heute: Am Reformationstag
Heute ist der 31. Oktober. Unser Lieblingsmonat geht zu Ende, gleich mit zwei Festtagen: dem Reformationstag und Halloween. Während ich eine Kaffeekanne und einen Teller mit Reformationsbrötchen auf den Tisch stelle, guckt der Maulwurf gespannt zum Fenster raus.
Maulwurf: "Wann kommen eigentlich die Hexen und Geister? Erst, wenn's dunkel ist?"
Yvonne: "Wahrscheinlich. Ich hab heute noch keinen von denen gesehn....."
Maulwurf: "Hast Du da Angst?"
Yvonne: "Nee. Glaub mir, die real existierenden Personen sind viel fürchterlicher."
Maulwurf: "Na jaaaaa...."
Yvonne: "Glaub es ruhig. Mit Geistern lässt sich auskommen. Meistens. Schlimmstenfalls vertreiben wir sie."
Maulwurf (skeptisch): "Und wie?"
Yvonne: "Mit Knoblauch, hellem Licht, lauter Musik. Vielleicht trinken sie aber auch Kaffee mit uns und sind ganz freundlich. ..... Sag mal, was machst Du da eigentlich?"
Der Maulwurf kramt in der Schreibtischschublade und zerrt mühsam ein kleines dunkles Glas heraus. Das Füllertintenfass?
Maulwurf (geschäftig): "Ja....." (es ruckelt und kracht)"....., guck nicht so .... Du weißt doch, dass der Luther den Teufel mit dem Tintenfass beschmissen hat, damit der verschwindet. "
Yvonne: "Ok......verstehe. Na, dann..... stell es mal bereit, kann ja nicht schaden."
Maulwurf: "Genau. 'Das Glück liebt den Vorbereiteten.'
Yvonne: "Alte Instandhalterweisheit?"
Maulwurf: "Ja, auch. Aber ursprünglich ist es ein chinesisches Sprichwort."
Yvonne: "Na, dann.....Komm, jetzt beiß' mal hier ins Brötchen, sonst bist Du dann zu schwach zum Fasswerfen."
Maulwurf (beißt kraftvoll in die Puderzuckeroberseite und verdreht genießerisch die Augen): " Die sind so lecker, das sag ich Dir.. Aus der Bäckerei Schmieder, die besten....."
Yvonne (nickt zustimmend): "Und Du kommst wieder zu Kräften, das ist wichtig."
Maulwurf: "Diese süßen Brötchen haben wir ja auch wegen Martin Luther, stimmts?"
Yvonne: "Ja, im Prinzip schon. Ohne Reformator keine Reformation, also auch keine Reformationsbrötchen."
Maulwurf: "Logisch."
Yvonne: " Dem Luther haben wir aber noch eine ganze Menge mehr zu verdanken."
Maulwurf (gierig): "Gibts noch Reformationstorte oder Lutherbraten?"
Yvonne (lacht): "Nee. Aber unser heutiges, aufgeklärtes Denken hat schon viel mit Luther, der Reformation und dem so entstandenen Protestantismus zu tun. Ohne das wäre eine spätere Aufklärung schwer möglich geworden. Weil Luther die Religion verständlich gemacht hat für alle Leute. Damit hat er sie zum Zuhören und Nachdenken, manche sogar zum Lesen gebracht. Martin Luther hat den Gottesdienst in Deutsch gehalten, Predigten und Liedtexte in verständlicher, in deutscher Sprache! Eine Neuheit. Für viele Menschen damals ein Halt und Trost in ihrem schweren, unprivilegierten und gefährlichen Leben. Und er hat die Machtstellung der Kirche, deren Verschwendung und Prachtentfaltung, ihre Vertreter in deutschen Landen und Rom, sogar den Papst selber kritisiert. Weil diese Kirchenobersten oft unehrlich gelebt, gelogen und die Menschen ausgebeutet haben."
Maulwurf (nickt kauend, etwas Puderzucker klebt auf der Maulwurfsnase): "Der Luther war halt ein cooler Typ."
Yvonne: "Auf jeden Fall. Er ist für seine Sache eingestanden, hat dafür gekämpft. Das hat ihn fast das Leben gekostet. Er wurde verfolgt, angegriffen und angeklagt. Luther hat auch Angst gehabt und war manchmal verzweifelt."
Maulwurf: "So wie wir alle auch, stimmts?"
Yvonne: "Ja. Er kann heute noch unser Vorbild sein. Du weißt schon: mutig und tapfer zu sein heißt nicht, keine Angst zu haben....
Maulwurf (stimmt ein, beide sprechen gemeinsam): "...SONDERN SIE ZU ÜBERWINDEN!"
Beide verspeisen andächtig die gezuckerten Reformationsbrötchen. Der Kaffee ist hervorragend.
Maulwurf: " Noch ein Klassiker gefällig, passend zum Tag?"
Yvonne: " Oh ja, bitte.... "
Maulwurf: "Pass auf, von Martin Luther selber:"
"Furcht tut nichts Gutes. Darum muß man frei und mutig in allen Dingen sein und feststehen."
Na, dann: sein wir frei und mutig und stehen wir fest!
