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"Wellenbrecher-Lockdown" ab kommendem Montag

Entscheidungen der heutigen Coronakonferenz

Nach den heutigen Beratungen der Verantwortlichen in Bund und Ländern, der "Coronakonferenz", steht es fest:

 

Ab kommendem Montag, dem 02. 11. 2020, gilt ein "Wellenbrecher-Lockdown".

 

Der soll, wie sein Name schon sagt, die neue Coronainfektionswelle brechen, die Ansteckungen reduzieren, die Anzahl der Infizierten bzw. positiv Getesteten verringern. Um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten. 

 

Zusammengefasst:

 

Es gelten verschärfte Kontakteinschränkungen, aber man kann raus.

Kultureinrichtungen, Sportstätten und Gastronomie werden geschlossen. Außer-Haus-Speisenverkauf geht.

Arbeit, Schule und Kita dürfen weiter sein.

Einzel- und Großhandel, auch Friseure, bleiben auf.

 

Sicher will niemand die Überlastung des Gesundheitswesens. Momentan werden 1569 Menschen wegen COVID19 in Deutschland intensivmedizinisch behandelt, die Zahlen steigen. Noch gibt es genug Aufnahmekapazität, mehr dazu HIER. Aber wie lange?

 

Es ist also wichtig, etwas zu tun. Nur was? Denn hinsichtlich der Wirksamkeit der ergriffenen Maßnahmen gibt es Fragen.

 

***

 

Was erstens auffällt, ist die Tatsache, dass bisherige Lockdown-Maßnahmen in dieser Richtung weltweit nicht besonders erfolgreich waren. Auch in Deutschland sieht man, dass Bayern mit den härtesten Coronaschutzmaßnahmen die höchsten Infektionszahlen bezogen auf die Einwohnerzahl im Land hat. Auf Europaebene gilt das für Spanien, zum Beispiel.

 

Auch ist mir nicht verständlich, warum in einem Theater, Konzertsaal, Kino oder einem Restaurant die Ansteckungsgefahr größer sein soll als in Schulen und an den verschiedensten Arbeitsplätzen. Oder beim Friseur. Oder in der Kirche, in die man auch weiterhin darf. Mal ganz abgesehen von öffentlichen Verkehrsmitteln, wo Abstände nicht einzuhalten sind. Klar kann man jetzt argumentieren, dass die Wirtschaft am Laufen gehalten werden muss. Und dass es für die Entwicklung und psychische Gesundheit der Kinder absolut wichtig ist, dass Kitas und Schulen aufbleiben. Aber dann verrecken Kultur und Gastronomie eigentlich umsonst, weil die Ansteckungen woanders weitergegeben werden?!

 

Mediziner und Wissenschaftler fordern schon länger einen anderen Umgang mit der Pandemie, ein Umsteuern in der Politik.

 

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung und zwei bekannte Virologen haben dazu jetzt ein Positionspapier verfasst. Es ist die Rede davon, die besonders Gefährdeten auch besonders zu schützen und für alle anderen bestimmte Grundvorsichtsmaßnahmen wie die Hygiene einzuhalten, aber das Leben aller nicht so stark einzuschränken wie jetzt. Von Lockdowns raten diese Experten ab. Mehr dazu HIER.

 

Die erneute Schließung von Gastronomie und Kultur stellt viele Menschen vor große Probleme hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen Existenz. Angesichts der Ungleichverteilung der Einschränkungen ist ein Verstehen dieser harten Einzelmaßnahmen  auch schwer. 

 

Musiker und Komponist Till Brönner äußerte sich heute auf Instagram dazu:

 

Jazztrompeter Till Brönner (Bild: https://www.neuepresse.de/Menschen/Leben-in-Hannover/)
Jazztrompeter Till Brönner (Bild: https://www.neuepresse.de/Menschen/Leben-in-Hannover/)

 

"Wenn ein gesamter Berufszweig per Gesetz gezwungen wird, seine Arbeit zum Schutze der Allgemeinheit ruhen zu lassen, dann muss doch die Allgemeinheit dafür sorgen, dass die Menschen nach Corona noch da sind....Wie kann man einzelnen Konzernen Milliarden in den Vorgarten werfen und der Veranstaltungsbranche Arbeitslosengeld II anbieten?"... Wir Musikkünstler sind weder arbeitslos, noch hatten wir vor Corona ein Nachfrageproblem. Wie so einige andere Branchen übrigens, die in Wahrheit nicht an Corona, sondern durch Schläfrigkeit oder Gier in Schieflage geraten sind.......Das ist kein Luxusproblem, das ist ein Kernproblem."