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Palast-Erweiterung

Das Berliner Kanzleramt wird verdoppelt

Foto: Schultes Frank Architekten (www.morgenpost.de)
Foto: Schultes Frank Architekten (www.morgenpost.de)

 

Kennst Du den kürzesten Witz aller Zeiten?

 

 

"Berlin baut."

 

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Kein Witz aber ist die geplante Erweiterung des Kanzleramtes, aber lies selbst, was Kolumnist Gunnar Schupelius  in der BZ (www.bz-berlin.de/berlin/kolumne) am 11. 10. 2020 schreibt:

"Das Bundeskanzleramt im Spreebogen wird verdoppelt. Es soll um einen Anbau erweitert werden, der genauso groß ist wie das bestehende Gebäude.

Für diesen "Anbau" sind 600 Millionen Euro Baukosten veranschlagt. Der Bundesrechnungshof geht von einer noch größeren Summe aus und hat das Projekt massiv kritisiert. Die Berliner Morgenpost zitierte dazu aus einem Prüfbericht.

Dennoch wird der gewaltige Anbau mit seinen Kosten in der Öffentlichkeit nicht kritisiert, die Debatte darüber fällt aus, ob das Gebäude sinnvoll und zu rechtfertigen ist. Woher rührt dieses Schweigen?

Der Journalist Gabor Steingart deutet eine Beißhemmung der Kommentatoren gegenüber der Regierungschefin an. Er hat errechnet, dass das Bundeskanzleramt mit 25.347 Quadratmetern Grundfläche jetzt schon achtmal größer ist als das Weiße Haus in Washington und zehnmal größer als Downing Street in London.

Mit der Erweiterung auf insgesamt 50.000 Quadratmeter Grundfläche wäre der deutsche Regierungssitz also 16 Mal größer als das amerikanische und 20 Mal größer als das britische Pendant. Wozu braucht Deutschland eine so große Regierungszentrale?"

Blick auf das Bundeskanzleramt (Foto: picture alliance / imageBROKER .)
Blick auf das Bundeskanzleramt (Foto: picture alliance / imageBROKER .)

 

Das Kanzleramt, so wie es jetzt ist, finde ich sehr gelungen. Ein schöner, moderner Bau. Von außen beeindruckend und cool, von innen sicher funktionell und schön. Manche Berliner nennen es "Waschmaschine", wegen des gerundeten großen Fensters in weißer Fassade.... 

 

Einen "Anbau" soll es bekommen, damit die zunehmende Zahl an Regierungs-Mitarbeitern Platz hat. Mit mehreren Wintergärten, Fitness-Studiios, eigenem Kindergarten, einer zweiten Kanzlerwohnung...Nicht, dass ich niemandem was gönne - nur: Wenn das Kanzleramt jetzt schon von der Grundfläche her acht mal größer ist als das Weiße Haus des amerikanischen Präsidenten, wozu braucht man es noch größer?

 

Kanzleramtschef Helge Braun erläutert:

 

 

 

In einer Zeit, die durch die Pandemie-Maßnahmen und dadurch verbundene Einbußen im finanziellen und ideellen Bereich gekennzeichnet ist, da sollten die Herrschenden doch sensibler sein, oder? Zwar verzichteten sie auf ihre alljährliche Diätenerhöhung im Frühjahr 2020, dann aber.....wollen sie das derzeitige Kanzleramt so erweitern und den Regierungssitz ganz satt auf das Doppelte vergrößern.

 

2028 soll der Bau fertig sein.

 

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Ein ganz anderer Aspekt, der mir aber bei einer so großen Immobilie wie dem Kanzleramt - mitten in Berlin - einfällt: In Deutschland gibt es bisher keine Statistik der Wohnungs- bzw. Obdachlosen, nur Schätzungen. Keine größere Stadt unseres Landes weiß, wieviele Menschen auf ihren Straßen leben und weder eigene Wohnung noch Notunterkunft haben. Anfang 2020 wurde in Berlin erstmals eine Zählung durchgeführt. Gefunden und gezählt wurden ca. 2000 Obdachlose, Quelle HIER. Man geht von einer wesentlich höheren Dunkelziffer aus, dabei ist die Rede von 4000 - 10.000 allein in Berlin.

 

 

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www.nichtlustig.de (Joscha Sauer)
www.nichtlustig.de (Joscha Sauer)