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Schon länger her .....

Zwei uralte Geschichten aus H.

In H. / Geiststraße (Bild: www.pinterest.de / zahngesundheit)
In H. / Geiststraße (Bild: www.pinterest.de / zahngesundheit)

 

   In einer Zeit, als man noch mit D-Mark bezahlte, da geschah es:

 

 

Eines Tages gingen mein damaliger Freund und Kommilitone U. und ich durch eine Unterführung in der Stadt H.. Hier lungerten alle möglichen Leute herum, auch ein kleines Grüppchen ganz junge Punks - keiner älter als fünfzehn, sechzehn Jahre alt. Da U. und ich zu dieser Zeit auch so ähnlich aussahen, fassten sie wahrscheinlich gleich Vertrauen zu uns. Wir waren immerhin schon Anfang zwanzig - ich erinnere mich an selbst gefärbte, enge, scheckige oder rot-schwarz gestreifte Hosen, Ledergürtel mit Nieten und Ringen, Motörhead-Gürtelschnallen, T-Shirts mit Sprüchen wie "Arbeit adelt, ich bleibe bürgerlich", wirre Frisuren.

 

Ein dünner Langer mit rot-schwarzem Hahnenkamm kam direkt auf uns zu und bettelte uns an: "Habt Ihr mal ne Mark...?" Bevor ich dem "Kleinen" etwas geben konnte, sprach U. mit strenger Stimme: "Ihr solltet Euch wirklich schämen, hier so herumzubetteln!!! In Eurem Alter...." - er guckte mich kurz von der Seite an und grinste - "da haben WIR uns unseren Schnaps schon alleine geklaut!" Der Hahnenkamm guckte sehr konsterniert, dann mussten alle lachen. Ich hab ihm aber trotzdem noch ne Mark geschenkt.....

 

***

 

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   In einer Zeit, als man das Wort "Gott" noch nicht mit Gendersternchen versah, da ereignete sich folgende kleine Begebenheit:

 

 

Es war Winter. Schnee lag, Wind wehte, Fußwege und Bordsteinkanten waren vereist in der Stadt H. am Fluss S.. Die Eltern von U. gingen durch die Innenstadt, warum und wohin und an welchem Tag genau, ist nicht überliefert. Und auch nicht so wichtig.

 

Plötzlich strauchelte der Vater, rutschte aus und fiel der Länge nach auf den vereisten Weg. Die Mutter beugte sich erschrocken zu ihm herunter, um ihm aufzuhelfen. Dabei seufzte sie geschockt und rief laut: "Oh, mein Gott!!!". Er - richtete sich umständlich wieder auf, schaute seine Frau an und sprach: "Karin*, wenn wir in der Öffentlichkeit sind, dann reicht es, wenn Du mich Helmut* nennst." Sie war sprachlos, wunderte sich aber nicht -  kannte sie doch ihren Mann schon einige Jahre....

 

U. erzählte mir das einige Tage später, als wir uns im Hörsaal wiedertrafen. Ich fand die Geschichte so witzig, dass ich sie mir wohl bis heute gemerkt habe - denn ich erinnerte mich daran, als ich kürzlich im Spiegelfechterei-Artikel den Genderstern widerstrebend an "Gott" klebte. An den Namen Helmut und Karin klebt auch ein Stern. Aber der sagt nur aus, dass die betreffenden Personen hier eigentlich anders heißen.

 

Kann sein, U. hat die Geschichte damals erfunden oder geklaut - aber sein Vater ist wirklich ein sehr humorvoller Mensch mit Witz und Schlagfertigkeit. Es könnte also so gewesen sein......

 

In H. / Foto: Werner Schönfeld, 1980er Jahre (www.hasenverlag.de)
In H. / Foto: Werner Schönfeld, 1980er Jahre (www.hasenverlag.de)